Ein Nachmittag am Bach...

  • Seit Monaten schon sehen mir die Wobbler auf dem Schreibtisch bei der Arbeit zu. Der Winter war lang und je länger er sich zieht desto dringlicher werden ihre Blicke. Ich kann mich mittlerweile schon gar nicht mehr konzentrieren, alle paar Minuten nehme ich einen in die Hand, wandert der Blick zu den Ruten in der Ecke, herrje, jetzt muss was geschehen. Für den nächsten Tag sagt der Wetterbericht ein bisschen Sonne an, na also, Arbeit wäre zwar genug da, aber die muss halt mal einen Tag verschoben werden, denn wenn ich nicht bald am Wasser stehe, werde ich über der Tastatur noch verrückt. Zum Forellenbach! Sobald der Entschluss gefasst ist, die immergleiche Aufregung – wo ist das Zeug, was ist noch zu tun? Herrgott, jetzt muss ich noch die Wobbler auf Einzelhaken umrüsten. Viel neues Zeug hat sich im Winter angesammelt, das noch ganz ungelenk in der Tasche liegt, am Ende der Saison wird sich der Inhalt wieder auf ein paar bewährte Sachen eingespielt haben. Also, ein paar Wobbler, ein paar kleine Shads, leichtes Gepäck, es soll ja ein netter Spaziergang werden.


    Am nächsten Tag, nach einer allzu langen Stunde Fahrt aus der Stadt und endlich über die kleinen Landstraßen stehe ich an der Brücke, wo das Fischrecht beginnt. Schafe und Ponys sehen mir von der anderen Seite zu, die kleine Kirche lässt lustig die Glocken läuten, der Bach, hier keine drei Meter breit, gluckert fröhlich. Also, einer der neuen Wobbler dran, ein ZipbaitsRigge, herrlicher Köder, fliegt viel weiter als an so einem kleinen Bach gut ist, der Wurfarm ist auch etwas eingerostet. Zwei Kurbelumdrehungen, schon zappelt es am anderen Ende - da ist es wieder, es geht noch und das beim ersten Wurf! Eine dottergelbe Bachforelle, vielleicht 30cm hat die Saison eröffnet, zum Dank und aus Tradition darf sie gleich weiterziehen. Der erste Fisch muss schwimmen!


    Geht es so weiter, das wäre ja fast ...? Geht es nicht. Wurf auf Wurf bleibt unbeachtet. Also marschieren. Über die Wiesen, die noch ganz gelb und schneenass sind, noch kein Blümchen und keine Farbe haben. In zwei Wochen werden hier mehr bunte Tupfen zu sehen sein! Aber die Bisamratz baut schon jetzt eifrig an ihren Löchern, der Fischreiher zieht elegant seine Kreise über meinem Kopf, die Palmkatzerl treideln im Wind, es wird also doch, tatsächlich, Frühling. Der Bach fließt ganz ruhig hier, keine Rausche, keine Gumpen, wo stehen da die Fische? Richtig pürschen müsste man hier und darauf achten, dass der Schatten nicht aufs Wasser fällt, aber ach, dafür ist es viel zu friedlich. Alle zehn Meter werfe ich, der erste geht bachabwärts, der zweite hinauf, noch zweimal, dann weiter. Oft treibt der Wind den Wobbler beim Wurf gefährlich nah in die Uferböschung, also montiere ich um. Ein kleiner Gitzit PaddleFry, dessen winzige Flossen verführerisch in der Strömung spielen. Hoppla, der fliegt noch weiter. Beim dritten Wurf geht direkt nachdem der kleine Gummifische aufs Wasser aufschlägt, ein Ruck durch die leichte Forellenrute und dann bricht der Tanz los. Bachaufwärts schießt der Fisch, dann seitlich ins unterspülte Ufer, am Schluss in wildem Luftkampf, aber der PaddleFry hängt auch mit angedrücktem Widerhaken offenbar sicher – im Kescher liegt eine stolze Bachforelle. Was für ein schöner Fisch, was für ein Fang in dieser wunderbaren Märzsonne. Ich merke, wie alles was den Winter über gefehlt hat, langsam zurückkommt, spaziere noch zwei Stunden am Bach entlang, alle paar Meter ein oder zwei Würfe, dann einfach nur sonnen, auf einer kleinen Brücke zu der schon lange überhaupt kein Weg mehr führt. Keine Forelle lässt sich mehr blicken und das ist gut so. Der Bach soll ruhig seine Geheimnisse noch bewahren, schließlich werde ich bald wiederkommen. Spätestens, wenn mich die Wobbler auf dem Schreibtisch wieder so ansehen....

  • Toller Bericht Maxmeister,


    hat Spaß gemacht zu lesen. Die Forelle ist auch eine ganz schöne gewesen, lass sie dir schmecken.
    Tolle Kombo hast du da auch, so am Rande erwähnt.
    Danke für den Bericht und ein kräftiges Petri Heil.

    "Angeln ist die einzige Philosophie von der man satt wird"