Rudis Traum (n) Gewässer

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  • Nachdem letztes Jahr das erste Jahr in meiner Angellaufbahn war, in dem ich zum grösste Teil mit der Fliegenrute beim Fischen war, möchte ich euch heute von einem unvergesslichen Erlebniss erzählen! Eigentlich hat meine Leidenschaft fürs Fliegenfischen im vorletzten Jahr erst so richtig begonnen, nachdem ich, mit 4 Freunden, einen Kurs beim Rudi Heger in Siegsdorf gemacht habe. Obwohl ich schon einige Male zuvor mit dem leichten Gerät unterwegs war, lernte ich bei dem Kurs sehr viel über das Werfen und auch das Präsentieren der gefiederten Schönheiten. Es war, wenn man es ehrlich betrachtet, ein riesiger Schritt, der mir vor alle den ermüdungsfreien Spass des Fliegenfischens aufzeigte.


    Das Fliegenfischen hat sehr viele Seiten, die mich regelrecht begeistern. Ganz besonders gefällt mir, wie man mit der Natur förmlich verschmilzt, wenn man in der Waathose langsam durch das Gewässer pirscht. Ein Grossteil des Erfolges hängt davon ab, wie man das Gewässer, das Wetter und die aktuelle Situation beobachtet. Man bekommt ein Auge für die Natur und den Wandel, der sich im Laufe des Jahres vollzieht, und erlebt das Fischen auf diese Weise besonders intensiv.


    Nachdem ich in diesem Jahr schon etliche wunderschöne und auch einige kapitale Salmoniden überlisten konnte, wollten mein Angelspezl und ich auf jeden Fall noch einmal einen Kurs machen um unser gelerntes Wissen zu vertiefen. Wenn man beim Fischen ist, dann hat man meistens nicht die Muße sich mit seiner Technik auseinander zusetzen und so meldeten wir uns zum " Perfektionskurs " , wieder beim Rudi Heger, an. Eigentlich wollten wir im Frühjahr zum Rolf Renell an die Kyll fahren, was aber aus zeitlichen Gründen dann nicht klappte ( Dieses Jahr ist auch noch ein Jahr ). Nachdem wir das letzte mal beim Heger sehr zufrieden waren und es für Wiederholungstäter einen satten Rabatt gibt lag es auf der Hand wieder an die schönen Traungewässer zu fahren.


    Am Samstag den 30. August war es dann soweit und wir starteten um 7 Uhr Richtung Traunstein bei strahlendem, wolkenlosen Wetter. Als wir dann um kurz nach 8 am Geschäft in Siegsdorf angekommen waren, wunderten wir uns erst einmal! Da war fast kein Auto zu sehen. Beim letzten mal platzte der Parkplatz fast aus allen Nähten und heute sahen wir nur eine handvoll Fahrzeuge. Der Laden liegt im Zentrum von Siegsdorf direkt an der weissen Traun und die war in bester Kondition. Nachdem es aussnahmsweise mal nicht geregnet hatte war der Wasserstand und die Sichigkeit vom Feinsten. Der Kurs war so gegliedert, dass am Vormittag auf einem nahegelegenen Sportplatz das Werfen geübt und dann, nach einem gemütlichen Mittagessen und etwas Knotenkunde, am Nachmittag an den wunderschönen Traungewässern zum Fischen gegangen wurde. Beide Tage waren so strukturiert.


    Nach einer netten Begrüssung, den Anmeldeformalitäten und einer Tasse Kaffee ging es dann los. Die 2 Gruppen waren mit insgesamt 11 Teilnehmern recht klein gehalten, was eine hervoragende Betreuung erwarten liess. Unser Guide, der Arno Seewald, erzählte kurz ,in Zusammenarbeit mit dem Rudi Heger, die Geschichte des Fliegenfischens im Kurzdurchlauf und es wurden die verschiedenen Wurfstile und ihre Unterschiede vorgeführt. Dann ging es los mit dem Wurftrainig. Zuerst wurden die Anfänger aus unserer Gruppe instruiert und dann widmete sich unser Guide intensiv unserem Wurfstil und unserern Wünschen. Schon nach kurzer Zeit konnten die hilfreiche Tips und Tricks zur Verbesserung erfolgreich umgesetzt werden. Es war eine wahre Freude. So grosse Fortschritte in so kurzer Zeit, damit hätte ich nicht gerechnet. Dabei hatten wir ganz unterschiedliche Probleme. Aber wie so oft sieht ein aussenstehnder Fachmann das ganze aus einer anderen Perspektive und kann mit seiner Erfahrung schnell den richtigen Tip geben.


