Jetzt sind ja schon einige Wochen seit der Saisoneröffnung vergangen, trotzdem hab ich mich dazu entschieden, diesen Bericht hier einzustellen. Ursprünglich ist der Bericht in unserem "heimischen" Forum engestellt worden. Vielleicht ist für euch nicht viel Interessantes dabei, trotzdem will ich es euch nicht vorenthalten
Viele Jahre war ich nun schon am Walchensee zu Gast. Immer wieder zog es mich ins Voralpengebiet, allerdings frühestens im Mai, zur der Zeit als die Renken und Saiblinge sich so richtig an den steigenden Nymphen satt fressen. Zur Saisoneröffnung am 1. März war ich bisher noch nicht vor Ort.
Dies sollte sich dann 2009 ändern. Gefrustet von dem kalten Wetter und zugefrorenen Gewässern in heimischen Gefilden planten wir einen Besuch für zweieinhalb Tage an dem wunderschön gelegenen See - dem tiefsten in Deutschland - ein. Mit etwa 16 Quadratkilometern Wasserfläche ist der See in etwa doppelt so groß wie unser großer Brombachsee, allerdings ist die tiefste Stelle mit über 190 Metern doch um einiges eindrucksvoller.
Da unser geplantes Team kurzfristig von 3 auf 2 Mann schrumpfte, beschlossen wir in Juls Camper unser Lager aufzuschlagen. Also fuhren wir am 1. März nachts in Richtung Süden. Bereits vorher wussten wir, dass wir den Umweg über Garmisch nehmen mussten. Wegen der Schneemassen herrschte überall Lawinengefahr und die Strasse zwischen Urfeld und Walchensee war komplett gesperrt. Naja egal, dann eben den kleinen Umweg nehmen. Als es dann nach München so langsam hell wurde, ahnten wir noch immer nicht, was uns da oben erwarten würde. Selbst der erste Ausblick auf die Berge lies uns noch nicht bange werden...
Als wir dann aber die Autobahn verließen und Richtung Garmisch fuhren, erschraken wir doch ein bisschen. Richtige Schneemassen! Endlich war bei uns die weiße Pracht weg geschmolzen, dann ging es für uns von vorne los. Ach du Schreck!
Mit jedem Höhenmeter wurde der Schnee mehr. Als wir dann endlich das Südufer erreichten bot sich uns folgender Anblick
Vorbei am Kraftwerkseinlauf fuhren wir entlang des bösen Steiges in Richtung Hackl. Eine legendäre "Seeforellenrennstrecke" soll hier verlaufen. Gerade jetzt im März sind die Seeforellen ganz nah am Ufer und sehr flach zu finden. Das Südufer ist für die Angelei auf Seeforellen daher bestens geeignet, weil es hier nicht ganz so steil abfällt und sich das Wasser am ehesten erwärmt. Leider war die Strecke schon gut besucht und für uns war auf Anhieb kein halbwegs begehbarer Angelplatz zu finden. Wir entschlossen uns erst mal den See ein wenig zu erkunden. Zeit zum Werfen blieb uns noch genug. In der Einsiedlbucht war auch schon reger Betrieb. Ein regelrechter "Trampelpfad" im Schnee zeigte uns, dass wir auch hier reichlich spät dran waren. Aber irgendwie waren wir ob dieser Schneemassen immer noch am rätseln. Auch unser mitgebrachtes Schuhwerk entsprach nicht ganz den Bedingungen.
Schließlich entschieden wir uns dafür, das mitgebrachte Boot ins Wasser zu lassen. Allerdings ist das bei einem Wasserstand von ca. 6 Metern unter Normal und verschneiten Ufern ziemlich schwierig einen geeigneten Platz zu finden. Nach einigem Suchen fanden wir schließlich die allgemein verwendete "Bootsrutsche" und wir konnten problemlos unser Ruderboot zu Wasser lassen.
Als ob das jetzt nicht schon genug Schwierigkeiten gewesen wären, musste Jul auch noch sein neues Spielzeug einweihen. Die Shimano Chronarch Baitcaster Rolle wurde hier am Walchensee eingeweiht. Ein feines Gerät was sich Jul da zugelegt hat. Allerdings erfordert es doch eine gewisse Übung damit erfolgreich zu werfen. Des Öfteren hörte ich ein leises Fluchen von meinem Bootsnachbarn...
Jedenfalls war es wettertechnisch ein vollends geiler Tag. Strahlend blauer Himmel, spielglatter See, verschneite Ufer. Ein traumhaftes Ambiente. Wo ist eigentlich auf diesem Bild oben und unten?
Nach ein paar Stunden Seefoschleppen fuhren wir wieder am Südufer entlang. Da lag er nun vor uns, der Hackl. Der Seeforellenplatz schlechthin. Viele Erfolgsgeschichten in Sachen Seeforelle spielten sich hier schon ab. Was für ein traumhaftes Stück Natur! Das Wasser war ja so was von klar, das ist fast unglaublich, etwa 10 bis 15 Meter Sichttiefe.
