Materialkunde Fliegenbinden: Felle

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    Felle



    Fast alle Felle sind irgendwie zum Fliegenbinden geeignet aber nicht alle kann ich in diesem Bericht aufführen. Das wäre ein Buch mit tausenden von Seiten und würde hier den Rahmen sprengen. Deshalb möchte ich hier nur auf die häufigsten Felle eingehen.





    Als naturverbundener Fliegenfischer sollte man nie den Tier-, Natur- und Artenschutz aus dem Blickfeld verlieren. Viele natürliche Felle lassen sich durch synthetische Materialien ersetzen vor allem wenn es sich um bedrohte Tierarten handelt. So kann z. B. Robbenfell sehr gut durch Polyacrylnitril ersetzt werden. Diese Faser läßt sich sogar noch besser verarbeiten als das Robbenfell da sie dünner ist. Ausserdem bieten synthetische Felle wesentlich mehr Gestaltungs- und Farbspielräume. Robben-Ersatzfelle sind auch: Angora-Goat als natürliches Fell oder Gleamy-Dubbing und Seal-Ex-Dubbing als synth. Material. Auch Antron bietet eine sehr gute Alternative zu natürlichen Fellen zudem noch mit einer hervorragenden Reflexionseigenschaft. Der Bericht ist von 2012 und somit auch die Hinweise auf, zu dieser Zeit gültigen, Tier-, Natur-, und Artenschutzbestimmungen. Lieber Fliegenfischer/-binder! Bitte überprüfe immer erst ob das Fell von Tieren stammt, die ohnehin unserem Nahrungs- oder Bekleidungsbedarf dienen oder ob das Fell auch durch synthetisches Material ersetzt werden kann und vor allem, ob das Tier nicht durch Natur-, Tier- oder Artenschutzbestimmungen geschützt ist.



    1. Grundsätzliches zu natürlichen Fellen:

    Bei Fellen gibt es viele Qualitätsunterschiede welche nicht nur von der Tierart sondern auch vom Wachstumszeitpunkt, dem Alter der Tiere, dem Lebensraum, dem Körperteil, Unterwolle oder Grannen, der Herkunft und vielen anderen Faktoren abhängig sind.



    Felle aus der Sicht des Fliegenbinders teilen sich in der Regel in zwei Bereiche:




    • Unterwolle
      das ist das Haarteil direkt auf der Haut und dient der Wärmeisolierung. Die Haare sind sehr flauschig und weich, haben meist einen hohen Fettgehalt und eignen sich vor allem als Dubbingmaterial. Durch die weiche Beschaffenheit läßt sich Unterwolle sehr gut verarbeiten.

    • Grannen
      sind die langen Haare im oberen Teil des Felles welche je nach Härte und Jahreszeit (Winter/Sommer) für Flügel (Rehhaarsedge oder -caddis), Schwänzchen, Körper aber auch in einer speziellen Technik um den Haken gewickelt werden (Mäuse, Muddler oder irresistible Fliegen).


    Eine weitere Unterscheidung ist die Jahreszeit. Wärend das Winterhaar hohl und damit sehr schwimmfähig ist, wird es meist für nach hinten gebundene Flügel bei Trockenfliegen verwendet aber auch als Körpermaterial sofern die Haare lang genug sind um sich um den Hakenschenkel wickeln zu lassen. Das Winterhaar ist in Farbe und Strapazierfähigkeit meist ausgereifter als das Sommerhaar. Dieses ist dafür weicher und läßt sich dadurch besser verarbeiten.


    Auch der Lebensraum sagt viel über das Fell aus. Felle von Tieren welche im Wasser leben oder auch ständig Eis und Schnee ausgesetzt sind, haben andere Eigenschaften (z. B. Rückfettung) als Tiere welche auf dem Land leben.


    Felle gibt es nicht nur im Fachhandel sondern fragen Sie ruhig auch einmal beim Jäger nach. Sie sind oft froh wenn ihnen das Fell jemand abnimmt. Auch überfahrene Tiere sind oft brauchbar aber dann immer das Rechtliche im betreffenden Land berücksichtigen sonst könnte das teuer werden! Gegen eine Mitnahme von Tieren könnten auch gesundheitliche Aspekte sprechen (Fuchsbandwurm, Trichinen o. Ä.). Ein Bummel über einen Flohmarkt kann auch sehr erfolgreich sein. Vielleicht geht gar eine alte Pelzhaube, Schal oder Mantel günstig her. Auch die Nachfrage bei einem Kürschner nach Resten brachte mir schon das eine oder andere schöne Fell. Tierparks und Zoo's haben oft zum Jahreszeitenwechsel viel Felle und Haare welche sie bestimmt gerne abgeben würden. Man braucht ja keine riesen Mengen. Sie sehen, Möglichkeiten gibt es genügend.


