Uferangeln an der Adria in Norditalien

  • Bevor ich vor gut 2 Wochen nach Italien fuhr fand ich im Netz eher wenig stichhaltigeTipps wie man von den für die an der Andria in Italien typischen Wellenbrechern aus fangen kann. Im Laufe meines 2-wöchigen Aufenthaltes in Jesolo habe ich viel gelernt - vielleich kann ich hiermit einem Italienurlauber von euch den Einstieg in das Küstenmfischen an der Adria etwas erleichtern.


    In der 1. Woche war ich täglich so um die 2 Stunden unterwegs, bekam aber wie alle anderen Uferfischer nur ein paar Zupfer (und 1 Petermännchen). Auch beim Zuschauen der anderen, welche sich z.T. sehr professionell darstellten sah ich nie dass etwas nennenswertes gefangen wurde. Dann fing einmal ein kleiner Junge neben mir eher zufällig eine Meerbrasse. Für ihn war es eine riesige Freude, blieb für ihn aber leider der einzige Fang. Ich erkannte dabei einen entscheidenden Kniff der mir die Wende brachte. Gleich darauf klappte es bei mir ebenfalls und in den folgenden Tagen fand ich noch die besten Bedingungen heraus, bis wir (meine beiden Söhne und ich) richtig erfolgreich gefangen haben. Es ging teilweise zu wie zu besten Zeiten beim Renkenfischen - Biss auf Biss.


    Im Laufe der 2. Woche konnten wir zu Dritt an 4 Tagen vom Ufer also den Wellenbrechern aus (jeweils immer so 2 Stunden) und 2 mal vom Boot aus (2-3 Stunden mit einem dort üblichen Tretboot an der 250m-Boje festgemacht) insgesamt folgende Fänge verzeichenen:


    46 Meebrassen (Zahnbrassen, Goldbrassen und Doraden) zwischen 15-25cm
    - davon 18 vom Boot aus (die 8 ab 20cm fast alle vom Boot aus)
    4 Petermännchen (habe ich schwimmen lassen)
    2 Makrelen bis 20cm (nur vom Boot aus)
    3 rote Knurrhähne um die 18cm (nur vom Boot aus)
    1 Seezunge mit gut 20cm (vom Boot aus)
    1 Wolfsbarsch etwa 17cm
    3 Speisefische dessen Bezeichnung ich nicht kenne zwischen 15 und 20cm


    Zusammen waren das 4 kg bester ausgenommener Speisefisch, welche für 5 Personen an 5 Abenden reichlich Fisch vom Grill oder aus der Pfanne bot. Dass die Fische relativ klein waren spielte beim Essen keine Rolle da sie kaum Gräten haben.


    Da die Italiener mit den Schleppnetzen buchstäblich bis an die 250m Grenze heran jeden Tag und jeden qm abfischen ist mit größeren Fischen in diesem Teil des Mittelmeeres im Uferbereich nicht zu rechnen. Nur im Hafen habe ich mal kapitalere Meeräschen gesehen.


    Auch wenn es sich nur um "smal game fisching" handelt hat es mich sehr gefreut gut zu fangen und vor allem die entscheidenden Faktoren für das erfolgreiche Fischen gefunden zu haben.


    Folgende Gerätezusammenstellung hat sich als perfekt herauskristalliesiert: 3m lange 20-40g oder weiche 30-60g Rute, mittlere Rollengröße (2500er-3000er) mit mind. 100m 30er Mono, 20g Birnenblei an einem Durchlaufrohr (mit Knick) als Abstandhalter, Perle, Karabinerwirbel, ca. 60cm langes Vorfach Stärke 0,2 mm mit 10er Haken oder 0,16mm mit 12er Haken. Paternostersystem mit 2 Springern waren sogar auf dem Boot gegenüber der Durchlaufmontage viel weniger fängig.
    Die Haken sollten Wurmhaken, jedenfalls mit langem Schenkel sein, damit man sie leichter aus dem harten Maul der Meerbrassen heruasbekommt.


    Am Nachmittag bekam man vom Ufer aus am 10er Haken mehr Fehlbisse bzw. verlor man laufend Fische im Drill, was mit Umsteigen auf 12er behoben werden konnte. Umgegekehrt am Abend bei Sonnenuntergang: da bekamen wir an dem kleineren Haken Fehlbisse und die 10er griffen besser (was komischerweise nichts mit der Fischgröße zu tun hatte). Deshalb sollte man wirkliche von beiden Haken-/Vorfachzusammenstellungen mehrere griffbereit haben.
    Ich habe es auch laufend mit 6er Wurmhaken und Heringsstücken als Köder (eigentlich ein sehr guter Meeresköder) an einer 2. Angel versucht, jedoch keinen einzigen nennenswerten Biss bekommen.


