Servus zusammen,
wir waren vom 10. bis 17. Juli mit einer Gruppe von 6 Anglern am Walchensee und haben den Renken nachgestellt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten wir dann doch noch einigermaßen gut fangen. Wir haben hauptsächlich in der Walchenseebucht und am 1. Spitz gefischt. Leider war die Durchschnittsgröße eher niedrig zwischen 30 und 33 cm, lediglich eine etwas bessere Renke mit 37 cm konnten wir erbeuten. Das Wetter war anfänglich super, dann eher durchwachsen. Bereits am zweiten Tag hatten wir einen absoluten Ausnahmefang zu verzeichnen, von dem ich hier berichten will...
Es war der zweite Tag unseres diesjährigen Angelurlaubes am Walchensee. Nachdem wir am ersten Tag beim Angeln in der Walchenseebucht auf Höhe unserer Unterkunft, dem Gasthof Edeltraut, überhaupt keine maßige Renke erwischen konnten, versuchte ich es an diesem Morgen etwas weiter vorne im Bereich der Segelboote auf Höhe Seestüberl. Dort konnte ich dann auch recht schnell eine gerade so maßige Renke mit 30 cm an der Schwimmerrute erwischen. Im Anschluss ging leider auch hier nicht mehr viel, sodass ich gegen halb 12 ein Stück weiter in die Walchenseebucht umsetzte. Kurz nach dem letzten Segelboot in Richtung Gasthof Edeltraut ankerte ich auf ca.16 m Wassertiefe. Schnell kam der erste Biss an der Zupfrute und ich konnte eine weitere Renke, leider untermaßig, erwischen. Es ging stark auf Mittag zu und ich wollte schon fast zusammenpacken, als ich erneut eine Renke haken konnte, die, vom Widerstand her, auch untermaßig zu sein schien. Doch plötzlich nahm der Drill Fahrt auf, der Widerstand war deutlich stärker geworden und der Fisch nahm einige Meter Schnur von der Rolle. Doch eine große Renke, ein Hecht oder gar eine Seeforelle? Ich hatte nur noch wenig Kontrolle über den Drill, der Fisch umkreiste gemächlich das Boot und ich konnte ihn glücklicherweise vom Anker fern halten noch. Nach ein paar Minuten war mir klar, dass es sich wahrscheinlich um einen Hecht handelte, der sich im Drill die Renke geschnappt hatte. Eine Seeforelle oder eine große Renke hätten sehr wahrscheinlich explosivere Fluchten hingelegt. Ich wartete darauf, dass der Hecht die Renke einfach wieder loslässt, wie es mir ein Jahr zuvor an nahezu gleicher Stelle bereits passiert war, doch es passierte nicht. Der Fisch drehte unbeirrt seine Runden um das Boot und mir wurde klar, dass er früher oder später in den Anker schwimmen würde. Glücklicherweise hatten mein Vetter und mein Bruder nur unweit von mir geankert und ruderten herbei, um zu sehen, wie sie helfen konnten. Wir entschlossen uns dazu, dass mein Vetter auf mein Boot kommt, um mir Hilfe zu leisten. So wurde der Umstieg mitten auf dem See zu einer wackligen Angelegenheit, aber alles ging gut. Mein Vetter kurbelte zuerst meine Schwimmerrute ein und lichtete anschließend den Anker, sodass ich gefahrloser weiter drillen konnte. Mein Bruder ruderte derweil ans Ufer und holte hektisch den großen Hechtkescher, der natürlich im Auto lag. Er konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass er alle Zeit der Welt gehabt hätte. Zeitgleich versuchten wir, ein Stück von den Segelbooten weg zu kommen, was uns glücklicherweise auch gelang. Die ersten Zuschauer beobachteten das Geschehen vom Ufer aus mit einem kühlen Bier und fragten nach einer halben Stunde Drill, wie viel Bier sie denn noch benötigen würden, bis der Fisch gelandet sei. Wir konnten die Frage nicht ansatzweise beantworten, der Fisch zog gemächlich auf dem See umher, veränderte seine Tiefe jedoch kaum. Mein Bruder fungierte mittlerweile, nachdem er den Hechtkescher geholt hatte, als Begleitboot und hatte den Fisch ab und zu auf dem Echolot. Daher wussten wir, dass er beständig auf ca. 10 m Tiefe schwamm. Mittlerweile hatte er uns nahezu bis ans Ende der Walchenseebucht gezogen, die rote Boje war bereits passiert und mein Vetter ruderte dem Fisch einfach nur hinterher, während ich den Druck hochzuhalten versuchte. Es war bereits nach 14 Uhr, der Drill hatte um ca. 12 Uhr begonnen, als der Fisch die Richtung wechselte und Richtung Edeltraut zog. Mein rechter Arm schmerzte bereits und ich musste mit links immer wieder die Laufrolle an der Zupfrute geraderichten, da diese sich durch das „Bremsen“ mit dem Finger ständig leicht verschob. Ein kleiner Fehler und die Schnur wäre von der Rolle gesprungen, womit der Drill verloren gewesen wäre. Da ich mit der Kraft und Geduld langsam am Ende war, entschloss ich mich dazu, den Druck nochmals zu erhöhen und ans vermeintliche Limit von Rute und Schnur zu gehen. Und es funktionierte, die selbst gebundene Hegene (mit 0,14er Fluorocarbon gebunden) sowie die Rute hielten dem Druck stand und ich konnte den Fisch ganz langsam etwas höher pumpen. Um ca. 14.30 Uhr hatte ich ihn fast auf Sichtweite, doch dann zog er noch einmal richtig ab, um sich nun auf ca. 6 m vorerst fest zu setzen. Nun kam etwas mehr Bewegung in die Sache. Er wechselte wiederum die Richtung und zog nun auf den Campingplatz zu. Wir glaubten schon fast nicht mehr daran, den Fisch jemals zu Gesicht zu bekommen, doch plötzlich gab er etwas nach und ich konnte ihn weiter Richtung Oberfläche bewegen. Um 14.50 konnte mein Bruder, der den Rest der Angelgruppe in unserer Whatsapp-Gruppe auf dem Laufenden hielt, ersten Sichtkontakt vermelden. Die erstaunten Schreie waren wohl über den ganzen See zu hören, die Anzahl der Zuschauer auf den anderen Booten, SUPs und vom Ufer vergößerte sich nochmals…es war tatsächlich ein brachialer Hecht, definitiv über 1 m lang! Dieser wollte sich natürlich noch immer nicht geschlagen geben und zog nochmals ab. Es sollte weitere zehn Minuten dauern, bis wir ihn erneut zu Gesicht bekamen. Dies wiederholte sich noch zwei- bis dreimal, aber die Fluchten wurden kürzer. Um 15.10 Uhr war es dann soweit, mein Vetter konnte den Hecht beim ersten Versuch landen. Der Jubel war groß, ein unglaublicher Drill ging nach über 3 Stunden zu Ende, der Hecht lag im Boot, eine einzelne 14er Nymphe im Maulwinkel…unglaublich!!! Das anschließende Vermessen ergab eine Länge vom 117 cm, mein mit Abstand größter Hecht bisher und vielleicht auch für immer.
Es war mal wieder ein klasse Angelurlaub mit einem unglaublichen Drill als absoluten Höhepunkt...wir kommen wieder!
Viele Grüße BastiIMG-20210711-WA0038[1].jpg