    Hat man ein Fell von einem frisch erlegten Wild, muß es natürlich bearbeitet werden. Entweder man gibt es in eine Gerberei oder wenn man es selbst machen will: erst einmal das Fett entfernen das noch am Fell haftet. Dann das Fell in warmen Seifenwasser reinigen und mit der Lederseite nach oben auf ein Brett spannen. Jetzt wird das Fell auf der Lederseite (oben) mit einer Mischung aus Salpeter und Alaun (1 : 1) eingerieben. Stellen Sie nun das Brett an einen sonnigen und trockenen Platz und lassen es langsam trocknen. Sobald das Fell ganz trocken ist, kann die Salpeter-/Alaunmischung abgeschüttelt werden. Lagern Sie das Fell unbedingt zusammen mit Mottenkugeln in einem luftdichten Plastikbehälter oder Plastiktüte am besten für einige Tage im Gefrierschrank oder Gefriertruhe.


    2. Die Felle (aus dem oberen Bild):


    Kalb (Calf):



    Kalb hat sehr feine, gerade Haare welche sich gut verarbeiten lassen. Man kann sie sogar im Gegensatz zu vielen anderen Fellen leicht zuschneiden ohne dass sie brechen. Da sie auch kaum auftragen, sind sie ideal für schlanke Nymphen, Trockenfliegen und Streamer. Bei Parachut-Fliegen geben die knalligen Farben und die gekräuselten Haare gute Sichthilfen.


    Kaninchen (Rabbid):



    Vom Kaninchenfell werden meist Streifen geschnitten welche dann in allen Farben als Zonkerstrips in den Handel kommen. Zonkerstrips gibt es in verschiedenen Breiten und auch als "Crosscut" also quergeschnitten. Quergeschnitten werden sie, ähnlich wie ein Hechelkranz versetzt um den Hakenschenkel gewickelt. Ein klassischer Zonkerstreamer ist der Bunny welcher nach hinten meist einen Kaninchenfellstreifen hat und einen Kragen mit einem sogenannten Crosscut-Zonkerstrip. Aber auch kleinere Forellen- und Barschstreamer werden damit gebunden. Durch diese Fellstreifen erhalten die Streamer ein hervorragendes Eigenspiel welches zwar nicht immer einfach zu werfen ist, wenn es mit Wasser vollgesaugt ist aber auf die Fische unwiederstehlich wirkt.


    Nerz (Mink):



    Nerzfelle stammen heute fast ausschließlich aus streng kontrollierten Zuchtbetrieben. Der wildlebende Europäische Nerz ist durch die Bundesartenschutzverordnung streng geschützt. Das feinfasrige aber doch noch steife Haar läßt sich sehr gut zu Dubbingmaterial verarbeiten. Von weißgrau bis zum glänzenden schwarz erhält man Nerze in den schönsten Naturfarben. Einsetzbar sind sind sie für mittlere Trockenfliegen in den Hakengrößen 10 - 14.


    Gams (Chamois):



    Das Gamshaar ist im Vergleich zum Rehhaar länger und ähnelt in seiner Struktur dem Rentier. Verarbeitet wird es genauso. Mit Gamshaar lassen sich auch fast alle Rehhaarsedges binden. Da sich Gamshaar im Wasser noch enger zusammenschließt und verdichtet als Rehhaar, bekommen die Caddis ein noch realistischeres Aussehen. Gamshaar läßt sich aber auch gut (gerade wegen ihrer Länge) zu Hechtstreamer verarbeiten. Auch für Koppenimitationen ist es hervorragend geeignet.

    Islandschaf (Icelandsheep):



    Die feinen, langen und besonders weichen Haare des Islandschafs geben Hechtstreamern ein ganz besonderes Volumen und Spiel im Wasser. Die oft knallige Färbung des Islandschaffelles verleiht den damit gebundenen Fliegen fast schon einen fluorioszierende Ausstrahlung. Auf Hecht oder auch auf Salmoniden bei kleinen Forellenstreamern in sehr trüben Gewässern, wirken diese Farben, wenn dann noch ein/zwei Kristal-Flash-Stränge eingebunden werden, unwiederstehlich.

    Weißwedelhirsch (Whitetaildeer/Bucktail):



    Wer kennt sie nicht, die Bucktail's aus dem Schwanz des Weißwedelhirschen. Gefärbt oder in Natur werden sie auf dem Markt angeboten und sind fast schon das Standardmaterial für Streamer. In der Naturfarbe lassen sich aus den kürzeren Haaren auch schöne Caddis binden!

