Isidor Baumgartner (Team Shimano) im Interview

  • Vor Kurzem hatte ich die Ehre, bei einem Treffen mit dem aus den Medien bekannten Großhecht- und Schleppspezialisten Dori Baumgartner, ein paar Worte zu wechseln und für Alpines-Angeln ein kleines Interview zu machen.



    "Fragen an Isidor 'Dori' Baumgartner":



    Portrait:

      - Mitglied: Shimano Raubfischteam, DHC, Team-Bodden-Angeln, Lenggrieser Fischereiverein
      - Autor: freier Mitarbeiter des Angelmagazins „FISCH & FANG“




    1. Seit wann angelst du bzw./und wie bist du zum Angeln gekommen?


    Wie jeder gute Vater, hat auch mein Vater mich das erste Mal mit zum Angeln genommen.
    Das war in einem Alter, es muss so mit etwa vier Jahren gewesen sein, als ich noch eine mords Angst vor Fischen hatte. So warf ich einmal die Tüte mit den Fischen, als diese noch einmal zappelten, in hohem Bogen davon und machte mich besser aus dem Staub!


    2. Wie und warum bist du beim Guiding bzw. der Tätigkeit als Ausbilder gelandet?


    Nachdem ich bereits in Italien und Spanien als Gast und Urlauber beim Angeln unterwegs war, ergab es sich vor etwa 15 Jahren ganz spontan, als Aushilfe im Urlaub zu guiden.
    So kam es dann auch vor Jahren in den Boddengewässern und auf der Ostsee. Schließlich überredete mich Mathias Fuhrmann, als erster vom Team Boddenangeln, Trollingtouren auf Hecht in der Ostsee zu organisieren und zu begleiten. Bereits im ersten Jahr, zeichneten sich großartige Erfolge ab und die meisten meiner Gäste konnten auf einer dieser Touren ihren persönlichen Rekordfisch landen. Wobei einige vorab schon Erfahrung mit 25 Pfündern gemacht hatten. Sicher trug ich als Guide meinen Teil zu diesen Erfolgen bei. Wobei der Bodden und speziell die Ostsee ein unglaubliches Potenzial an Barschen, Zander, Lachs und auch Hecht birgt.


    Das Abhalten von Kursen ergab sich im Anschluss an das Guiding von selbst. Ich persönlich versuchte natürlich, mich immer weiter beim Angeln zu verbessern. Das Resultat waren immer mehr und vor allem größere Fische. Leider war bis jetzt noch kein richtig kapitaler Hecht, ich rede von 130 cm und mehr, dabei. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich arbeite daran.


    Da mir aufgrund der bisher gefangenen Fische, nie der Sinn nach Anglerlatein stand, speziell in Fragen nach dem Wie, Wo, Wann und Warum, bot ich aufgrund einiger Nachfragen schliesslich Angelkurse an. Letztendlich gegen Gebühr, denn sein selbst, hart erarbeitetes Wissen zu verschenken, macht in meinen Augen wenig Sinn.

    - nebenher bleibt doch sicher wenig Zeit für die „eigene“ Angelei?


    Nur soviel dazu: ich war im Jahre 2006 etwa 140 Tage beim Angeln (manchmal 2 Stunden, manchmal aber auch 14 Stunden); davon lediglich 10 Tage alleine.



    3. Kann man dieses Angeln, d.h. das gezielte Befischen von Großhecht & Co. als dein Steckenpferd, also deine Lieblingsmethode bezeichnen, oder sitzt du privat ab und an auch mal ganz gerne mit der Hegene auf Renken an oder bist beim Karpfenfischen anzutreffen?

    Als Ausgleich neben der Fischerei auf Großhecht und Co., was meist im Rahmen von Guiding und Kursen geschieht, widme ich mich privat in heimischen Gewässern gerne der Renkenfischerei; an der Ostsee vor allem Barsch und Lachs und auf Spanientrips Wallern & Zander.


    4. Wie definierst/bewertest Du in diesem Zusammenhang die Diskussion um Hardmono und Stahlvorfach und welches Material bevorzugst Du?


    Definitiv bezeichne ich, aufgrund jahrelanger Erfahrung, das Hardmono oder auch Fluorocarbon, als nicht Hecht-Sicher! Ab Ködergrößen von 25cm besteht weniger Gefahr; ansonsten ziehe ich 7x7 Stahl ganz klar dem Hardmono vor.


