Welche Fliege wann und wo?

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  • Welche Fliege wann und wo?


    Zunächst möchte ich ein Verhältnis vorausstellen zwischen Präsentation und Fliege. Dabei ist die Fliege höchstens zu 20 % am Erfolg beteiligt. Viel wichtiger ist die Präsentation der Fliege und wie ich welche Fliege in welchem Gewässer führe.


    Als nächstes beobachte ich die Natur. Welche Fliegen gibt es zur Zeit (Spinnennetz, Bäume, welche sitzt auf meinem Arm? . . .).
    Jahreszeit? Tageszeit?


    Komm ich an ein mir total fremdes Gewässer kann ich mich nach Naturbeobachtungen an ein paar Grundregeln halten:



      helles Wasser - dunkle Fliege
      dunkles Wasser - helle Fliege


      schnelles Wasser - buschige Fliege
      langsames Wasser - schlankere Fliege


      klares Wasser - naturfarbene Fliege (braun, oliv, ...)
      trübes Wasser - kräftigere bis knallige Farbe


      tiefes Wasser - größere Fliege
      seichtes Wasser - kleinere Fliege


      Frühjahr, Sommer - größere Fliege
      Herbst, Winter - kleinere Fliege



    Aber immer beachten daß dies nur Richtwerte sind. Die Fische kennen nicht unsere Lehrbücher und scheren sich auch nicht um unsere Regeln. Das heißt man kann auch ruhig in Ausnahmefällen mal abweichen. :wink:


    Das beste Mittel ist immer noch: Natur und Fische beobachten und dann entscheiden.

  • Hallo Ralf,
    grundsätzlich bin ich, was die Auswahlkriterien betrifft, völlig deiner Meinung. Für einen Einsteiger bleibt's aber trotzdem schwierig, wenn du die Kombinationsmöglichkeiten berücksichtigst: klares, tiefes Wasser im Herbst usw. :shocked: Wenn man noch ein paar Ersatzfliegen einplant und auf kein bestimmtes Gewässer festgelegt ist, setzt das eine üppig bestückte Fliegendose voraus.
    Für den, der das Gewerbe schon länger betreibt, ist die "Qual der Wahl" möglicherweise ein Teil des Vergnügens, wenigstens wird er sie wesentlich gelassener sehen. Ich für meinen Teil kann am Saisonende meist feststellen, dass ich mit 4 oder 5 Mustern einen Großteil der Fänge des Jahres verbuchen konnte.
    Die Erklärung liegt natürlich auch darin, dass man den Favoriten am meisten vertraut und auch die meiste Zeit damit fischt. Ich weiß, dass ich mich jetzt auf gefährlichem Terrain bewege :wink: , aber einem Anfänger würde ich zu folgenden Mustern raten: Trockenfliege: graubraune Entenbürzelmuster (eventuell auch als red tag). Bei den Nymphen stehen derzeit die czech Nymphen bei mir hoch im Kurs (Goldköpfe haben an viel befischten Gewässern häufig eher einen Scheucheffekt). Und bei den Streamermustern lohnt sich immer ein Versuch mit den Buggermustern, gern in gedämpften Naturfarben (manchmal aber rotem Schwanz). So, jetzt habe ich auch einen Beitrag zu einer immerwährenden Diskussion geleistet, die (hoffentlich nie!) zu einem Abschluss kommen wird.
    Peter

  • Servus Peter,


    da hast Du vollkommen Recht. Der Fliegenfischneuling wird immer eine praller gefüllte Fliegendose mitschleppen wie der Fortgeschrittenen.


    Wenn ich am Jahresende meine Statistik mache stelle ich auch fest daß ich immer wieder zu den selben Fliegen greife und auch, wie bei Dir, mit 4-5 verschiedenen Fliegen auskomme. Aber ist nicht das ausprobieren von "selbstgestrickten" Fliegen nach eigenen Erfahrungen auch reizvoll selbst wenn man dann doch wieder zu den bewährten Klassikern greift?


    Wenn ich an meine Anfänge denke vemiss ich manchmal direkt dieses herumsuchen nach neuen Fliegen, kein Angelladen in einer fremden Stadt war vor mir sicher, jede noch so verrückte Fliege mußte ausprobiert werden.


    So gefährlich ist das Terrain gar nicht in dem Du Dich bewegst (oder wir uns bewegen) ich möcht Deinen Vorschlägen sogar noch eins draufsetzen. Die Klassiker die in den meisten Fliegenfischbüchern beschrieben werden sind nicht umsonst Klassiker und bis heute noch sehr beliebt und fängig.


    Ich hab mal einen jungen Burschen in einiger Entfernung von mir am Wasser erlebt: der schrie auf, jodelte, macht eine "Hechtrolle vorwärts" und war gar nicht mehr zu bremsen. Als ich ihn fragte was los ist, sagte er mir: "das ist mein erster Fisch mit meiner ersten selbstgebastelten Phantasiefliege". Also Jungs (und Mädels) ausprobieren macht auch Spaß.