    Reh (Roe, Deer):



    Dass Material für alle Rehhaar-Caddis, Muddler, Mäuse und irresistible Fliegen. Ich möchte sogar behaupten dass es das meist eingesetzte Fliegenbindematerial ist. In der Regel wird es vom Rücken, manchmal auch vom Bauch des Wildes gewonnen. Auf dem Markt wird es als Winter- oder Sommerhaar in allen erdenklichen Farben angeboten wobei ich mit der Naturfarbe am liebsten arbeite. Das Winterhaar ist hohl und in seiner Struktur und Farbe ausgereifter wie das Sommerhaar. Dadurch ist es aber auch etwas schwerer zu verarbeiten und bricht leicht. Das Sommerhaar ist weicher und somit für die Verarbeitung geschmeidiger, schwimmt dafür aber nicht so gut wie das Winterhaar.


    Elch (Elk):



    Die lange Mähne des Elchs verwende ich gerne für die langen Schwänzchen der Maifliege. Sie geben den Maifliegenimitaten nicht nur ein realistisches Aussehen sondern stabilisieren sie auch durch die Steifheit der Haare im unteren Drittel. An den Spitzen sind sie sehr weich was wiederum bei Streamerschwingen ein großer Vorteil ist. Auch bei Fühlern und Beinchen geben sie diesen ein zartes Spiel im Wasser.


    Hirsch (Deer):



    Die Struktur des Hirschfelles ist gröber als beim Rehhaar und auch etwas steifer. Aber dieser Umstand ist wieder ideal für flachliegende, nach hinten gebundene Flügel, Schwänzchen oder auch Haarschwingen bei größeren Streamern. Auch Hirschhaar wird in vielen Natur- und leuchtenden Farben angeboten.


    Mungo (Mungo):



    Die steifen, gestreiften langen Deckhaare des Mungo eignen sich sehr gut für viele Fliegen und Nymphen bis hin zu kleinen Forellenstreamern. Sind es bei der Maifliege z. B. die langen Schwänzchen oder bei den Köcherfliegen die Fühler oder gar die nach hinten gebundenen Flügel bis hin zu Parachutfliegen welchen sie durch ihre hell/dunkel gestreiften Farbschattierungen ein realistisches Aussehen verschaffen. ***Ich arbeite hauptsächlich mit diesen Fellen da sie zum einen gut im Handel erhältlich sind und zum anderen für viele bzw. für die meisten meiner Fliegen schöne Gestaltungs- und Farb-Möglichkeiten bieten. Weitere Felle möchte ich noch (in alphabetischer Reihenfolge) im nächsten Kapitel vorstellen.

    3. Weitere natürliche Felle von A bis Z:


    Antilope (Antelope): Das Antilopenfell mit seiner typisch hellen, goldbraunen Farbe und seinem mattseidigen Schimmer ist sehr kurzhaarig und eignet sich hervorragend für alle "Rehhaarfliegen", Muddler, Mäuse bei denen man einen hellen, mit viel Weißanteilen, sehr dichten und kompakten Körper gestalten will.


    Biber (Beaver): Geschützt nach FFH-Richtlinien (FFH=Flora-Fauna-Habitat) Die feine Struktur des Biberfells aus der Bauchseite wird, sofern man es bekommt, meist als Dubbingmaterial verwendet für sehr kleine Trockenfliegen und Nymphen.
    Ersatz: Nutria, die Haare sind etwas kürzer und gröber als beim Biber aber können gut den Biber ersetzen. Nutria ist nicht geschützt. Auch Bisam ist ein gutes Ersatzmaterial.


    Bisam (Muskrat): Nicht ganz so fein sind wie beim Biber sind die Haare des Bisam aber da Bisams nicht geschützt sind, eine gute Alternative dazu. Die Farbtöne aus der Unterwolle sind ein silbergrau welches der schlüpfenden Eintagsfliegenlarve ähnelt. Als Dubbing ist es ein ideales Material für viele Nymphen. Die längeren Grannen eignen sich gut für Schwänzchen, Beinchen und Fühler.


    Braunbär (Brownbear): Geschützt nach der EU-Artenschutzverordnung Bekommt man von irgendwoher (z.B. altes Bärenfell, Mantel, Kappe vom Speicher) ein Braunbärfell, so läßt sich das gut verarbeiten. Die Haare sind meist noch länger und strapazierfähiger als beim Bucktail.
    Ersatz: Bucktail, die Grannen sind zwar nicht so lang und steif wie beim Bär aber dennoch ein guter Ersatz. Bucktail bekommt man in allen Farben auch Weiß, braun und schwarz.