    5. Für den einen die Masterfrage, für den anderen Grauzone, ein Gräuel oder sogar am Rande der Legalität. Ohne wissen zu wollen, wie du es handhabst. Wie stehst du zu Catch & Release?


    Das Ganze wird in meinen Augen irgendwie überbewertet. Letztendlich hat es jeder Angler für sich selbst zu entscheiden. Falsch sind sicherlich beide Extreme: Alles Abschlagen und alle Fische zurücksetzen. Selektive Entnahme wäre die goldene Mitte und in meinen Augen das Richtige.


    6. Was war Dein größter Reinfall beim Angeln?


    (Dori lacht) – das war der Hammer! Ich war mit einem Gast beim Angeln. Schleppfischen auf Großhecht stand auf dem Programm. Es war ein fantastischer Sommertag. Alle Zeichen standen auf „Grün“ und schon am Morgen standen alle Prognosen darauf, dass es ein super Fangtag werden könnte.
    Und so kam es dann auch. In den ersten 90 Minuten konnten wir drei wirklich gute Fische bis zu einer Grösse von 97 cm fangen. Beim nächsten Biss, rutsche mein Gast beim Anhieb im Boot aus. Er konnte sich gerade noch abstützen, jedoch auf einem unserer Ruder. Prompt brach dieses in der Mitte entzwei.
    Der Fisch war natürlich auch weg.


    Nun trieben wir, mitten auf dem See, an einem Traumtag, sozusagen manövrierunfähig übers Wasser. Die Fische bissen besser denn je und wir waren hilflos mitten drin.


    7. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich auch wissen, was denn Dein schönstes Angelerlebnis war!


    Das war derselbe Tag, nur etwa eine Stunde später. Nach einigen Telefonaten, knackten wir das Boot eines Freundes. Wir luden das Equipment um und stachen erneut in See. 10 Minuten Später, die Köder waren gerade im Wasser, landeten wir den nächsten 90er Hecht und etwa 30 Minuten später knallte ein Hecht mit 123 cm meinem Gast an den Köder.
    Was für ein Tag……Schwierigkeiten bekommen, Schwierigkeiten gemeistert; Fische gefangen!


    8. Hast Du einen „absoluten Lieblingsköder“?


    Kein Köder, sondern eine Angelart, einschließlich des Köders: Drachkovitch


    9. Lieblingsrute?


    RST-Blank; Handgebaut zum Zanderzupfen.


    10. Lieblingsrolle?


    Eine 3000er Stradic (leider in dieser Grösse nicht mehr erhältlich)


    11. Was würdest Du kurz und knapp einem „frischen/jungen“ Hechtangler am ehesten mit auf den Weg geben?


    Nur Hechtzeug mit ans Wasser nehmen. Im flachen Wasser oder ufernah mit Drachkovitch-System oder Effzet; immer mit Stahlvorfach.


    12. Bist Du ein guter Fischkoch?

    Leider nein.


    13. Noch mal zurück zum eigentlichen Fischen: „Hast Du bevorzugte Jahreszeiten und nimmst Dir auch mal eine Auszeit; oder fischt Du das ganze Jahr über?“


    Ich fische fast das ganze Jahr über.
    Im März geht’s immer nach Spanien, an den Ebro und seine Nebenflüsse. Wenn es die Zeit erlaubt im April nach Rügen zum Lachstrolling. Der Sommer gehört ganz den Hechten (egal ob in Bayern, am Bodden oder der Ostsee). Im Herbst lasse ich die Saison ruhig ausklingen und versuche noch ein paar Mal zum Hechtschleppen zu gehen. Mitte Dezember steht das Teamtreffen von Team-Bodden-Angeln auf Rügen an; schöne Hechte und viel Spaß sind garantiert. Ab Januar laufen schon wieder die Vorbereitungen für Spanien im März.





    Im Namen des Teams "Alpines-Angeln" und all unserer User möchten wir uns recht herzlich für dieses Gespräch bedanken und wünschen Petri Heil und eine erfolgreiche Saison 2007.

  • Hallo,


    Dank an Andreas für dieses ausgezeichnete Interview. Schon lange schätze ich Dori als absoluten Fachmann und es freut mich auch, dass er schreibt. Es gibt so viele Pfeifen in der Zunft der Schreiberlinge, aber beim Dori spürt man, dass da ein leidenschaftlicher Könner am Werk ist.


    Grüße, berndi