Felix Fliegenbüchse Teil 01

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    Meine Fliegenbüchse öffne ich euch freiwillig !


    Die Welt des Fliegenfischens ist weitläufig und spannend. Doch immer wieder steht man vor Schwierigkeiten, die man auf den ersten Blick nicht zu lösen vermag. Da wird probiert und versucht und meistens ist es des Rätsels Lösung doch so einfach. Ein paar solcher Geschichten hab ich euch in dieser neuen Reihe Felix Fliegenbüchse zusammengeschrieben.



    Alles Creme !


    Nachdem unser Sommer nicht so das geworden ist, was ich mir vorgestellt habe, freute ich mich um so mehr, dass ich in der letzten Zeit wieder mal zum Fliegenfischen gekommen bin. Das Fliessgewässer, das ich befische, hat einen sehr guten Bestand an Bach und Regenbogenforellen. Das Wasser ist meistens sehr sichtig und hat Tiefen bis zu drei Metern. Die Fische sind sehr scheu und der Angler kann sich nicht besonders gut verstecken, da er auf einem höhergelegenen Damm steht. Aber vor allem im Sommer gibt es Tage und Abende, an denen die Fische regelmäßig nach Oberflächennahrung steigen. Mit einem regelrechten Schmatzer verschwinden die verschiedenen Proteinbomben wie am Fliessband. Aber wer jetzt gedacht hat es wird ein einfaches Spiel, der hat weit gefehlt.


    Letzte Woche war ich für zwei Stunden beim Fischen und es war so ein Tag, an dem es an verschiedenen Stellen regelmäßig gestiegen ist. Wir, der Alex und ich pirschten uns an den ersten Fisch an, der nicht weit vom anderen Ufer entfernt genüsslich eine Fliege nach der anderen wegschlürfte. Also hab ich meine dunkle 16er Ameise mit einigen Würfen in die Fressbahn der Forelle gelegt. Aber irgendwie wollte sie meine dargebotene Fliege nicht. Jedesmal wenn sie perfekt auf sie zugschwommen kam, hat sie sich ein wenig zur Seite gestellt und dann, manchmal nur cm entfernt von meiner Fliege ein echtes Insekt eingesaugt. Nach einigen Versuchen verschwand sie dann unter einem Baum.


    Nicht weit entfernt stieg dann eine weitere Forelle und nun war der Alex an der Reihe! Aber der Fisch war noch nicht in einem guten Wurffenster. Also hiess es erst einmal warten, bis sich die langsam dahin cruisende Forelle in eine für uns bessere Position begeben hat. An dem Kanal gibt es manchmal so gut wie keine Möglichkeit einen Rückschwung durchzuführen und durch die hohe Standposition ist mit dem Rollwurf nicht wirklich ein Blumentopf zu gewinnen. Aber der Fisch kam beständig näher. Während des Wartens und beim Hinweg schon war dem Alex aufgefallen, dass im Moment vor allem helle Eintagsfliegen, Beatis, unterwegs sind. Cremefarbener Körper und ein bräunlicher Thorax. Da knüpfte sich der Alex eine Paradun mit solchen farblichen Eigenschaften an. Schon im letzten Jahr war aufgefallen, dass die Fische manchmal ausschlieslich diese Muster nehmen und alles andere ignorieren. Als der Fisch dann in Wurfweite war, brauchte es nur einen Wurf, der perfekt auf den Fisch zukam. Die Wasseroberfläche wölbt sich und die Fliege verschwindet in einem Strudel. Anhieb und der Fisch war dran. Nach einem wilden Drill konnte dann eine wunderschöne Bachforelle gelandet werden, die über der magischen 50cm lag! Nach einigen Bildern wurde der prächtige Laichfisch wieder unbeschadet in sein Element zurück gesetzt.



    Und was lernen wir daraus?