    Dachs (Badger): Das Dachsfell eignet sich ähnlich wie die langen Grannen des Elchfell's ideal für Schwingen von kleinen Forellenstreamern und Schwänzchen welche zusätzlich noch eine wunderschöne, graumelierte Silhuette ergeben. Gerade in klarem Wasser sind solche Streamer oft unwahrscheinlich fängig. Wegen ihrer Steifheit verwende ich sie auch gerne für Schwänzchen von Maifliegen.


    Eichhörnchen (Squirrel): Geschützt nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV), gemeint ist das Europäische Eichhörnchen Vielfach wird Eichhörnchenfell als Dubbing auf dem Markt angeboten. Das feine Haar läßt sich gut für Nymphenkörper verarbeiten. Die struppigen Körper wirken dann sehr lebensecht. Der Schwanz findet meist Verwendung für Lachs- und Meerforellenstreamer. Auch Zonkerstrips gibt es um kleine Forellenstreamer zu binden.
    Ersatz: SLF-Dubbing (Synthetic Living Fiber, ein synthetisches Dubing).


    Eisbär (Polarbear): Geschützt nach der EU-Artenschutzverordnung und Washingtoner Artenschutzübereinkommen In meiner Jugendzeit wurden Babys oft auf Eisbärfellen fotografiert oder lagen vor dem Kamin oder als Bettvorleger irgendwo rum. Sollte man solche Felle noch im Keller oder Speicher liegen haben, ist dies natürlich ein tolles Bindematerial das sich exzellent verarbeiten läßt. Aus heutiger Sicht, in der bedingt durch die Klimaerwärmung, diese Tierart stark bedroht ist würde ich hier entweder auf das binden mit Eisbärfell verzichten oder eines der sehr guten synthetischen Ersatzmaterialien zurückgreifen.
    Ersatz: Bucktail, die Grannen sind zwar nicht so lang und steif wie beim Bär aber dennoch ein guter Ersatz. Bucktail bekommt man in allen Farben auch Weiß, braun und schwarz.


    Elch (Elk): Elchhaar ist ähnlich wie Hirschhaar gröber als Rehhaar, hohl und eignet sich deshalb wegen seiner damit vebundenen Schwimmfähigkeit hervorragend für viele Trockenfliegen. Klassiker unter ihnen sind die Elkhair-Caddis oder Buck-Caddis. Aus dem Hinterteil stammen die extrem langen und steifen Elchhaare welche sich zur Spitze hin verjüngen und dadurch viele Einsatzmöglichkeiten bieten. Ich verwende diese langen Grannen gerne für die Schwänzchen von Maifliegen.


    Fuchs (Fox): Fuchs ist eines der beliebtesten Materialien für Streamer und Lachsfliegen. Im Gegensatz zu Reh, Hirsch, Elch und Dachs ist das Fell sehr weich wodurch es verführerisch im Wasser spielt. Es läßt sich dadurch auch sehr einfach verarbeiten. Meist wird es für Schwingen kleinerer Streamer verwendet.


    Gams (Chamois): Nicht ganz leicht zu bekommen. Auch hier gilt wie bei vielen Fellen: das Winterhaar ist hohl und schwimmt dadurch besser. Das Gämsenfell ist recht kurzhaarig, gekräuselt und erstaunlich weich wodurch es sich sehr schön verarbeiten läßt. Selbst für ganz kleine Trockenfliegen ist es das ideale Material.


    Hase (Hare): Vom Hasen wird meist die Gesichtsmaske verwendet. Wer kennt nicht die berühmte und äußerst fängige Hasenohrnymphe (Hares-Ear-Nymph) mit ihrem rauhen und groben Aussehen. Für Nymphen ist es eines der beliebtesten Dubbing-Materialien welches sehr realistisch und lebendig Insektenbeinchen imitiert.


    Hirsch (Deer): Die Struktur dieses Felles ist wesentlich gröber als beim Rehhaar. Diese Steifheit ist aber dadurch wieder ideal für flach, nach hinten liegende Flügel, Schwänzchen oder auch Haarschwingen bei größeren Streamern.