    Schon allein für den Vormittag hatte sich der Kurs gelohnt!



    Nach einem hervorragenden Mittagessen und der Knotenkunde, mit praktischer Übung, ging es dann zum Fischen an die weisse Traun. Wir fischten mit unserer Gruppe vom Parkplatz vor dem Geschäft abwärts. Ein wunderschöner Abschnitt mit verschiedensten Bereichen. Von tiefen Gumpen, über langsamere Rieselstrecken bis hin zu kleinen Rauschen war alles geboten, eine wahre Augenweide. Wir verteilten uns auf der Strecke und der Guide kam dann von einem zum anderen um in einem persönlichen Gespräch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Schon relativ schnell machte ich mit einer Goldkopfnymphe den ersten Kontakt zu einem Fisch. Eine wunderschön gezeichnete kleine Bachforelle kam zum Vorschein und wurde noch im Wasser wieder released. Doch grade die grossen Fische waren nicht leicht zu überlisten. Als der Arno bei mir war, zeigte er mir, wie man mit Hilfe des Reach Casts effektiv die Taschen auf der gegenüberliegenden Seite ausfischt. Ich war begeistert. Teilweise blieb die Fliege 5 mal so lang in der Tasche stehen, wie es mir vorher möglich war. Sie trudelte im Kreis und spielte verführerisch an der Oberfläche. Bei der dritten Tasche war es dann soweit.


    Meine erste Traunforelle auf die Trockenfliege. In Zeitlupentempo schlürfte sie die Fliege von der Oberfläche. Mir viel das Herz fast in die Hose bei dem Anblick. Nach einem kurzen aber knackigen Drill konnte ich eine wunderschöne Regenbogenforelle mit der Hand landen. Was für ein Start. Wir fischten so, in aller Ruhe, die Traun hinunter und vergaßen die Zeit völlig. An einer sehr schönen Stelle konnte ich dann wieder mal eine der traumhaft schönen, kleinen, Bachforellen an den Haken locken, als auf einmal ein schwarzer Schatten von hinten kam und sich die Kleine packte. Nur der halbe Kopf schaute noch aus dem Maul raus! Es war unglaublich, das Gewicht an meiner 4er Rute war auf einmal um ein vielfaches schwerer und die Raubforelle wollte ihre mühsam eroberte Beute nicht hergeben. Nach einem hin und her liess sie aber dann doch wieder los und spuckte die Kleine wieder aus. Ich war geschockt !



    Nach einer kleinen Verschnaufpause liess ich dann meine Nymphe wieder durchs Wasser driften und schon nach einigen Versuchen gab es dann einen heftigeren Wiederstand! Am Anfang war mir noch nicht klar wie viel Kraft diese schönen Fische in dem glasklaren Wasser entwickelten. Je länger der Drill ging, desto wilder wurden die Fluchten. Mit einem Surren lief die Bremse obwohl der Fisch gegen die Strömung schwamm! Nach einer vehementen Gegenwehr konnte ich sie dann aber doch langsam zu mir dirigieren. eine traumhafte Regenbogenforelle der 50er Klasse lag da vor mir! Nach einem kurzen Bild durfte sie wieder ihre Bahnen ziehen und verschwand mit einem energischen Schlag der Schwanzflosse. Was für ein Tag.


    Wir fischten so weiter, bis es fast komplett dunkel war, und wollten gar nicht mehr weg von diesem schönen Gewässer. Aber als man dann so gut wie gar nichts mehr sehen konnte sind wir zurück zum Hotel, was gleich im Ort war. Bei einem kühlen Weissbier und einem Late Night Schnitzel liessen wir den Abend dann mit den anderen Kursteilnehmern im Biergarten ausklingen.


    Der nächste Morgen begrüsste uns dann wieder mit einem herrlichen Wetter. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann los zum Sportplatz. Der erste Teil des Tages wurde dann mit weiteren Wurfübungen und vielen sehr aufschlussreichen unterhaltungen verbracht. Auch der Meister selber, Rudi Heger, war da und lies es sich nicht nehmen mit dem Alex auch mal eine Runde zum Werfen zu gehen. Nachdem seine Rute so verführerisch in der Sonne geblitzt hat, wollte er doch mal sehen wie sich das Stöckchen so wirft. Die Unterhaltung mit ihm über das leichte und das ultraleichte Fliegenfischen mit Ruten bis zur 3 fach Null war sehr interessant.