    Ich gratulierte zum tollen Fisch und der Alex drückte mir daraufhin, bei unserem Siegerkippchen, eine cremefarbene Paradun in die Hand. Bei einem Blick an die vorherige Stelle, konnten wir die Forelle von vorhin wieder steigen sehen. Also gings zurück an den alten Platz, Fliege angeknotet und los gings. Mittlerweile jedoch waren so viele Eintagsfliegen auf dem Wasser, dass es schwer war seine Fliege überhaupt aus den vielen anderen echten herauszuerkennen. Nach einigen Versuchen konnte ich den Fisch dann haken, aber er verabschiedete sich jedoch vorzeitig mit einem long distance release. Wir fischten noch ein wenig weiter, aber konnten keinen weiteren Fisch erbeuten. Ich hab mir jedoch auf dem Rückweg ein paar von den Eintagsfliegen in meine Fliegenbox für die Minifliegen eingepackt, lebendig versteht sich, und hab dann zuhause ein paar schöne Makro Aufnahmen von den kleinen Rackern gemacht.




    Wenn man zum Fliegenfischen geht, wird man sich zumindest mit den Grundlagen der Insektenkunde befassen ( müssen ), um erfolgreich zu sein. Auch ich hab mich ein wenig mit den Insekten befasst, aber für die Berichte hab ich mich mal tiefer in die Materie gewagt. Die Eintagsfliege, die ich mir mitgenommen habe, gehört wissentschaftlich bezeichnet zu der Ordnung der Ephemeroptera, der Eintagsfliegen. Auch die Maifliege ist eine Eintagsfliege und dieses Exemplar gehört zur Familie der Baetiden und das sind auch Maifliegen, nur sehr kleine. Die Familie umfasst ca 900 verschiednen Arten die sicher bestimmt wurden. Da ist es nicht so leicht rauszufinden, was des für eine ist! Was jedoch interessant bei der Art ist, dass die Weibchen so ausschauen wie die Bilder von mir, die Männchen jedoch manchmal sogenannte Ballonaugen haben. Schaut mal genau hin, wenn ihr unterwegs seid.



    Die Schattierung solcher Eintagsfliegen variiert von schwarz, über grau, grünlich bis hin zu Creme und Brauntönen. In unserem Falle war es die chremfarbene Shiluette mit dem braunen Thorax, die als einzigste Bisse verzeichnen konnte. Auf dem einen Bild kann man dieses Erscheinungsbild sehen. Da wollen wir doch mal schauen, was wir da alles zum Binden brauchen, damit man so ein Muster nachbinden kann.


    Es gibt haufenweise Bindeanleitungen für Parachute Muster. Diese hier entspricht grösstenteils der Vorgehensweise wie in dem Buch: "Das grosse Buch vom Fliegenbinden" von Klaus von Bredow. Wenn man sich die Fliege genau anschaut, dann kann sie in 4 Teile erlegt werden: den Schwanz, den Hinterleib, den Thorax mit Kopf und die Flügel. Für die 2 Schwanzfiebern nehmen wir helle dünne Pinselhaare. Der Hinterkörper wird aus beigem Dubbing geformt. Der Thorax wird aus braunem Dubbing gemacht und der Flügel wir aus weissem Polypropylen und einer hellen Parachute Hechel dargestellt. Parachute, für diejenigen die es nicht wissen, ist der Fallschirm. Wie alles geht, findet ihr in der Bindeanleitung hier . Keine Angst, ist halb so wild.



    Das Muster kann sowohl in der Grösse als auch in der Farbe variiert werden und man hat damit eine super Fliege für das ganze Jahr. Wir konnten von zeitigen Frühjahr, über den Sommer bis hin zu Herbst und sogar im Winter damit Fische erbeuten. Wie entscheidend manchmal ein kleiner Unterschied sein kann hat das Beispiel oben gezeigt. Deshalb lohnt es sich mal an seinem Gewässer etwas genauer hinzuschauen, was da an einem vorbei treibt. Diesmal war der Farbton entscheidend, das nächste mal vielleicht die Grösse ? Hoffe dieser kleine Exkurse in die Welt der Fliegen hat euch gefallen, denn der zweite Teil ist schon in Arbeit.


    Tight lines, Felix

  • Super Bericht Felix! :up:


    Mal eine schöne Idee den Weg vom Erlebten, vom "lesen in der Natur", vom natürlichen Insekt über den Bindetisch zur künstlichen Nachbildung zu beschreiben.


    Echt Klasse gemacht, Respekt!