    Iltis (Fitch): Das Iltisfell ist meist dunkelbraun oder schwarz mit einer gelblichen (bei Männchen) oder einer weißlichen (bei Weibchen) Unterwolle welche leicht durchschimmert. In Deutschland darf der Iltis auf Farmen gehalten werden. Das Fell ist sehr dicht und fest und eignet sich gut für Haarflügel und Schwänzchen. Durch die relativ geraden Haare lassen sich auch gut Crosscut-Zonkerstrips aus dem Fell schneiden. Crosscut heißt dass die Grannen leicht seitwärts abstehen. Dadurch kann man z. B. bei Hechtstreamern schöne Krägen bilden. .


    Islandschaf (Icelandsheep): Fell vom Islandschaf ist lang, weich und leicht gekräuselt. Ich verwende es sehr gerne für große Hecht- und Huchenstreamer. Es verleiht dem Streamer ein schönes, volles Aussehen. Meist ist es auch in den herrlichsten Farben erhältlich, sogar fluoriszierend. Persönlich finde ich dieses Material sogar noch schöner als Bucktail. ie


    Kalb (Calf): Kalb hat sehr feine, gerade Haare welche sich sehr schön verarbeiten lassen. Man kann sie sogar im Gegensatz zu anderen Fellen gut zuschneiden ohne dass sie brechen. Da sie auch kaum auftragen, sind sie ideal für schlanke Nymphen, Trockenfliegen und Streamer. Oft erhält man den Kalbschwanz in verschiedenen Farben im Handel. Viele Lee-Wulff-Fliegen, schwedische Lachsfliegen und Stealhead-Fliegen sind aus den Haaren dieses Körperteils. Die oft knallig gefärbten Kalbschwänze werden auch gerne als Sichthilfen bei Parachut-Fliegen verwendet.


    Kaninchen (Rabbit): Vom Kaninchenfell werden meist Streifen geschnitten welche dann als Zonkerstrips in allen Farben und Schattierungen in den Handel kommen. Zonkerstrips gibt es in verschiedenen Breiten und auch als "Crosscut" also quergeschnitten. Quergeschnitten werden sie ähnlich wie ein Hechelkranz um den Hakenschenkel gewickelt. Ein klassischer Zonkerstreamer für Hechte ist der Bunny, welcher nach hinten einen Kaninchenfellstreifen hat und einen Kragen mit einem sogenannten Crosscut-Zonkerstrip. Aber auch kleinere Forellen- und Barschstreamer werden damit gebunden. Durch diese Fellstreifen erhalten die Streamer ein hervorragendes Eigenspiel. Sind sie einmal mit Wasser vollgesaugt lassen sie sich zwar schwer werfen, aber auf die Fische wirkt so ein Streamer unwiederstehlich.


    Lama (Lama): Von der Struktur gleicht das lange Lamahaar dem Islandschaf und ist deshalb ebenso wie dieses für große Hecht- und Huchenstreamer geeignet. Das Lamahaar ist kein Fell im herkömlichen Sinne sondern wolleähnliches Haar. Auf alle Fälle ein interessantes und vielseitiges Bindematerial.


    Marder (Marten): Der Marder hat ein sehr dichtes, mittellanges, weiches Haar das sich sehr gut zum Binden von Trockenfliegen aber auch als Haarflügel oder Schwänzchen für kleine Streamer eignet. Je nach Art reichen seine Farben von hellgelben, über braunen bis zu schwarzen Schattierungen. In Streifen geschnitten lassen sich aus dem Marderfell auch Zonker binden.


    Maulwurf (Mole): Geschützt nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV), gemeint ist der Europäische Maulwurf In Deutschland ist der Maulwurf nach dem Bundesartenschutz besonders geschützt. Die Felle sind auch nicht einfach zu bekommen. Es könnte höchstens einmal ein Hund oder eine Katze ein Tier herbeischleppen. Bekommt man auf legale Art ein Maulwurffell, dann besticht es besonders durch seine grobfasrige aber doch weiche, braun glänzende Unterwolle welche ein wenig an die Unterwolle eines Pelztiers erinnert. Ganz einfach ist es nicht zu verarbeiten aber mit ein wenig Geduld und der entsprechenden Technik (Schlaufentechnik) kann man daraus sehr schöne Trockenfliegen binden.
    Ersatz: Mir fällt leider kein synth. Ersatzfell ein aber Maulwurffell muss auch nicht unbedingt auf jedem Bindetisch sein. Wie gesagt, wenn man es zufällig bekommt ist es nicht schlecht.


    Mungo (Mungo): Das steife, gestreifte Deckhaar des Mungo ist ähnlich wie die Elchhaarmähne oder das Dachsfell das perfekte Material für Schwänzchen, Fühler, Caddis-Flügel und sogar stehende Flügel bei Parachut-Fliegen. Durch seine hell- und dunkelbraune Streifen gibt es auch schöne Muster bei nach hinten gebundene Schwingen.


