Besatzplanung nach Fischbestandserhebung in Österreich

Ihr Zugriff auf dieses Thema wurde eingeschränkt. Insgesamt gibt es 11 Beiträge in diesem Thema.
Um sie alle lesen zu können müssen Sie sich vorher anmelden oder registrieren oder freischalten lassen.

  • Grias eich!


    Nach unserem leidigen und unerhörten "Walchensee-Thema" und aktuell der Frage über Besatzzahlen am Starnbergersee hab ich beim Druchlesen der Verbandszeitschrift des Salzburger Landesfischereiverbands paar recht interessante Zahlen gefunden.


    Das betroffene Gewässer ist der Hintersee bei Faistenau (Salzkammergut), Österreich. Bitte nicht mit dem Hintersee bei Ramsau, Deutschland verwechseln :wink: !


    Der See ist 70 ha groß, hat eine max. Wassertiefe von 22 m. Durch Kraftwerksbetrieb und damit verbundene Wasserentnahme schwankt der Pegel teilweise um bis zu 8 (!) Meter.


    Landschaftlich wunderbar gelegen wirkt er wie ein reiner Salmonidensee, er wurde als Seentyp "Seesaiblingsee" bezeichnet.


    Bei einer genormten Untersuchung des Fischbestandes mittels E-Fischerei, Netzfischerei und Untersuchung mittels wissenschaftlichem Echolot wurde folgender Ausfang gemacht:
    1.352 Fische, Gesamtgewicht 101,03 kg.
    Zusammensetzung wie folgt:
    702 Flussbarsche
    518 Rotaugen
    104 Seesaiblinge
    17 Bachforellen
    4 Regenbogenforellen
    2 Seeforellen
    2 Bachsaibling
    2 Elritzen
    1 Mühlkoppe


    Wobei hervorzuheben ist dass die Seesaiblinge laut Begutachtung vermutlich ausschließlich aus Besatzmaßnahmen stammten und sich in einem Größenbereich zwischen 22 und 34 cm bewegte. Also keine Jungfische.


    Der Fischereiverein Hintersee (immer noch Österreich :wink: ) stellte darauf hin ein Bewirtschaftungskonzept für den Zeitraum 2008 bis 2012 auf.


    Hier die Empfehlung in Stückzahl pro Hektar:
    Seesaibling:
    2 Stück 2-3-sömmrige
    10 Stück 1-sömmrige
    100 Stück vorgestreckte
    Seeforelle:
    1 Stück 2-3-sömmrge
    10 Stück 1-sömmrige


    Und nun die beabsichtigeten Besatzzahlen pro Jahr und See:
    Seesaibling:
    300 Stück 2-3-sömmrige
    1.000 Stück 1-sömmrige
    10.000 Stück vorgestreckte
    Seeforelle:
    70 Stück 2-3-sömmrige
    700 Stück 1-sömmrige
    Bachforelle:
    300 kg 3-sömmrige


    Es soll durch gezieltes Absenken des Wasserstandes während der Laichzeit von Flussbarsch und Rotauge deren Stückzahl vermindert werden - was wird da wohl die Elritze machen :( ? Die dadurch frei werdende Nahrung soll dann von den Seesaiblingen genutzt werden. Abschließend wurde geschrieben: Durch diese Maßnahmen ist mit einer Steigerung des Fischereiertrages zu rechenen und wird gleichzeitig die Angelfischerei (besonders auf die zu erwartenden großen Seeforellen) noch interessanter.


    Zum Einen wollte ich euch mal zeigen wie ein Besatzplan aussehen kann. In Zahlen, Fakten und Beweggründen. Meine persönliche Meinung jedoch ist Kopfschütteln - Der See hat 70 Hektar (!) und es werden pro Jahr 70 2-3-sömmrige Seeforellen besetzt, weiters sind tausende von Barsche drin und es werden 10.000 vorgestreckte Seesaiblingsbabies besetzt bei einer max. Tiefe von 22 Metern - also einem Gewässer wo immer und überall mit Barsch zu rechnen ist - wie war das? "Es kann nur einen geben!"


    Hoff der Beitrag war informativ und regt zur Diskussion an.
    Gruß
    Christian, dersaibling

    Wünsch euch den Fisch von dem ihr träumt!

  • Servus Christian.


    Vielen Dank für die Zahlen.




