Auf Saibling und Seeforelle – Spinnfischen vom Ufer

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  • Auf Saibling und Seeforelle – Spinnfischen vom Ufer



    In diesem Beitrag geht es explizit um das Spinnfischen auf Saibling und Seeforelle in unseren Voralpen- und Alpenseen.
    Oft ist es ab Anfang März an den meisten unserer Seen, an ausgewählten Gewässern sogar noch früher, möglich, diesen herrlichen Fischen mit der Spinnrute nachzustellen.


    Da sich beide Fischarten ab einer gewissen Größe fast ausschließlich von kleinen Fischen ernähren, sind sie für unsere Spinnangel mit den dazugehörigen Ködern wie geschaffen. In den ersten Saisonmonaten ist diese Methode vor allem vom Ufer aus sehr erfolgsversprechend, da sich viele der Forellen noch in den oberflächennahen Bereichen aufhalten. Dies vor allem auf ihren Wanderruten im Uferbereich.
    Außerdem halten sich um diese Jahreszeit meist die kleineren Futterfische in dem sich schneller erwärmenden und vor allem durch den Frühjahrsbedingten Insektenflug nahrungsreicheren Ufer- und Oberflächenbereichen auf.


    Vor allem der Ruf der Königin unserer Alpenseen, der Seeforelle, zieht so gut wie jeden einheimischen Angler in Ihren Bann.


    Die Seeforelle zählt neben dem Huchen zu den größten einheimischen Salmoniden und übt einen unstillbaren Reiz auf so gut wie jeden Angler aus. Spätestens nach der ersten Begegnung mit einer Seeforelle ist es um jeden Angler geschehen und er ist unweigerlich mit dem „Virus Seeforelle“ infiziert. In Bayern liegt das staatl. Schonmaß bei 45 cm, wobei regionale Schonmaße auch darüber liegen können (z.B. am Walchensee 50 cm). Wer einmal eine kapitale Seeforelle an seiner Angel hatte, oder einen Drill und die Landung live miterleben durfte, wird von dieser Fischart so schnell nicht mehr lassen können. Ihr blaugrauer bis grüngrauer Rücken, sowie fast silbernen Seiten mit dunklen Flecken sind die Erkennungsmerkmale dieses Fisches.


    Da die Seeforelle im Jugendstadium der Bachforelle sehr ähnlich ist, ist es besser, wenn man sich nicht Hundertprozentig sicher ist, den Fisch zurückzusetzen. Ab einer Größe von ca. 35cm fehlen dann der Seeforelle die rötlichen Tupfen auf den Seiten, wodurch man dann diese Fische sicher unterscheiden kann. Oft gibt es jedoch unweigerlich Zwischenfärbungen.



    Ist man sich also nicht, so ist ein schonendes Zurücksetzen wohl die fairste Lösung und man wird sicherlich eines Tages am Wasser dafür belohnt.


    Die Durchschnittsgröße der Seeforellen liegt zwischen 50 und 80 cm, wobei kapitale Seeforellen jedoch eine Größe von über einem Meter und Gewichte über 15 Kilo erreichen können. Leider ging wie in so vielen Fällen der Bestand in den achtziger Jahren sehr zurück. Seit einigen Jahren wird jedoch verstärkt durch Besatzmaßnahmen diesem Trend entgegengewirkt und teilweise verfügen die einzelnen Gewässer wieder über einen relativ guten Bestand.


    Vorkommen der Seeforelle


    In den großen Seen des Alpen- und Voralpenlandes. Durch Besatzmaßnahmen auch mittlerweile in Mitteldeutschland. U.a. in Walchen-, Boden-, Schliersee- und Chiemsee dazu zahlreiche Talsperren bis zum Mittelgebirge; aber auch in vielen größeren und kleineren Seen in Österreich und der Schweiz.


    Vorkommen des Saiblings


    Die Saiblinge sind auf der ganzen Nordhalbkugel der Erde zu finden. Der Seesaibling ist die bei uns am häufigsten anzutreffende Art. Wobei sich jedoch der sog. Elsässer Saibling (Kreuzung aus See- und Bachsaibling ) auf Grund seines schnellen Wachstums und der geringeren Ansprüche an die Gewässerqualität einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreut. Dieser verdrängt jedoch in so manchen Gewässern die ursprünglichen und alten Stämme des Seesaiblings nahezu vollkommen.


    Der Bachsaibling, welcher Ende des 19.Jahrhunderts aus Amerika bei uns eingeführt wurde, wird weniger oft in Gewässer eingesetzt. Er hat gegenüber dem Seesaibling den Vorteil, dass er u.a. auch gegen höhere Wassertemperaturen unempfindlicher reagiert, darum wurde in einzelnen Gewässern den Bachsaiblingen leider der Vorzug gegenüber Seesaiblingen gegeben.