    Nerz (Mink): Wärend der Europäische Nerz schon fast ausgestorben und deshalb geschützt ist kommen die heutigen Nerze meist aus den Nerzfarmen in denen aber der Amerikanische Nerz gezüchtet wird. Eine Züchtung des Europäischen Nerzes ist nicht möglich. Die feinfasrigen aber doch noch steifen Haare des Nerzes sind ein ideales Dubbing-Material welches besonders gut am Faden haftet. Von weißgrau bis schwarz erhält man sie in den verschiedensten Naturfarben.


    Nutria (Mink): Die samtweiche, graue bis dunkelbraune Unterwolle des Nutria eignet sich hervorragend für Schwingen von Forellen-Streamern. Da die Deckhaare an der Basis weicher und dünner sind als an der Spitze geben sie im Wasser ein imposantes Spiel ab, dem kaum eine Forelle wiederstehen kann.


    Opossum (Australisches Opossum): Für alle Nymphen welche im Wasser sehr gut spielen sollen. Von weiß, beige, grau bis schwarz reichen die Farben dieses superweichen Fells welches meist als Dubbing-Material angeboten wird. Aber auch als Zonkerstrips verleihen sie Nymphen und kleinen Streamern eine schöne Unterwasser-Dynamik.


    Pelzrobbe (Seal, Furseal): Seit 1983 Importverbot für Jungtiere Aus Grönland kommen ausschließlich Felle von ausgewachsnen Robben. Für die Inuit/Eskimos ist die Jagd überlebensnotwendig. Die Unterwolle der Robbe ist extrem fein und demnach als Dubbingmaterial für kleinste Trockenfliegen geeignet. Die längeren, steiferen und langfasrigen Haare sind fast transparent, glänzen und lassen sich vorzüglich färben. Dadurch erhält man sie in den unterschiedlichsten Farben auch als etwas gröberes Dubbing.
    Ersatz: synthetisches Polyacrylnitril (für Nymphen, Nassfliegen und Streamer aber nicht Trockenfliegen!), Angora-Goat als natürliches Fell oder Gleamy-Dubbing und Seal-Ex-Dubbing als synthetisches Material (s.a. Kapitel 4 Synthetische Felle bzw. Fell-Ersatz).


    Polarfuchs (Polarfox, Arctic Fox): Geschützt nach FFH-Richtlinien (FFH=Flora-Fauna-Habitat) Das weiche, lebendige Fell gibt Streamern im Wasser ein ähnlich schönes, pulsierendes Spiel wie man es vom Marabou her kennt. Da auch der Marabou vom Aussterben bedroht ist aber mittlerweilen sehr schön vom Truthahn ersetzt werden kann, empfehle ich hier auch den Truthahn. Von der Qualität und den Farben her steht er dem Marabou oder Polarfuchs in Nichts nach. Die im Handel meist als Ring angebotenen Polarfuchsfelle kommen überwiegend aus Zuchtbetrieben.
    Ersatz: Truthahn-Unterwolle


    Reh (Roe, Deer): Rehhaar dürfte fast das meist eingesetzte Fell beim Fliegenbinden sein. Es stammt in der Regel vom Rücken des Wildes, manchnal auch vom Bauch. Im Handel wird es in vielen Farben angeboten wobei ich am liebsten mit Naturfarben arbeite. Die klassische Fliege ist die Rehhaarcaddis, eine Köcherfliegenimitation mit nach hinten gebundenen Rehhaar. Aber auch für Streamer, Mäuse, Muddler, und irresistible Fliegen ist Rehhaar optimal geeignet. Rehhaar hat sehr gute Schwimmeigenschaften. Für kleine, feinere Fliegen (z.B. Compara Dun) empfiehlt sich das Sommerhaar da es weicher ist und nicht so leicht bricht wie das Winterhaar.


    Rentier (Reindeer): Rentierhaar ist von der Struktur her ähnlich wie Rehhaar, vielleicht etwas feiner und mit mehr Unterwolle. Die Schattierung ist eher grau als braun was bei der einen oder anderen Trockenfliege so gewünscht sein kann. Das Haar ist nicht so gerade wie das Rehhaar weshalb es für Schwänzchen und Muddler nicht so geeignet ist. Aber sonst sind die Einsatzmöglichkeiten genauso vielseitig wie beim Reh.


