Mit Schädling ist natürlich der Hechtbandwurm gemeint.
Das Konzept der Hechtentnahme ist natürlich nicht auf meinem Mist gewachsen.
Gottseidank gibt es am Tegernsee einen Berufsfischer der dieses Gewässer nicht nur wirtschaftlich betrachtet, sondern es als Ökosystem mit reicher Artenvielfalt sieht!
Selbst die Frau vom Ostermaier hat mir gesagt, dass sie wegen dem Bandwurmproblem stärker den Hecht entnehmen.
Woher willst Du denn wissen, daß es trotz konsequenter Entnahme immer noch mehr Hechte als genug geben wird? Simulation? Wahrscheinlichkeitsrechnung? Bauchgefühl?
Ok, du hast gefragt. Quellen habe ich viele:
Von Leuten aus dem Fischereiverein, der für den Wörthsee zuständig ist, habe ich erst vor kurzem gehört, dass durch starke Hechtbefischung ("stark ausgedünnter Bestand") und verstärktem Besetzen von Seeforellen und Zandern als Konkurrenz zum Hecht das Bandwurmproblem in den letzten Jahren massiv zurückgegangen ist ("gegen Null").
Der Hecht ist noch da, aber halt weniger. Weg bekommt man ihn praktisch nicht.
An anderen Gewässern ist man auch zu dem Schluss gekommen:
Schweiz, Alpnacher See:
http://www.seefischer-nw.ch/im…_Amtsblatt_04_01_2012.pdf
http://www.seefischer-nw.ch/im…ndwurm_ZaS_08_01_2012.pdf
Alpnacher, Sarner und Lungersee:
http://www.onz.ch/artikel/111642/
"Seit einigen Jahren schon werden im Sarner- und Lungerersee hohe
Befallsraten von Felchen durch den Hechtbandwurm festgestellt; im
Sarnersee sind Schonzeit und Fangmindestmass darum schon seit 1992
aufgehoben. Hechte gebe es dort trotzdem noch genug, so Erwin Wallimann:
«Wir haben seither nicht weniger Hechte gefangen», stellt er fest. Auch
im Alpnachersee könnten die Aufhebungen der Schonzeit und der
Fangmindestmasse über Jahre gültig bleiben – der Hechtbandwurm sei eine
zähe Sache, erklärt der kantonale Fischereiaufseher. "
Merkblatt über den Hechtbandwurm in Obwaldner Seen (u.a. Sarner- und im Lungerersee):
http://www.ow.ch/de/onlineschaltermain/publired/publikationen/?pubid=3779&action=info
"In freien Gewässern kann der Hechtbandwurm grundsätzlich nur durch die Unterbrechung des
Entwicklungszyklus bekämpft werden. Erfahrungen aus anderen Seen zeigen, dass dabei
lediglich die starke Reduzierung des Endwirtes Hecht zu einer spürbaren Verringerung der
Infektionsrate bei den Zwischenwirten führt. ... Damit diese Massnahme auch Erfolg hat ist es
ausserordentlich wichtig, dass jeder gefangene Hecht angelandet und sofort getötet wird.
Auch wenn die Hechtfänge dadurch vorübergehend abnehmen werden, ist dies zur
Wiederherstellung eines gesunden Felchenbestands unabdingbar."
Fischkunde für Schweizer Jungfischer:
http://www.jungfischermeisters…erninhalte/Artenkunde.pdf
"Will man den Hechtbandwurm bekämpfen, so ist das nur mit einer drastischen Reduktion
des Hechtbestands möglich. Das heisst, keinen Hechtbesatz vornehmen und den Fang
der Hechte, besonders während der Monate Juli bis Dezember, gezielt fördern. In dieser
Zeit werden die Hechte nicht mehr frisch angesteckt und scheiden noch keine Eier aus.
Massnahmen sind nur sinnvoll, wenn sie über einen längeren Zeitraum (mindestens
fünf Jahre) durchgeführt werden. Für den Fischer bedeutet dies, dass er in einem solchen
Gewässer für längere Zeit mit dürftigen Hechtfängen rechnen muss."
Bodensee:
http://www.asv-friedrichshafen…TUELLES/Hechtbandwurm.pdf
"Um den außergewöhnlich hohen Befall der Flussbarsche im Bodensee
mit dem Hechtbandwurm zu verringern, hatte die IBKF 1999 Maßnahmen
beschlossen, die durch eine Reduzierung des Hechtbestandes den
Infektionsdruck auf den Barsch senken und damit die durch den Parasiten
hervorgerufene Schädigung des Barsches verringern sollen (Besatzverbot
für Hechte im Bodensee, Aufhebung von Schonzeit und – maß bei
Hechten, Anlandepflicht, Erweiterung der Befischungserlaubnis für die
Berufsfischer). Nach vier Jahren deuteten sich erste Erfolge an: Die Hechte
waren deutlich schwächer befallen, die Neuinfektion der Barsche war
rückläufig und die Leberschädigen der Barsche waren weniger geschädigt
(siehe AUF AUF 2/2004). Aufgrund dieser Beobachtungen wurden diese
Maßnahmen 2003 bis zum Jahr 2006 verlängert."
Grundl- und Gleinkersee, Steiermark:
http://www.diveinside.de/aktue…rm_in_OOe_Stmk._1414.html
http://stmv1.orf.at/stories/368101
http://www.baw-igf.at/cms/imag…%2017%20hechtbandwurm.pdf
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit:
http://www.lgl.bayern.de/leben…ue_2010_hechtbandwurm.htm
"Treten in einem See jedoch erhöhte Befallsraten auf, so muss versucht
werden, den Entwicklungszyklus des Hechtbandwurms einzuschränken. ... Daher erfolgt die Bekämpfung des Hechtbandwurms durch eine
Reduzierung des Endwirtes Hecht, z. B.</abbr> durch Aufhebung der Schonzeit für Hechte."
Reicht das für's erste?
...sonst würden einige von Euch wohl einen gigantischen Weiher mit "Renkenmonokultur" daraus machen!
Panikmache Darum geht's doch garnicht. Es geht um einen gesunden(!), möglichst natürlichen gemischten Fischbestand. Aber nicht um möglichst große Trophäen für Hobbyfischer, die man möglichst oft herausziehen kann.
Oft war der Hecht sogar in den Gewässern gar nicht heimisch (z.B. Grundlsee).
Wer für eine natürliche Population ist, müsste mal schauen, was da eigentlich heimisch war.
Petri und beste Grüße
Matthias