Tiere werden immer mickriger - Geschäft hat sich halbiert
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Starnberg Da wird doch der Fisch in der Pfanne verrückt- das Wasser des Starnberger Sees ist zu sauber!
Deshalb finden Renken und Brachsen immer weniger zu fressen. Die Fischbestände verkümmern immer mehr. Umweltbehörden wollen die Wasserqualität jetzt noch weiter verbessern, was die Berufsfischer am See zunehmend verärgert.
Siegfried Andrä ist stolz auf seine Familientradition. "Seit 1796 und damit seit 8 Generationen sind wir Andräs Fischer", erzählt der 76-Jährige aus Berg. Ob allerdings auch noch sein Enkel die Netze am Starnberger See auswerfen wird, ist mehr als fraglich. Denn der Fang wird immer mickriger. "Die Fische, die wir rausziehen, werden von Jahr zu Jahr kleiner", erzählt Siegfried Andrä. Seinen Kollegen geht es nicht besser.
Eine Beobachtung, die auch vom Starnberger Institut für Fischerei bestätigt wird. In den 80er Jahren war eine Renke nach 2 Jahren etwa 30 Zentimeter groß. "Inzwischen brauchen die Fische 4 Jahre, um diese Größe zu erreichen" sagt Wissenschaftler Manfred Klein.
Da die Fische nach Gewicht verkauft werden, hat sich auch das Geschäft für die Fischer praktisch halbiert. "Die laufenden Kosten für Benzin, Boote und Netze sind dagegen deutlich gestiegen", rechnet Siegfried Andrä vor. Und das Geschäft könnte schon bald noch schlechter laufen. Schuld - so paradox das auch klingen mag - ist der Umweltschutz. Durch verbesserte Klärtechnik und die Fertigstellung der Ringkanalisation am Starnberger See hat sich die Wasserqualität deutlich verbessert. Vor allem die Belastung durch Gülle und andere landwirtschaftliche Dünger ist gesunken. Bei Phosphor beispielsweise von rund 50 Mikrogramm pro Liter auf 7 Mikrogramm. In Ufernähe werden vom Wasserwirtschaftsamt in Weilheim jetzt sogar Werte von 5 Mikrogramm angepeilt.
"Schon jetzt befindet sich die Gesamte Ökologie des Sees im Umbruch", betont Manfred Klein.
Das Algenwachstum würde sich weiter verringern, dadurch hätten Kleinsttierchen noch weniger zu fressen, und auch für die Renken und Brachsen wäre damit der Tisch nicht mehr so üppig gedeckt. Ein Phänomen, das man in ähnlicher Weise auch im Tegernsee und vielen andren bayrischen Gewässern beobachten kann.
Während Renken und Brachsen also noch kleiner werden, müssten andere Fischarten, die klares Wasser brauchen, bald prächtig gedeihen - beispielsweise Seeforellen oder Seesaibling. Das hoffen zumindest die Biologen. Fischer wie Siegfried Andrä sind da weniger optimistisch. "Einen Seesaibling hab ich schon seit einem Jahr nicht mehr gefangen", erzählt der alte Fischer.