    Schneehase (Northern Hare): Als ich dieses Material zum ersten mal in den Händen hatte wurde es mir bezüglich seiner Schwimmfähigkeit als DER Ersatz für CDC vorgestellt. Es war nicht das Fell des Schneehasen sondern die Pfote. Die Haare an der Unterseite der Pfote sind besonders wasserabweisend. Es leuchtet auch ein, lebt der Schneehase ja im Schnee und muss so mehr Wasser abweisen als seine Kollegen auf den Wiesen und Feldern. Später hab ich mir dann erklären lassen, dass durch das Färben diese Eigenschaft nicht mehr in der Form gewärleistet ist und sie genauso wie bei den "normalen" Hasen ist. Trotzdem ist es auch aufgrund seiner hohen Transparenz ein vielseitig verwendbares Material welches zusätzlich durch den Einschluß von Luft und den damit verbundenen Luftbläschen, Emergern ein äußerst realistisches aufsteigen eines Insekts imitiert.


    Schwarzbär (Blackbear): Geschützt nach der EU-Artenschutzverordnung Ein sehr universelles Bindematerial dass nicht immer leicht zu bekommen ist, ist das gekräuselte und sehr dichte Schwarzbärfell. Seine bis zu 12 cm langen Grannen eignen sich sehr gut für große, voluminöse Hecht- und Huchenstreamer.
    Ersatz: Bucktail, die Grannen sind zwar nicht so lang und steif wie beim Bär aber dennoch ein guter Ersatz. Bucktail bekommt man in allen Farben auch Weiß, braun und schwarz.


    Waschbär (Raccoon): Die dichte, weiche Unterwolle des Waschbärfells wird häuffig als Dubbing verwendet aber auch der charakteristisch geringelte Schwanz findet Verwendung für viele Forellenstreamer. Oft liest man die Bezeichnung Finnischer Waschbär bzw. Finnish Raccoon. Dabei handelt es sich nicht um den Waschbären sondern um den Marderhund. Die Felle sind aber ähnlich. In Streifen geschnitten kommt das Waschbär- und Marderhundfell auch als Zonkerstrips in den Handel. Daraus lassen sich schnell sehr fängige Hecht- und Forellenstreamer binden.


    Weißwedelhirsch (Whitetaildeer): Bucktail, wie das Schwanzfell des Weißwedelhirsches auch genannt wird, hat fast jeder Streamerbinder auf dem Bindetisch. Die etwas längeren und hohlen Haare sind sehr stabil und lassen sich als Haarschwingen und Schwänzchen für kleine Forellen- bis zu ganz großen Hecht- und Huchenstremer (15-20 cm) sehr gut verarbeiten. In den Handel kommen Schwänze des Weißwedelhirsches sowohl in Naturfarben als auch in knalligen, fluoriszierenden Farben.


    Wiesel (Weasel): Wiesel liefern wie Marder und Iltis ein sehr feinfasriges Dubbing welches auch für größere Trockenfliegen und Nymphen verwendet werden kann. Auch als Zonkerstrips werden sie im Handel angeboten. Trotz ihrer Schnelligkeit findet man sie leider oft in Ortsnähe überfahren auf der Straße. Ob man sie mitnehmen darf kann ich nicht sagen. Größeres Wild wie z.B. Reh darf man nicht mitnehmen sondern muß es dem Jäger melden.


    Wildschwein (Wildboar): Die langen und stabilen Borsten lassen sich für viele Teile vor allem bei Nymphen einsetzen. Die Spitzen als Schwänzchen, die längeren Haare als Körpermaterial oder auch zur Rippung. Man kann sie gut einfach einzeln um den Hakenschenkel wickeln. Einzelne Haare sind auch gut für Beinchen und Fühler z. B. bei Steinfliegenlarven. Die gekräuselte Unterwolle eignet sich gut für Dubbing.


    Ziege (Goat): Ziegenhaar in den verschiedensten Farben eignet sich sehr gut für viele Großfliegen (Hecht-, Huchenstreamer) bedingt durch die sehr langen und stabilen Haare. Ziegenfell ist dünner und nicht ganz so hart und wiederspenstig wie Rehhaar und läßt sich dadurch etwas leichter verarbeiten. Die knalligen Farben werden gerne für Tuben-, Lachs-, Meerforellenfliegen und Hechtstreamer verwendet. Die dezenteren bzw. Naturfarben für Forellen- und große Huchenstreamer in unseren alpinen Gewässern.


    4. Synthetische Felle bzw. Fell-Ersatz:


    Synthetische Felle gibt es heute in vielen Ausführungen und sind eine sehr gute Alternative zu natürlichen Fellen vor allem dann, wenn es sich um bedrohte Tierarten handelt. Sie lassen sich auch sehr gut mit natürlichem Fell (Dubbing) vermischen um so noch mehr Farbnuancen herauszuholen. Im Nachfolgenden möchte ich einige sehr gute synthetische Materialien vorstellen.