    Als Highlight des Vormittag wurde es uns ermöglicht das komplette aktuelle Programm der Firma Sage zu testen. Sicherlich sind die meisten Ruten nicht grade ein Schnäppchen, aber es war eine tolle Erfahrung Ruten mit unterschiedlichen Aktionen in gleichen Klassen zu vergleichen. Man kann nicht sagen, dass eine teure Rute immer eine bessere Wahl ist. Sie muss zu einem passen. Mit der einen oder anderen Rute bin ich gar nicht zurechtgekommen, mit anderen auf Anhieb sehr gut.


    Nach diesem lehrreichen, interessanten und sehr unterhaltsamen Vormittag haben wir uns erst mal bei einem netten Italiener gestärkt. Dann gings los mit der Fischerei! Diesmal gings an die Deutsche Traun. Ein absolutes Traumgewässer und die Bedingungen war hervorragend. Schon dererste Blick von der Brücke liess mir den Atem stocken. Da standen sie wie die Orgelpfeiffen aufgereiht. Ein dickes Torpedo neben dem anderen. Nach kurzer Absprache mit unserem Guide liessen wir den Kursteilnehmer als erstes Werfen, der bisher noch nicht erfolgreich gewesen war. Doch er konnte keine der Dicken Trutten an die Fliege locken. Es war auch nicht leicht. Fünf Leute standen auf der Brücke und gaben ihm " schlaue " Tips, während er mit seinem Gerät kämpfte. Er hatte erst den zweiten Tag überhaupt in seinem Leben eine Fliegenrute in der Hand. Nach einigen Versuchen gab er auf und liess jemand anderen einen Versuch wagen.


    Der Alex nutzte die Gunst der Stunde. Die Fische sind sehr "spooky", vor allem die Grossen, da sie schon so manche Fliege gesehen hatten. Nachdem keine Streamer erlaubt sind und wir vor allem Trocken fischen und fangen wollten, probierte der Alex eine sehr grosse Trockene. Vielleicht bekommen sie ja Interesse! Laut Guide sind maximal drei Würfe möglich, da die Fische dann gespannt haben, dass da ein Fischer steht! Manchmal hat man aber nur einen Versuch. Beim zweiten Versuch konnten wir alle von der Brücke aus das Schauspiel beobachten, wie sich eine gewaltige Regenbognerin die Fliege von der Oberfläche schlürfte. Zack, der Anhieb sass und loss ging das Tänzchen. Die Fische wussten genau wie man sich die Strömung zu nutze macht, aber nach einem aufregenden Drill konnte eine unglaublich dicke und grosse Traum - Traun Forelle mit der Hand gelandet werden! Was für ein Brocken! Die Freude war gross. Das waren ein Fisch, von dem man träumt ihn an der Rute zu haben!



    Die Stelle jedoch war erst mal so beunruhigt, dass ein weiterer Versuch ausschied. Deshalb sind wir dann, nach einem Beruhigungskippchen, ein wenig flussaufwärts gegangen und haben dort in aller Ruhe dieses tolle Gewässer befischt, während der Rest der Gruppe flussabwärts marschierte. Wir hatten den einen oder anderen Biss, es liess sich aber kein weiterer Fisch überlisten. Als wir dann wieder flussab wanderten, wollte ich auch noch einen Versuch an der Brücke wagen. Es war ein wenig Zeit vergangen und dort stande eine Reihe wirklich grosser Fische.