    Als absoluten Topköder hat sich der Seeringelwurm (in der Styroporbox, nicht die Würmer in den Pappschachteln!) herausgestellt. Dabei benötigt man nur Wurmstücke (je nach Wurmlänge 1/3 oder 1/4 des Wurmes). Wenn man vorsichtig abhakt kann man mit dem etwas laschen Wurmstück durchaus noch einen weiteren Fisch fangen. Das Wurmstück sollte so lang sein, dass man es auf den 10er Haken mindestens 3 mal durchstechen kann. Die 1. Durchstichstelle zieht man am besten über das Blättchen auf die Schnur.
    So haben wir es geschafft sämtliche o.g. Fische mit 2 Wurmdosen (mit je ca. 12 großen Seeringelwürmern) zu fangen.


    Tintenfischstreifen ging zwar auch, man hatte aber viel mehr Fehlbisse weshalb wir nur noch mit Wurm fischte. Andere Köder haben wir an den kleineren Haken nicht probiert.


    Ob Welle oder ruhiges Wasser spielte keine Rolle. Das Wasser durfte durch starke Wellen nur nicht zu trüb sein. Sehr entscheidend waren die Gezeiten. Die Stunden vor und nach Flut waren immer gut, um Ebbe gab es kaum bis keine Bisse.
    Die Tageszeit war bei den Stunden um Flut nicht entscheidend, wobei die Zeiten vor und während Sonnenuntergang sogar bei Ebbe noch den einen oder anderen Fisch brachten. In der Nacht bekam ich keinen einzigen Biss, obwohl ich öfters versucht hatte und letztes Jahr einen Fischer beobachten konnte, der beim Nachtfischen mit aufgestellten Ruten in 30 min 3 kleinere Fische gefangen hatte.


    Sehr gut haben wir vom Wellenbrecher aus bei Wellengang ganz Ufernah Meerbrassen gefangen, wo sich am Sandstrand die Wellen brechen. Ausgeworfen hatte ich dabei fast wirklich bis in den Sand, die Bisse kamen dann bei ca. 50cm Wassertiefe. Bei ruhigem Wasser und Abends ging es auch im Tieferen - so um die 1,5m (etwa in der Mitte der Wellenbrecher). An der Stirnseite dieser Mole - was der beliebteste Platz war - habe ich keinen einzigen Fisch gefangen und in den 2 Wochen auch niemanden gesehen, der etwas mitnehmbares gefangen hätte.


    Nun zum wirklich entscheidenden Kniff: Nach dem Auswerfen muß man die Angel in der Hand halten, auf Spannung zum Blei bleiben und die Bisse durch Spüren erkennen.
    Alle Angler, in der 1. Woche ja auch ich selber stellten die Angel einfach zwischen den Steinen auf, kurbelten auf Spannung und warteten. Dabei fressen einem sowohl die Krebse wie auch die Fische den Köder vom Haken ohne dass man es bemerkt. Sicher sieht man hier und da mal kurzes - manchmal auch heftiges - Zucken an der Angelspitze, jedoch beißen die Fische so kurz und schnell, dass man bei den wenigen malen wo man die Bisse überhaupt erkennt immer zu spät zum Anhieb kommt. Und von selber hat sich bei mir kein einziger Fisch gehakt. So hatte ich in der 1. Woche 2 Wurmdosen für 1 Petermännchen verbraten und das Fischen fast aufgegeben, bis der Junge neben mir zufälligerweise seinen Köder ganz langsam einzog da er Angst vor hängern zwischen den Steinen hatte, dabei den Biss bekam und die Angel sofort hoch zog.


    Als ich dann selber die Angel in der Hand behielt und laufend die Schnur ganz, ganz langsam aber stetig auf Spannung zum Blei einkurbelte spürte ich die Bisse genau und konnte sofort einen kurzen Anhieb setzen. War der Fisch noch nicht gehakt kurbelte ich nur wieder auf Spannung, meistens klappte es Sekunden später beim 2. oder 3. Bissversuch. Auch Krebse hatten keine Chance mehr.
    Das Gefühl beim Biss, die Bisserkennung sowie der reaktionsschnelle Anhieb ist vergleichbar mit dem Heben beim Renkenfischen.
    In Beißphasen, die immer so 10-30 min dauerten warf man die Montage selten aus ohne sie mit Fisch wieder einzuholen. Die Beißpausen dauerten nicht viel länger an und zwischendurch verirrte sich trotzdem die eine oder andere Meerbrasse an den Haken.