    Das Verhalten der Fische


    Da Seeforellen und Saiblinge ausdauernde und schnelle Schwimmer sind und in den Seen ständig umherstreifen lieben sie die Jagd auf schnell geführte Köder. Dies gilt vor allem für die Seeforelle. Sie ist immer aktiv auf der Suche nach den Köderfischschwärmen. Dieses Verhalten ermöglicht es uns Anglern besonders im Frühjahr und Herbst, wenn die Kleinfische in die Uferregionen kommen, diese Fischart mit der Spinnangel vom Ufer aus effektiv zu befischen.
    Im Sommer dagegen ziehen sich diese Salmoniden in tiefere sauerstoffreichere Gebiete des Sees zurück. Hier besteht lediglich in den ganz frühen Morgen- und späten Abendstunden, wenn die Futterfischschwärme an der Oberfläche und im Uferbereich nach Fressbarem suchen, eine Möglichkeit diese Fische vom Ufer aus zu überlisten. Die besten Fangaussichten herrschen im zeitigen Frühjahr, wobei Stellen zu bevorzugen sind, an denen sich die Abbruchkante in tiefe Wasserregionen in Wurfweite befindet, oder Zuflüsse in den See münden.


    Das optimale Gerät


    Nicht zu harte Spinnruten in Längen zwischen 2,7 und 3,30 Meter Länge. Deshalb nicht zu hart, weil Seeforellen und Saiblinge die Angewohnheit haben, beim Drill heftig den Kopf zu schütteln oder ruckartig in Richtung Grund vorzustoßen versuchen und sie sich bei einer harten Rute leicht den Haken aus dem Maul schütteln oder ausschlitzen. Eine weichere Rute federt diese Schläge sehr schön ab. Ein Wurfgewicht zwischen 10 und 40 Gramm ist völlig ausreichend.
    Mit das wichtigste sind sehr scharfe, spitze und nicht zu dicke Haken, da sie im Maul des Fisches einen sehr sicheren Halt finden. Ich selbst empfehle Einzelhaken. Vor allem im zeitigen Frühjahr, wenn Trupps von untermassigen Besatzforellen die Uferregion unsicher machen, geht auch die eine oder andere dieser Forellen an den Haken. Das Abhaken und Zurücksetzen ist mit Einfachhaken wesentlich schonender und die Fische tragen weitaus weniger Verletzungen davon. Außerdem bin ich der Ansicht, dass ich seit der Verwendung von Einzelhaken, wesentlich weniger Fehlbisse habe. Ein wichtiger Punkt ist es, den Haken mittels zweier hintereinander geschalteter Sprengringe zu montieren, da der Fisch im Drill sonst leichter den Köder aushebeln kann.
    Eigentlich sollte die Schnur nicht zuviel Dehnung haben, um den Anhieb besser setzen zu können. Deshalb fischen die meisten Angler eine geflochtene Hauptschnur. Ich selbst greife im Frühjahr und vom Ufer aus aber lieber auf monofile Schnur zurück. Vor allem wegen des sehr klaren Wassers und der oft „fischrettenden“ Dehnungsreserven im Drill, die sich oft bei den rasanten Fluchten der kampfstarken Fischen als sehr wichtig bewiesen hat.


    Die Stärke der Schnur sollte auch 0,25 mm nicht überschreiten, da das Wasser in fast allen Alpenseen sehr klar ist und dadurch eine stärkere Schnur von den Fischen wahrgenommen wird. Daher der Trend zum etwas feineren Angeln.
    Auch ist eine Stationärrolle mit einer sehr fein einstellbaren und rucklos arbeiteten Bremse ein absolutes Muss, will man doch nicht, vielleicht den Fisch seines Lebens durch eine ruckende oder „gefressene“ Bremse verlieren.
    Auf Grund der meist hindernisfreien Gewässerstruktur ist ein sicherer Drill auch mit feinem Gerät möglich. Lediglich größere Felsbrocken und eine Abbruchkante sind die Schlüsselszenen im Drill.

    Die bevorzugten Fangplätze und Fangzeiten


    Hier stechen besonders Einläufe von Bächen, Buchten im See und Stellen an denen sich die Abbruchkante zu tieferen Gewässerschichten in Wurfweite befindet, ins Auge. Das alles sind Stellen, an denen sich Futterfische im Frühjahr einfinden, wenn sich das Wasser wieder langsam erwärmt. Besonders nach dem Laichgeschäft, wenn die Temperaturen langsam steigen, das Wasser gleichzeitig in Ufernähe noch kalt genug und damit Sauerstoffreich ist, folgen natürlich dem Futter auch unsere Zielfische und sind damit auch vom Ufer aus zu erbeuten.


    Im Sommer dagegen ziehen sich die Forellen und Saiblinge in die Tiefen der Seen zurück und lassen sich hier vom Ufer aus nicht mehr überlisten. Lediglich in den ganz frühen Morgenstunden und späten Abendstunden kommen sie in Ufernähe und an die Oberfläche um Kleinfische zu jagen, aber die Fangaussichten sind zu dieser Jahreszeit beim Schleppfischen in den Tiefenregionen einfach Erfolg versprechender.