    Also auch eine dicke Trockene montiert, was einmal funzt geht auch ein zweites mal, und rein ins Wasser. Langsam pirschte ich mich zu dem Standplatz eines sehr schönen Fisches. Mir war klar, dass der Wurf sitzen musste, deshalb liess ich mir viel Zeit, um die Situation genau einzuschätzen. Dann machte ich den Rückschwung und präsentierte die Fliege mit einem Reach Cast ungefähr eineinhalb Meter vor dem Fisch. Der Wurf war perfekt und als die Fliege auf Höhe des Fisches war sah ich das grösste Maul, dass ich je beim einsaugen einer Trockenfliege beobachtet habe! Auch bei mir sass der Anhieb und meine 4er Rute schien fast zu bersten! Ich stolperte hinter dem Fisch her, da meine Rolle gar nicht so schnell Schnur nachgeben konnte, aber nach der ersten Flucht, stellte sich der Fisch erst mal mit mächtigem Druck in die Strömung. Der Drill war wild und schweissteibend. Doch am Ende konnte ich das " Ringen " für mich entscheiden, die wiederhakenlose Fliege sass sicher im Maulwinkel. Das ist eine Regenbogenforelle, die ich wohl mein Leben nicht mehr vergessen werde. Wow, wir haben gehofft einen der grösseren Fische überlisten zu können, mit diesem Ergebniss hatten wir jedoch in keinster Weise gerechnet! Bei beiden Fischen wurde auf ein genaues Messen und Wiegen verzichtet, da sie zurückgesetzt wurden, und wir ein unnötig langes Procedere nach dem Drill vermeiden wollten.



    Aber was sind schon Zahlen, wenn man solche Erinnerungen im Kopf hat und dazu noch das eine oder andere Bild!


    Es konnte nicht mehr besser werden. Nach einer ausgiebigen Pause, ich zitterte heftig, machten wir uns dann auf und fischten den Rest des Tages die gesamte Strecke flussab. Es war ein beeindruckendes Erlebniss in dieser schönen Umgebung, an diesem tollen Gewässer enien solch schönen spätsommer Tag zu verbringen. Der eine oder andere Fisch verirrte sich noch an den Haken und wir genossen jede Sekunde. Als die Sonne dann langsam anfing zu verschwinden, packten wir unsere Ruten zusammen und liessen unseren Blick noch ein Weile über das Wasser gleiten und die zwei Tage Revü passieren.


    ...... ohne Worte ......



    Wenn ihr auch mal einen Tag an einem der Traun Gewässer verbringen möchtet, dann schaut doch auf der Webseite von Rudi Heger vorbei. Dort gibt es eine Beschreibung der Gewässer, eine Auflistung der Regularien und die Preise. Ich rate euch vorher anzurufen, ob es an dem Tag, an dem ihr kommen möchtet, noch Karten gibt und euch zu erkundigen, wie die Wasserverhältnisse sind. Ein Besuch lohnt sich definitiv und es war sicher nicht das letzte mal, dass wir dort waren!


    www.rudiheger.eu


    In Vorfreude auf die kommende Saison,


    tight lines,


    Felix

  • Hallo Felix,


    solche Glücksgefühle hatte ich auch bei meinem ersten Flyfi Kurs, nicht bei Heger und nicht solche grosse Forellen, aber ein Fisch auf Sicht an zu pirschen... den Wurf genau zu platzieren und dann an eine feine Rute zu drillen ist einfach klasse!


    Schönen Bericht, merci!


    Roel


    p.s. Freunden v. mir waren auch dort am Traun... und mir auch solche Brocken gezeigt , mitunter auch Tigerforellen >45 cm..... werden die regelmässig gesetzt? oder wo kommt so ein Bestand her...?

  • Hi Felix,
    Vielen Dank für deinen ausgesprochen enthusiastischen Bericht. Ich glaube ich
    könnte meine Wurftechnik auch noch wesentlich verbessern durch so einen
    Profikurs.


    Geile Schnappschüsse. Mehr davon bitte!


    -Chris


    PS:
    Die Traun ist ein sehr gut besetztes Gewässer und die Entnahme hält sich
    - man kann es in Deutschland kaum glauben - sehr in Grenzen. Hoffen
    wir das er so bleibt.

  • Servus,


    @roel, der Bestand in den Gewässern vom Rudi Heger ist vor allem durch eine geplante und strikte Besatz und Entnahme Regelung zu erklären. Es wird dafür gesorgt, dass immer genug Nachwuchs aufkommt. Dazu kommt noch, dass die Anzahl der ausgegebenen Karten recht begrenzt ist. Jeder Fischer darf pro Tag einen Fisch zwischen 35 und 45 cm entnehmen. Alle anderen Fische müssen wieder schonend zurückgesetzt werden.


    Schön dass euch der Bericht gefällt! Ist doch mal was anderes als immer nur Ammersee!


    :lol:


    Grüsse Felix