    Vom Boot fischten wir mit der gleichen Methode. Wie schon beschrieben bewährte sich dabei auch die Durchlaufmontage viel besser als ein Springersystem. Die Gezeiten spielte beim Bootsfischen keine Rolle. Beißphasen wie beim Uferangeln gab es beim Bootsfischen keine, man fing eher kontinuierlich.


    Sicher keine Fischerei für Rekordfischhengste, aber kurzweilig mit schmackhaften Ergebnis.

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  • Sehr schön und vielen Dank. Ich hab in Portugal mal eine ähnliche Erfahrung gemacht. Die Meeräschenbisse waren nur zu verwandeln, wenn man stetig und langsam eingeholt hat. Allerding bei Ebbe in den zurückbleibenden Becken eines großen Riffes. Das waren immer so 10-20m Breite Pools mit ca. 1m Wassertiefe. Allerdings wurde da mit der Wasserkugel gefischt. Köder waren auch Seeringelwurm Stückchen am 10er Haken.

    Nur weil etwas keinen Sinn macht bedeutet das ja noch lange nicht, dass man es nicht tun sollte.

  • Schöner Bericht, und sehr hilfreich für die, die mal eine Rute mitnehmen beim Strandurlaub mit Anhang…


    Ich habe vor 30 Jahre genauso gefischt in Cannes, wo noch keine Araber und Russen die Promenade stürmten am Abend.
    Abends mit den Locals und eine Flasche Rotwein am Sandstrand, genauso wie du, in der Welle im flachen Wasser jeden Abend zig Meerbrassen gefangen, die ich immer die Einheimische geschenkt habe…


    Das waren noch Zeiten, tagsüber relaxen, abends fischen, nachts ausgehen und irgendwo schlafen…


    Vor einige Jahren gleich Methode in Kroatien versucht und dort waren die Fische um einiges grösser, bis 35 cm grosse Doraden und Brassen…und auch gegrillt super lecker…
    Nachts waren dort auch kleine Codas unterwegs bis 60-70 cm…


    Vielen Dank, und schön mal wieder was von dir zu lesen!
    Was geht so am Ammersee auf Seelos..noch immer gut…?


    Grüsse,


    Roel

  • hi, wirklich cooler Bericht - sehr ausführlich und verständlich.
    Danke Dir.


    Möchte noch ne kleine Erfahrung von der Insel Elba besteuern, die ich vor vielen
    Jahren von einem älteren Herren abgeschaut hatte.
    Dort gab es - vorwiegend am frühen Morgen - immer einen Schwarm von recht stattlichen
    Meeräschen zwar in Wurfnähe, aber nicht in Beisslaune auf die Kombi Schwimmer + Köder.
    Die haben sich nur kaputtgelacht (die Meeräschen).


    So konnte ich beobachten, wie der ältere Herr am Schnurende an einen Karabiner eine
    Art "Netz für Zitronen" befestigte, an das selber mehrere kleine Angelhaken montiert waren.
    Dann holte er ein Panini hervor, tauchte es kurz ins Wasser, zerdrückte es, und steckte
    dann die zerquetschte nasse Semmel ins Netz, um auch dieses schlussendlich zuzuknoten.


    Ausgeworfen hat er dann die Combo mit einer uralten (ich schätze mal) 5m langen Teleskoprute
    so ca. 30 - 40 m raus auf's Meer.
    Dann ist erst mal - gar nix passiert.
    Nach so ca. 5 min begannen etliche Stücke von dem Panini, das sich nun langsam aufzulösen begann,
    mit der Strömung vom Netz wegzutreiben und man sah tatsächlich die ersten Meeräschen an der
    Oberfläche die kleinen Stücke aufnehmen.
    Nach weiteren 5 min war dann ein richtig großer Schwarm Fische am "Zitronennetz", der Mann hatte
    die Angel ebenfalls wie Du in der Hand und die Schnur zwecks besserer Fühlung zwischen den Fingern.


    Nachdem - ich denke mal durch Selbsthaken - der erste richtige Kontakt zum gehakten Fisch hergestellt
    war, hob der Angler die Rute, um einen leichten Anhieb zu setzen und die Schnur einzuholen.
    Dabei hatte er eine stattliche Meeräsche am Haken.


    Diese Methode habe ich ein bischen umgebaut - mit einer Art Paternoster und einem großen Stück Panini
    an einem Drilling am Ende der Schnur - dahinter noch mit einem beköderten "Überbeisser" hinter dem Drilling.
    Und auf genau den bissen die meisten Meeräschen.
    So vermachte auch mir Neptun ein paar pfannentaugliche Meeräschen.


    Auch hier war es von großem Vorteil, immer Kontakt zur Schnur zu halten, um die Bisse zu erfühlen.


    schönen Gruß
    Marcus