Materialkunde Fliegenbinden: Bälge, Sättel, Hecheln

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    Bälge, Sättel


    Bälge werden für viele Arten von Fliegen verwendet. Von der kleinsten Trockenfliege bis zu Hechtstreamer von 20 cm kommen zum Einsatz. Wo aber liegen die Unterschiede? Viele Fachbegriffe werden uns da regelrecht um die Ohren geschlagen.


    Als erstes möchte ich zwischen Hahn und Henne unterscheiden. Nein! Nicht was Ihr meint. Die Unterscheidung kennen wir bereits. Hier gehts um Federn und Hecheln.


    Hahnenhechel:
    Hahnenhechel sind härter und hohl und haben sehr hohe Schwimmeigenschaften wodurch sich schon ihr Haupteinsatzgebiet abzeichnet. Sie werden in erster Linie für Trockenfliegen eingesetzt. Dafür muss man aber auch einen wesentlich höheren Preis zahlen als bei Hennenhecheln.


    Hennenhechel:
    Die Schwimmeigenschaft von Hennenfedern ist nicht so gut wie die von Hahnenfedern. Sie sind wesentlich weicher und werden deshalb auch meist unter Wasser eingesetzt. Dafür spielen sie sehr schön unter Wasser und verführen so unsere Fische zum reinbeissen.


    Mit Begriffen wie Sattel, Skalp, Balg, Schlappen, Neck, Cape usw. haben vor allem Neulinge im Fliegenbinden immer wieder Probleme. Welcher Teil des Federkleides hier gemeint ist soll das nachfolgende Bild veranschaulichen.



    Balg, Skalp, Cape, Neck:
    Federn aus dem Hals- und Nackenbereich des Hahns oder der Henne.


    Sattel, Saddle:
    Das ist der Federteil des Rückens vom Hahn oder Henne. Die Federn sind meist länger als die Nackenfedern und etwas weicher. Die Rückenfedern der Henne sind sehr stark und bis weit nach oben beflaumt.


    Schlappen:
    Große Federn im Bereich des Hühnerpo's. Sie werden hauptsächlich für Hechtstreamer verwendet oder die Seitenfibern als Schwänzchen.


    Die folgenden beiden Bilder zeigen den Unterschied zwischen Balg und Sattel (links: Balg, rechts: Sattel). Erstes erkennbares Merkmal ist die Oberkante. Wärend der Balg eine u-förmige Oberkante hat (da war früher einmal der Hals), hat der Sattel eine gerade Oberkante.



    Herkunft:
    Bis ca. 1970 wurden zum Fliegenbinden Federn vom "normalen" Haushuhn, welches auch gegessen wurde, verwendet. Da es sich um ein sogenanntes Abfallprodukt handelte waren die Federn auch noch für einen nicht so "betuchten" Fliegenbinder erschwinglich.


    Bald aber genügten den immer mehr werdenden Fliegenbindern die Qualität und Farben nicht mehr und so kam ein findiger Eierproduzent aus Pennsylvanien (Metz) auf die Idee großwüchsige Hühner in den Wunschfarben zu züchten. Noch zur selben Zeit gelang es auch weiteren Züchtern wie Hoffmann, Genetic Hackle, Whiting und wie sie alle heißen der Idee zu folgen.


    Würde man eine Reihenfolge der Herkunftsländer nach Qualität angeben so wären Bälge aus den USA an oberster Stelle gefolgt von den chinesischen Bälgen und als Schlusslicht die indischen Bälge.


    Qualitätsunterschiede:
    Die besten Bälge kommen immer noch aus den USA. Wie aber erkennt man gute und schlechte Bälge wobei "gut" und "schlecht" etwas relativ ist wenn man das Einsatzgebiet der Feder mit berücksichtigt. Beispiel: Ein weicher Kiel mit dem sich sehr schön Hechelkränze für Trockenfliegen bilden lassen wird als "gut" bezeichnet wogegen ein harter Kiel eher als "schlecht" bezeichnet wird obwohl er z.B. für einen großen Hechtstreamer wiederum ideal ist.


