Servus Fischerkameraden!
Seit einigen Wochen bin ich in diesem tollen Forum registriert. Mit grossem Interesse habe ich die Beiträge von euch gelesen. So ein Forum lebt schließlich von seinen Mitgliedern. Jetzt ist es an der Zeit selber einen aktiven Beitrag zu leisten.
Da vor dem Fang der Besatz bzw. die Gewässerbewirtschaftung steht, möchte ich euch heute einen Bericht von der Seesaiblingslaichgewinnung meines Fischereiverein Berchtesgaden am schönen Hintersee vorstellen.
Der Hintersee liegt wunderschön zwischen Reiter Alpe und dem Hochkalter nahe der Ortschaft Ramsau im Landkreis Berchtesgadener Land. Mit einer Größe von 20 Hektar und einer maximalen Tiefe von 17 m ist er wahrlich kein Riese. Der Fischbestand setzt sich aus dem Leitfisch, dem Seesaibling, der Bachforelle, Regenbogenforelle, Bachsaibling, Elritze, Mühlkoppe und Aalrutte zusammen. Der Seesaibling wächst auf eine Größe von ca. 35 cm ab. Selten werden auch Ausnahmefische bis 45 cm gefangen.
Der See wird aktiv mit Seesaibling, Bach- und Regenbogenforelle besetzt.
Kurzer Rückblick. Als der Fischereiverein Berchtesgaden den Hintersee anpachten konnte betrug der Ausfang an Seesaiblingen 50 (!) Stück im Jahr. 1979 begann man dann mit ersten Versuchen eigenen Seesaiblingslaich zu gewinnen. Mittlerweile sind wir in der Lage zuverlässig unseren eigenen Besatz und darüber hinaus zu produzieren.
Jedes Jahr ab dem Wochenende nach dem 3. November ist der Startschuss für unser Vorhaben. Die Seesaiblinge kommen an mehreren Stellen im See an Kieshalden zusammen um ihr Laichgeschäft zu vollbringen. Diese Stellen sind teilweise nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Ein 50 Meter langes Zugnetz wird mit einem Ruderboot 35 - 50 Meter vom Ufer entfernt ausgelegt. Dieses Netz ist so eingestellt dass es komplett absinkt. Nach der Absinkphase wird es ans Ufer gezogen. Dabei gehen bis zu 400 Seesaiblinge bei einem Zug ins Netz.
Die Fische werden anschließend nach Geschlecht sortiert, die Weibchen betäubt. Der Laich wird mit der trockenen Methode, Eier und Milch in eine Schüssel und erst anschließend Zugabe von Seewasser, befruchtet.
Die Seesaiblingsweibchen geben nach diesjährigen Zählungen ca. 300 - 400 Eier pro Fisch. Ca. 10.000 Eier gequollene Eier kommen auf 1 Liter.
Nachdem die Fische ihre Laichprodukte abgegeben haben werden sie sofort wieder in den See zurückgesetzt. Im Gegensatz zum Laichfischfang mit Stellnetzen werden bei uns die Verluste auf praktisch Null reduziert. Die Laichfische bleiben dem See weiterhin erhalten.
Auf diese Art und Weise gewinnen wir neben dem benötigten Besatz für unseren Hintersee auch Seesaiblingslaich der an andere bayerische und österreichische Seen abgegeben wird um hier gefährdete Saiblingsbestände zu stützen.
Die gequollenen Eier werden in Unterstromkästen zur Erbrütung aufgelegt. In einen Einsatz kommen ca. 10.000 Eier. Der Seesaibling benötigt 380 Tagesgrade.
Heute haben wir mit der 14. Arbeitsaktion unsere diesjährige Laichgewinnung abgeschlossen. Jetzt heißt es warten bis sich die ersten Augenpunkte zeigen.
Ich möchte euch weiterhin von unseren kleinen Saiblingen berichten bis sie schließlich Mitte September wieder in ihr Heimatgewässer als Einsömmrige besetzt werden.
Wenn Interesse besteht stelle ich Anfang März einen Beitrag über die Laichgewinnung bei der Aalrutte vom Hintersee ins Forum ein.
Zu Schluss noch einige "stolze" Väter vom heutigen Seesaiblingsstreifen - man sieht ihnen die Anstrengung noch an. . Täuscht euch nicht, sie liegen im Wasser.
Ich wünsch euch den Fisch von dem ihr träumt!
gruss dersaibling