    Im Herbst dagegen, kurz vor der Schonzeit im Oktober, wenn das Wetter unbeständiger und das Wasser wieder kälter wird und sich die Futterfische in den letzten Sonnenstrahlen aufwärmen, steigen unsere Fangchancen vom Ufer aus wieder. Auch sind dann die Flusseinläufe für Seeforellen magische Anziehungspunkte, denn dort versammeln sich diese Tiere im Spätherbst um später zum Laichgeschäft aufzusteigen.
    Die beste Fangaussicht vom Ufer aus herrscht eindeutig von März bis Anfang Mai.
    Also die Jahreszeit, in der auf alle Fälle die Berge rund um den Walchensee noch mit Schnee bedeckt sind.
    Optimales Wetter bedeutet aber meist nicht Sonnenschein, sondern bedeckter Himmel und idealer Weise noch Schneefall dazu. Bei diesen Vorraussetzungen wurden schon viele Seeforellen bei uns erbeutet.


    „Seeforelle ist Schneeforelle“, wie schon unsere Großväter zu sagen pflegten.




    Köder


    Als Köder bieten sich längliche Spinner und Blinker am besten an, aber auch schlanke, meist aufgrund ihrer besseren Wurfeigenschaften, sinkende Wobbler, Köderfischsysteme wie das Planseesystem und natürlich Perlmuttblinker oder -spangen.
    Bei Perlmuttblinkern favorisiere ich jene Modelle mit Kupfer oder Messing auf der Innenseite. Reine Perlmuttblinker zeigen oft das Problem, dass diese sehr leicht sind, und somit keine guten Wurfeigenschaften haben.
    Ein weiterer Aspekt, der für eine Metallinnenseite spricht, ist der Schutz vor einem Bruch des Blinkers während des Drills. Oft stürmen größere Seeforellen direkt nach dem Biss zum Seegrund und nicht allzu selten gelingt es ihnen, den Perlmuttblinker am Grund zu zerschlagen. Wer auf sein reines Perlmutt nicht verzichten möchte, dem empfehle ich, den hinteren Drilling mittels Stahlvorfach am vorderen Sprengring zu sichern.




    Die Farbwahl des Köders sollte vorwiegend auf Silber, Grau und Schwarz, sowie Farbkombinationen aus diesen Farben fallen. Ebenso sind Farben mit Perlmutt- und Messingeffekte nicht zu unterschätzen.



    von oben nach unten: Falkfish Spöket, Rapala Countdown, Snaps Draget,
    Abu Toby und Perlmuttspange.



    [Hubert Überegger; Seeforelle 2006]


    Copyright 2007 by Andreas Heinrich

  • Hallo Andreas,


    danke für diesen tollen Beitrag, Kompliment für die Fotos, die beeindrucken mich sehr.
    Ja, es ist richtig, der "Vater der Fischeritis" Rainer Bouterwek, hat geschrieben: Seeforelle = Schneeforelle, aber er hat damit gemeint, so lange noch irgendwo, und sei es auf den umliegenden Bergen, Schnee liegt, bestünden gute Chancen.
    Und er hat auf die Laichzeit der Kröten hingewiesen. Und tatsächlich habe ich eine 59er und eine 60er in einer Bucht mit Laichkröten Ende April bzw. Anfang Mai gefangen.
    Übrigens: Rainer Bouterwek kommt auch Anfang März an den Walchensee. Aber keine Angst, Schlieris: Er ist knapp 80 und fischt gemütlich.....


    Grüße, berndi

  • Ein toller Bericht der sich wohl vorwiegend auf die Erfahrungen am Walchensee bezieht.
    Für den Starnberger See habe ich aber in zwei Punkten abweichende Erfahrungen gemacht. Zum ersten nehmen sowohl Saibling als auch Seeforellen in jeder Größe neben Köderfischen auch steigende Nymphen oder Maifliegen. Die Köderfische kommen am Starnberger See frühestens anfang Mai in Ufernähe, dennoch sind die Saiblinge und insbesondere die Seeforellen in Ufernähe, da dort die Nymphen früher steigen, als über tiefem Wasser. Deshalb ist bei uns zu dieser Zeit auch die Hegene fängiger als Köderfisch oder Spinner.
    Es muss aber in jedem Fall beachtet werden, dass dort wo man mehrere Fische an der Oberfläche mucken sieht, in der Regel keine massigen Forellen zu fangen sind und das anwerfen deshalb nicht waidgerecht ist.
    Größere Forellen werden zu dieser Jahreszeit zwischen 11 und 14 Uhr auf 3 bis 5 Meter am häufigsten gefangen.
    Man sieht wie unterschiedlich doch die einzelnen Gewässer sind, was ja auch den Reiz des Angelns ausmacht.


    Petri
    Juvol