    Was mich etwas verwundert, sind eben diese Zahlen.
    Die arbeiten nicht zufällig mit Starnberg zusammen? :lol:


    Ich lese hier dauernd 2-3 Stück oder 10 Stück pro Hektar.....
    Wer von euch hat da die NULLER vergessen?


    Die muß man ja zusammenbinden, damit sie sie bei 70 Hektar Wasserfläche zur Laichzeit überhaupt treffen.


    Haben die keine Verluste miteingerechnet?


    Am besten finde ich bei den Seeforellen:
    1 Stück 2-3sömmrige pro Hektar. Bei einer, laut schweizer Studien, Überlebensrate von 7 bis 20%.


    Uih, uih, uih!!!


    Da heisst es Daumen drücken.


    Im Zuge der beabsichtigten Absenkung des Wasserspiegels kommen mir hingegen sofort die Tränen. Wie kann man denn beabsichtigen, gezielt Futterfische, Fauna, Lebewesen auszurotten????
    Jegliche Absenkung des Wasserspiegels bedeutet primär den Tod der Elritze.
    Wer die Elritze kennt und vor allem weiß, wo und wie diese ablaicht, weiß sofort, daß sie somit keine Chance hat.


    Ich beobachte Jahr für Jahr die Elritzen in meiner Kiesgrube. Die laichen in ca. 4mm Wassertiefe. Gaaaanz, gaaanz am Ufer. Da kannst du drauf treten.
    Meist springen einige im Eifer des Gefechts aufs völlig Trockene und gehen zu Grunde. Wenn die Elritze also in wenigen Zentimetern Wassertiefe laicht und dieser Bereich dann trocken gelegt wird. Da bleibt nix mehr übrig. Haben die Herren und Damen dort schon einmal etwas von der Roten Liste gehört?

  • Servus Karl!


    "holzwurmkarl" schrieb:

    was versteht man unter einer "genormten Untersuchung"?
    Werden da nur Teile eines Sees untersucht?


    Hier kurz die erläuterten Methoden: (Achtung wird glaub ich ziehmlich wissenschaftlich :wink: )


    E-Fischerei zur Erfassung der Jungfische an zwei Tagen an sieben repräsentativen Stellen, jeweils 10 Minuten.


    Netzfischerei an 5 Tagen mit einem standartisierten Befischungsprogramm nach der CNE-Norm (CNE/230). Es wurden Schweb- und Grundnetze verwendet. Die Maschenweiten bewegten sich zwischen 5 und 55 mm. Die Bodennetze waren 1,5 m hoch und 30 m lang. Die Schwebnetze 6 m hoch und 27,5 m lang.


    Zur Erfassung der Gesamtbiomasse wurde eine Untersuchung mit Hydroakustik (Echolot) durchgeführt.
    Die dabei ermittelte Fischbiomasse wurde auf rund 11 kg / ha geschätzt was als sehr gering im Vergleich zu anderen Seen angesehen wird.


    Unter Berücksichtigung der geringen Fischbiomasse und der Bedrohung der Elritzenbestände finde ich die geplanten gezielten Absenkungen zum "bekämpfen" von Rotauge und Barsch sehr bedenklich. Klingt zwar plump und anglertypisch - aber bei den Fakten müßten doch wirklich paar mehr "Fresser" rein - warum die eh geringe Fischbiomasse auch noch verringern!


    Gruß
    Christian, dersaibling

    Wünsch euch den Fisch von dem ihr träumt!

  • Servus Christian,


    die beabsichtigten Besatzzahlen finde ich jetz gar ned so übertrieben. Bei 70ha Wasserfläche is des doch gar ned so viel, oder??? Einen gewissen Verlust muss man ja auch miteinplanen.


    Von wem kommt den die Empfehlung, wie der Andreas bereits geschrieben hat, fällt es grad bei der Seefo auf das da doch so gut wie keine durchkommt und irgendwann mal gefangen wird. Das is ja dann fast wia a Sechser im Lotto :D


    Das der Wasserpegel um bis zu 8m schwankt finde ich schon krass, könnte man da nix dagegen unternehmen? Man zerstört ja dadurch doch einen erheblichen Teil der Unterwasserfauna.


    Gruß


    Hansi

    Jeda Dog is a Angldog, aba ned jeda Dog is Fischdog