Die Multi - Rolle

  • Vor wenigen Jahren noch, waren Multirollen in Europa ein seltener Anblick und deren Besitzer wurden meist belächelt aber auch oftmals auf dieses exquisite Gerät angesprochen.



    Die Wiege der Multirolle liegt wie so oft in Amerika, von wo aus sie ihren Siegeszug in den Rest der Welt antraten. Anfangs fast nur von Meeresanglern verwendet, hat sich das Einsatzspektrum inzwischen erweitert.


    Ideal und für jedermann geeignet sind Multirollen so zum Angeln in großen Tiefen, direkt unter dem Boot, da sie meist größere Kapazitäten ermöglichen. Oder generell, wenn der Köder wie z.B. beim Pilken einfach nur abgelassen oder beim Schleppfischen ausgelassen wird. Weiters besitzen sie wesentlich robustere Achsen als Spinnrollen und werden beim Angeln ganz anders beansprucht, so dass sie sich im Wesentlichen besser zur Großfischangelei eignen.
    Jedoch auch beim klassischen Spinnfischen gewinnt diese Rollen immer mehr Anhänger.


    Die drei wichtigstem Merkmale der Multirolle:


    • sie sind ausgesprochen robust
    • praktisch wartungsfrei
    • die Schnur wird immer direkt und ohne Drall aufgespult


    Beim einfachen Ablassen der Schnur, wie z.B. beim Angeln vom Boot (Schleppfischen, Pilken), ist eine Multirolle leicht zu bedienen.
    Knopf drücken und ab geht’s.


    Die grösste Schwierigkeit beim Spinnfischen liegt jedoch in der Handhabung beim Wurf: Während die Schnur bei der Stationärrolle einfach von der Spule läuft, dreht sich, als wichtigstes Charakteristikum, bei der Multirolle die Achse mit. Deshalb gibt es bei fast allen Modellen für das Spinnfischen so genannte Fliehkraft-Bremsen, durch diese wird die Spulenrotation beim Wurf sanft verringert.


    Bei einigen Modellen ist es möglich den Bremswiderstand damit zu regulieren. Geübte Angler schalten die Fliehkraft-Bremse ganz aus und bremsen die ablaufende Schnur einfach mit dem Daumen. Was ich einem Einsteiger jedoch nicht empfehle.


    Wird der Wurf nicht in einem sauberen, gleichmäßigen Schwung angesetzt und durchgezogen, kommt er Köder direkt vor dem Angler auf dem Wasser auf. Das größte Problem dabei ist, dass sich die Spulenachse und somit die Spule weiterdreht und ein unlösbarer Schnursalat die Rolle unter sich begräbt. Gleiches kann auch bei böigen Winden oder gar Gegenwind passieren. Der Köder wird im Flug erfasst und mehr oder weniger abgebremst.


    Gerade beim Auswerfen mit leichteren Ködern hat das System der Multirolle auch eine Verringerung der Wurfweite zur Folge.


    Die Vorteile sind aber auch nicht zu verachten. Es kann keinen Schnurdrall geben und sie ist wesentlich höher belastbarer als eine in der Größe vergleichbare Stationärrolle.


    Beim Schleppfischen kann man auch auf eine Schnurführung verzichten und stattdessen die Schnur beim Aufspulen einfach mit dem Daumen führen. Eine Schnurführung hat nämlich, oft bei älteren Modellen, den Nachteil, daß beim Ablassen des Köders in große Tiefen der Schnurablauf gebremst wird. Die Schnurführung kann sich so, beim rasanten Biss von Großhecht, Seeforelle und Co auch mal verkanten (auch beim Welsangeln wird oft auf eine Schnurführung verzichtet).
    Als unverzichtbar beim Fischen in großen Meerestiefen haben sich Rollen mit zwei Gängen erwiesen. Diese haben den Vorteil, daß man im langsamen Gang einen großen Fisch im tiefen Wasser gefühlvoll und mit Kraft zur Oberfläche pumpen kann. Der schnelle Gang wiederum ermöglicht ein zügiges Einholen des Köders.



    Kurz & Knapp:


    Einsatz: Eingesetzt werden Multirollen beim Spinn-, Jerkbait-, Schlepp- und Big-Game-Fischen.


    Montage: Die Montage erfolgt auf der Rute, das heißt, dass die Ringe der Rute nach oben zeigen. Man muss sich daran gewöhnen, dann klappt das wunderbar.