Nachmittags setzte dann der für diesen See typische thermische Wind ein. Der "Urfelder" genannte Wind blies uns ordentlich um die Ohren und wir mussten genau gegen den Wind einige Kilometer Richtung Camper rudern. Verdammt langsam ging das, zu langsam um Seeforellen zu fangen. Seeforellenschleppen heißt "powerrudern", einfach rudern was das Zeug hält. Jul konnte dann beim Werfen vom Boot aus wenigstens eine verhaften. Zwar untermassig, aber wenigstens der Zielfisch. Wie er es gemacht hatte, wusste er danach allerdings selbst nicht...
Gefangen hat er den Fisch mit einem Abu Toby Blinker mit 28 Gramm Gewicht. Dummerweise an seiner Baitcasterrute. Somit musste er sie immer wieder und wieder probieren, auch wenn man auf diesem Foto deutlich sieht, dass er wohl selbst nicht ganz zufrieden mit sich oder seiner Rute/Rolle war. In der Zwischenzeit hatten wir das Boot verlassen und versuchten wieder unser Glück vom Ufer aus.
Obwohl die Fische um diese Zeit ja doch recht nah ans Ufer kommen, wurde jeder Meter Wurfweite rausgeholt. Die Daiwa Infinity Q wurde dabei voll belastet. Und auch das feine Gerät durfte dann mal Pause machen. Natürliche Rutenhalter wo auch immer man hin schaut!
Der erste Tag neigte sich so langsam dem Ende entgegen. Nix wars mit unserer Seeforelle, von der wir schon so oft träumten. Aber auch für seine Rutten ist der Walchensee bekannt. Also gingen wir mit Einbruch der Dunkelheit nach einer Maß Weißbier wieder ans Wasser. Tatsächlich bekamen wir nach einiger Wartezeit gleich mehrere Bisse hintereinander. Einige "Rutten" konnten wir den Fluten entlocken. Nur an der Größe hats gemangelt, aber naja.
Am nächsten Tag wollten wir unser Glück beim Saiblingsschleppen versuchen. Also wieder ab ins Boot und raus auf den See. Im Gegensatz zum Seefo-Schleppen ist die Fischerei auf Saibling geradezu Zeitlupe. Nur ganz langsam wird das Boot bewegt. Etwa 40 bis 60 Meter tief stehen die meißten Fische um diese Jahreszeit! Nach einiger Zeit des erfolglosen Suchens bekamen wir dann die ersten Bisse. Unsere Saiblinge entpuppten sich allerdings als Barschschwarm. Einige davon konnten wir aus Tiefen von über 50 Metern landen. Einer der Barsche diente uns dann als Fetzenköder. Kurz nachdem der Fetzen die richtige Tiefe erreicht hatte, verneigte sich Julians Angelrute kräftig. Nach dem Anhieb folgte ein interessanter Drill, bei dem der Fisch immer wieder überraschend Vollgas gab!
Ja wo ist er denn?
Da ist er! Ein wunderschöner Saibling. Für Walchenseeverhältnisse ein durchaus kapitaler Fisch.
Einige weitere Saiblinge der Walchenseestandardgröße folgten dem dicken noch ins Boot. Ansonsten war es ziemlich schwierig die Fische zu finden. Abends gings dann wieder auf Rutten, diesmal hatten wir uns einen bequemeren Platz ausgesucht. Eine schöne Plattform, genau richtig um unser Ruckzuck aufzubauen und den Gasheizer anzudrehen. Leider dachten die Rutten wohl anders und sie hielten uns an diesem Platz absolut bissfrei. Erst nach einem Platzwechsel erfolgten wieder zahlreiche Bisse. Allerdings blieb auch am zweiten Abend die Größe hinter den erträumten Rutten zurück.
Am letzten Tag sollten dann noch mal die Seeforellen beworfen werden. Doch trotz vieler Versuche war es uns nicht vergönnt einen dieser Fische an den Haken zu bringen. An anderen Stellen wurden einige schöne Seeforellen gelandet. Der größte Fisch hatte etwa 16 Pfund. Egal, wir kommen wieder und werden unser Glück auf diesen Königsfisch der tausend Würfe wieder versuchen. Irgendwann...
Also blieb nur noch übrig den Krempel zusammen zu packen und wieder gen Heimat zu fahren. Dazu mussten aber auch noch das ein oder andere Hindernis überwunden werden. Boot "ausslippen", im Camper die eine leere Batterie gegen die nächste leere austauschen. Egal, schön wars!
Fazit: Eine harte Fischerei in traumhafter Landschaft. Es besteht immer die Möglichkeit eine der sagenumwobenen Großforellen an den Haken zu bekommen, auch wenn sie mittlerweile selten geworden sind. Trotz allen Hindernissen war es eine willkommene Abwechslung an einem See, der auch heute noch über 200 Angler am Eröffnungstag anlockt. Hier zählt nicht nur der gefangene Fisch, hier zählt das Gesamtpaket. Und dieses ist zweifelsohne nur schwer zu toppen!