    Trotzdem gibt es natürlich Qualitätsunterschiede. Wie kann ich nun als Anfänger Federn bewerten?


    Wichtigstes Qualitätsmerkmal ist die Anzahl Fliegen welche ich aus einem Balg erstellen kann. Ich greife mal eine Feder aus dem Balg heraus. Möchte ich mit dieser Feder einen Hechelkranz binden, brauch ich im Schnitt etwa 3 - 5 Windungen. Je nach Qualität schaffe ich mehr oder weniger Windungen. Ausschlaggebend ist dafür nicht zuletzt wie weich der Kiel ist. Bei billigen Bälgen ist dieser höchstens im oberen (Spitzen-) Teil weich und biegsam. Die unteren 2/3 sind hart und lassen sich für einen Hechelkranz nicht mehr verwenden aber z.B. für Hechtstreamer wo die einzelne Feder der Länge nach eingebunden wird.


    Alte oder lange gelagerte Bälge haben oft brüchige und spröde Kiele. Das selbe passiert auch oft mit gefärbten Bälgen aufgrund ihrer chemischen Behandlungen.


    Wenn wir schon beim Kiel sind spielt auch sein Querschnitt eine Qualitätsrolle für den Hechelbinder. Beim normalen (Ur-)Huhn ist der Querschnitt der Nackenfedern oval und die Fibern stehen an der Breitseite. Wickelt man nun die Feder um den Haken stellen sich die Fibern schön gleichmäßig auf, so wie es der Fliegenbinder haben will. Deshalb werden für Hecheln überwiegend die Nackenfedern (Cape, Neck oder auch Skalp) verwendet. Bei billigeren Varianten aber auch bei den meisten Satteln ist oft der Querschnitt des Kiels rund was zur Folge hat daß sich die Fibern unkontrolliert (wilkürlich) aufstellen.


    Ein guter Balg sollte auch eine möglichst große Palette an Hakengrößen (8 - 20) abdecken und einen gleichmäßigen Wuchs (breite) aufweisen. Dabei spielt die Länge und Steifheit der Fibern eine große Rolle. Besonders steife Fibern sind meist an den Seiten des Nackens.


    Widmen wir uns nocheinmal dem Flaum. Abgesehen von Nassfliegen, Nymphen und Streamern ist beim binden von Trockenfliegen der Flaum unerwünscht. Eine Feder wird oft auch als schlecht bezeichnet wenn sie bis über die Hälfte ihrer Länge mit Flaum behaftet ist.


    Qualitätsstufen:
    Von den Herstellern werden mittlerweilen verschiedene Qualitätsstufen bei Bälgen angegeben welche sich aber auch im Preis deutlich niederschlagen: 1. bis 3. Grad, 1. bis 3. Wahl, Gold/Silber/Bronce usw. Ausschlaggebend dafür ist:


    • die Anzahl brauchbarer Federn
    • die Länge der Feder
    • welche und wieviel verschiedene Fliegengrößen aus dem Balg gebunden werden können


    Oft ist aber ein hochpreisiger Balg in der Summe günstiger wenn man vor allem die Anzahl der daraus zu bindenden, brauchbaren Fliegen mit berücksichtigt.


    Kleiner Tipp zum Schluss:
    Besucht doch mal eine Geflügelausstellung. Ihr werdet staunen was es da alles Interesantes zu entdecken gibt!

  • Unsere Hahnenhechellieferanten


    Als Fliegenbinder will man ja immer wieder über neue Sachen informiert sein und dazu gehören auch, unsere Hahnenhechellieferanten (was für ein Wort!) mal persönlich kennen zu lernen. So war ich kürzlich auf einer Geflügelzüchter-Ausstellung und hab mir mal unsere Lieferanten angeschaut wenn sie noch ihr Kleid anhaben. Ein paar von den Prachtexemplaren hab ich mal fotografisch eingefangen.


    Ich fand diese Ausstellung sehr interessant, vor allem für Fliegenbinder. Dem Einen oder Andern wird das Federkleid bekannt vorkommen.