    Schnurverlauf: Die Schnur wird über den Schnurführer auf die Spule gewickelt. Die Spule dreht sich dabei.


    Spulen: Die Spulen sind meist nicht austauschbar und drehen sich beim Drehen der Kurbel mit. Das ist der große Unterschied zu den Stationärrollen


    Kurbel: Meist Doppelkurbel oder Einfachkurbel mit Gegengewicht.


    Auswerfen: Das Auswerfen mit Multirollen ist etwas komplizierter als bei Stationärrollen, aber die Übung macht den Meister. Vor dem Auswerfen muss die Wurfbremse eingestellt werden. Magnet- oder Fliehkraftbremsen verhindern Perückenbildung. Die Schnur wird kurz vor dem Auftreffen des Köders in das Wasser mit dem Finger leicht abgebremst.


    Abu Ambassadeur Typenbezeichnungen:
    Für den Neuling aber auch so manchen alten Hasen ist die Menge und Art der verschiedenen Kürzel und Typenbezeichnungen oft ein Buch mit sieben Siegeln.


    Anbei einige Erläuterungen:


    Die Bezeichnung setzt sich aus einer 4(5) stelligen Zahl- und Buchstabenkombinationen zusammen.


    Die Zahl:


    Die erste Ziffer gibt die Grösse an:
    - 1, 2 oder 3: sehr kleiner Durchmesser der Spule, 1 ist die Schmalversion, 3 hat eine etwas geänderte (Schlechtere) Technik
    - 4, 5 oder 6: Standartspulendurchmesser, 4 ist schmal, 6 Weitversion
    - 7: Etwas Größerer Spulendurchmesser, breite Spule.
    - 8, 9 oder 10: 2 Gang. Großer Spulendurchmesser, 8 ist Schmal, 10 breit


    Die zweite Ziffer gibt normal die Übersetzung und die Spulenauslösung an:
    - 0: Standartübersetzung
    - 5: Schnelle oder extraschnelle Version
    - 6: wie 5 aber mit Daumenauslösetaste


    Die Dritte Ziffer ist eine 0
    Die vierte Ziffer gibt die Kurbelseite an: 0 Normal, Rechts gekurbelt, 1 Linkshandmodell


    Die Buchstabenkombinationen:
    Hierbei ist zu beachten, dass ab der 8000er Grösse eine fehlende Schnurführung Standart ist, unter der Grösse 8000 ist eine Schnurführung vorhanden.
    Außerdem ist Ende der 70er die Kurbelgegenseite geändert worden.
    Der Einstellknopf für die Mechanische Bremse ist seither nur noch auf der Kurbelseite.


    Kürzel:

    UC
    : Ultra Cast. Etwas geänderter Spulenfreilauf; hat sich nicht durchgesetzt.


    AB: Anti Backlash. Ist ein System um Spulenüberläufe zu unterbinden. Relativ unnötig, kostet nur Wurfweite. Kann trotz des Vorhandenseins an der Rolle ignoriert, bzw. unbenutzt gelassen werden.


    C: Ist im Gegensatz zu den ursprünglichen Roten Schwarz und Chrom und 2x Kugelgelagert statt mit 2x Gleitlagern an der Spulenachse.


    C3: Ist mit 3 Kugellagern ausgestattet


    C4: Hat noch ein Kugellager in der Schnurführspindel. Ultraschnelle 6,3 Übersetzung

    C5
    : Ein zusätzliches Kugellager in der Schnurführspindel.


    H(CL): Extraschnelle Übersetzung 6,3


    CS: Speziell fürs Brandungscasting entwickelt. Flacher Seitendeckel mit Freilaufeinstellschraube, wie die Ursprünglichen Modelle.


    CT: wie CS jedoch ohne Schnurführung


    CL: mit Schnurführung


    IAR: Instant Anti Reverse. Steht aber nicht auf allen drauf, die eine Unendliche Rücklaufsperre haben.


    DL: Vergoldetes Deluxe Modell. Normal mit E-Spule, Holzkasten...

    Mag
    : zusätzliche Magnetbremse. Knarre kann fehlen.

    Elite
    : wie CS/CT, alleine stehend nichts aussagend.

    Sports Mag
    : verbesserte Magnetbremseinstellung.
    Mit Gehäusering statt Schieberegler.

    Big Game
    : Stabiler und schwerer. Korrosionsfester.