  • Hallo,


    auch ich habe mir zum Anfang mit dem Fliegenfischen eine große Anzahl verschiedenster Fliegenmuster gekauft (es waren über 100 Fliegen). Dann das erste Mal am Wasser - welche Fliege? Wo ist den die Dose mit den ..? Eine übervolle Fliegenweste und ein dauernder Blick in die Vielzahl der Fliegen haben mich wirr gemacht. Dann der Entschluß !:


    Im Moment bin ich dabei meine Fliegen auszumustern, d.h. ich werde eine kleine Fliegendose füllen mit je ein paar wenigen Trockenfliegen- und Nymphenmustern für Äschen, Forelle und Weissfische. Eine andere Dose werde ich füllen mit ein paar Streamern, Brotfliegen und Mini-Poppern. Alle anderen Fliegen landen in einer Schachtel zu Hause.


    Auch werde ich nicht mehr für jedes Muster verschiedene Hackengrößen in die Dose tun. Ich habe mich entschlossen:


      16er Hacken für Trockenfliege (Äsche u. Weißfisch),
      14er Hacken für alle anderen Trockenfliegen,
      12er Hacken für Nymphen,
      6er Hacken für Popper und Brotfliegen
      4er Hacken für die Streamer


    Im Moment erarbeite ich mir gerade eine Auswahl meiner Fliegenmuster. Die ersten von mir ausgesuchten Fliegenmuster für Äschen finde ich in keinem Laden und somit habe ich mir diese Muster erst einmal selbst gebunden. Das ist zwar am Anfang mühsam, aber es lohnt sich.


    Alexander

  • Hallo zusammen,


    schönes Thema! Ich binde sehr gerne und habe auch zwei Bindebücher zu Hause. Allerdings habe ich nur in ganz wenigen Fällen Fliegen streng nach Rezept gebunden. Entweder haben mir die Materialien gefehlt oder die entsprechende Farbe oder ich wollte einfach nicht das gleiche Fischen wie die anderen...


    Ich habe / hatte prall gefüllte Fliegenboxen mit allen Farben und Formen enthalten und v.a. schwere und grosse Nymphen waren mein Favorit.
    Dann habe ich eine Rute gebaut bekommen. Die Vorgabe war: "So nah wie möglich an eine Gespliesste rankommen" und der Rutenbauer hat das sehr ernst genommen. Eine wunderbare, feine und parabolische 4-er war die Konsequenz. Allerdings mit der Folgeerscheinung, dass die schweren Nymphen einfach keinen Spaß mehr machen...


    So kam's, dass ich aus Spaß an der Freud seit 5 Monaten fast ausschließlich trocken gefischt habe. Wenn nicht trocken, dann habe ich nach 4 Jahren (!) intensiven Fliegenfischen erstmals die Nassfliegen ausprobiert und war begeistert wie vielseitig und gut sich damit fischen lässt. Deshalb empfehlen ich gerne allen, die gerne mit der Nymphe fischen es mal auf einen Nassfliegen Versuch ankommen zu lassen.


    Bei den Trockenfliegen stellten sich in den vergangenen 5 Monaten ähnliche Erkenntnisse ein wie bei Euch. 4-5 Muster sind genug - und wenn man ehrlich ist, dann sind das bei mir wirklich alles Klassiker. CDC mag ich irgendwie nicht sooo (sind so pflegeaufwendig) - ist prima aber ich stehe auf Haare und "richtige" Hecheln... so kam es zu folgender Fliegenauswahl:


    - Hexe / Red Tag
    - Rehhaar Segde (meine absolute Lieblingsfliege)
    - Parachute Adams (immer mehr und lieber gefischt)
    - Irresistable Adams
    - Ferchenbach Spezial (Eigenkreation, eine Mischung aus Irresistable und Rehhaar Segde)
    - Mosquito / Quill Gordon in 18-22


    Diese Fliegen werde ich diesen Winter in verschiedenen Farben und Grössen binden. Die kommen dann in eine neue, gesonderte Dose, meine dry-only Dose :) ...


    Nymphen habe ich noch und deshalb kommen diesen Winter ein paar Nassfliegen hinzu.


    Ich habe schon spaßhalber nur eine Fliege benutzt (war die Parachute Adams). Bis dahin hatte ich nicht darauf gefangen und ich dachte mir "wenn Du jetzt wechselst, dann kommt die nie wieder dran". Als die ersten Fische, die stiegen die Fliege verweigerten wurde ich unsicher, und bei dem vorletzten Wurf bevor ich die Fliege dann wahrscheinlich doch gewechselt hätte (da hatte ich schon einige Stunden erfolglos damit gefischt) passierte es und ich finge eine traumhafte Äsche von 49 cm! auf Trocken! ...


    Der anschliessende Nachmittag brachte prima Fische und seitdem vertraue ich Dir Fliege voll und ganz :)....


    Gestern habe ich die gleiche Fliege bei Regen und Wind gefischt - meine Kumpels haben mir nur den Vogel gezeigt und meinten "Bei dem Wetter geht trocken bestimmt nix". Ergebnis: ich habe 2 Äschen und eine Forelle erwischt, die anderen nicht... vielleicht weil sie ihren Mustern nicht vertraut haben?


    Viele Grüsse


    Markus