    Antron: Es ist wohl das meist verwendete und bekannteste Synthetik-Material das auf jedem Bindetisch zu finden ist. In der Regel kommt es in zahlreichen Farben als Dubbing in den Handel. Die Kunstfaser (Trilobal) hat viele Eigenschaften die für den Fliegenfischer maßgebend und äußerst wichtig sind. Für Trockenfliegen soll das Material kein Wasser aufnehmen und gute Schwimmeigenschaften aufweisen, es soll sich gut dosieren lassen und am Faden haften, die Struktur soll natürlichen Fellen ähnlich sein und soll sich gut mit anderen Dubbing-Materialien (auch natürlichen) mischen lassen. - All diese Eigenschaften weist Antron auf und macht es zum meistverwendeten und bekanntesten Dubbing. Zusätzliche Glitzereffekte sorgen auch unter Wasser für eine verführerische Reflexion der kaum ein Fisch wiederstehen kann. Antron wird für fast alle Fliegenarten verwendet: Trocken- und Nassfliegen, Nymphen, Landinsekten, Streamer. Es läßt sich sehr gut verarbeiten und ist eine der besten Alternativen zu natürlichem Fell.


    SLF (Synthetic Living Fiber): In der modernen Fliegenbinderei findet diese Kunstfaser immer mehr Bedeutung. So ist es z.B. ein vollwertiger Ersatz für das Robbenfell (Seal) und viele andere Felle. Die vielseitige Verwendbarkeit ist auf die besondere, glänzende und durchscheinende Struktur dieser Faser zurückzuführen. Durch das wasserabweisende Material und die Farbenvielfalt in der es auf dem Markt angeboten wird ist es in allen Etagen des Wassers einsetzbar. Ob Trockenfliegen, Nassfliegen, Aufsteiger oder Nymphen in Grundnähe - mit SLF gebundene Fliegen in knalligen Farben sind für die Fische im Meer ebenso unwiderstehlich wie Fliegen in dezenten Naturfarben in unseren klaren, alpinen Gebirgsbächen. Das Spiel der feinen Fibern im Wasser erweckt die Fliege zum Leben. SLF ist ausserdem leicht zu verarbeiten. Es haftet sehr gut am Bindefaden, läßt sich für Beinchen schön auszupfen oder sogar ausbürsten was der Fliege eine zusätzliche Attraktivität verleiht.


    Ice-Dubbing: Ein äußerst vielseitig und universell einsetzbares Syntheticmaterial. Angeboten wird es sowohl in grellen, glitzernden Farben als auch in dezenten Naturfarben. Ice-Dubbing läßt sich direkt an den Faden andubben aber genauso mit einer Schlaufe verarbeiten. Man kann es auch sehr schön mit anderem Dubbing (natur oder synthetisch) mischen und erhält dadurch eine riesen Palette an zusätzlichen Farben und Effekten. Ein schönes Material welches dem Fliegenbinder einen großen Gestaltungsspielraum verschafft.


    Polypropylen: Polypropylen ist ein unbedenklicher synthetischer Kunststoff welcher sogar für Anwendungen im Lebensmittelbereich geeignet ist. Dubbingmaterial aus Polypropylen ist wasserabweisend. Seine Fasern können je nach Feinheitsgrad viele natürliche Felle ersetzen. Polypropylendubbing läßt sich gut mit anderem, natürlichen und synthetischen, Dubbing mischen. Auch als Garn und Antron-Garn wird Polypropylen angeboten. Dann wird diese hochschwimmende Faser meist für Trockenfliegen eingesetzt z.B. knallig gefärbt als Parachut-Sichthilfe aber auch für Körper. Eine weitere Eigenschaft von Polypropylen ist, dass es leichter ist als Wasser und dadurch natürlich sehr gut schimmt.
    Polyacrylnitril: Das bekannteste Dubbing aus Polyacrylnitril ist Seal-Ex-Dubbing. Schon die englische Bezeichnung weist darauf hin dass dieses Dubbing das Robbenfell-Dubbing ersetzen soll und das tut es auch. Polyacrylnitril-Fasern sind wie Seal-Haare steif und transparent, lassen sich aber wesentlich leichter verarbeiten da sie dünner sind. Eingesetzt wird dieses Material hauptsächlich für Nymphen, Nassfliegen und Streamer. Da sich dieses Dubbing leicht vollsaugt, ist es für Trockenfliegen nicht geeignet.