Die Seeforelle

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  • Die Seeforelle


    Wissenschaftlicher Name: Salmo trutta lacustris



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    Sie ist ein Fisch aus der Familie der Forellenartigen und hat die gleiche Genetik wie die Bachforelle und die Meerforelle. Die bekannten Formen, Bachforelle - Seeforelle - Meerforelle sind keine Unterarten sondern lediglich verschiedene Lebensformen.
    So ist die Bachforelle als stationäre Lebensform einzuordnen, während die Seeforelle bereits als Wanderform (potamodrom) angesehen werden muß, da sie zum Laichen in geeignete Fließgewässer aufsteigen muss, die Meerforelle ist eindeutig als Wanderfisch (anadrom) anzusehen. Unter bestimmten Umständen wandert eine Bachforelle durchaus in die Seen und wird dann zur Seeforelle, sollte sie diesen Lebensraum vorziehen. Sie verliert sogar mit der Zeit ihre Roten Tupfen. Dieses Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass im tiefen See ganz andere Lichtverhältnisse als im Bach herrschen und die roten Tupfe in der Tiefe verschwinden, da sie keine Funktion mehr haben. Selbstverständlich kann es auch passieren, dass Nachkommen der Seeforelle in den Bächen und Flüssen bleiben, und somit zur Bachforelle werden.


    Ihr Lebensraum sind die tiefen und sauerstoffreichen Seen der Alpen und Voralpen, wie der Bodensee, Walchensee, Starnbergersee, Thunersee und Bielersee um nur einige zu nennen, sie kommen in Gewässern bis 1800m Höhe vor. Ebenso finden wir sie in Skandinavien und den britischen Inseln, bis hin nach Island hat sie ihren Lebensraum erobert. Seeforellen sollen bis zu 30 kg schwer werden und dabei über 130cm Größe erreichen. Im Durchschnitt wird sie 50-80 cm groß und hat ein Gewicht von 1,5-5 kg. Ihre Lebenserwartung beträgt 8-12 Jahre. Je älter eine Seeforelle wird, umso tiefere Wasserschichten sucht sie als Lebensraum aus. Wir sprechen dann von Grundforellen. Früher war man irrsinniger Weise überzeugt, dass die so genannte Schwebeforelle, also eine Forelle die das Mittelwasser bewohnt steril sei. Forschungen am Bodensee haben aber ergeben, dass wenn wir von Schwebeforellen reden, Jungfische gemeint sind. Die Seeforelle wird als Wanderfisch des Süßwassers bezeichnet. Sie wandert während der Laichzeit bis in die Oberläufe bis kurz vor die Forellenregion der Seezuflüsse. So wurden Wanderungen aus dem Bodensee bis nach Graubünden nachgewiesen. Fische die so eine Entfernung zurücklegen beginnen mit der Wanderung schon im Juli. Fische die nicht soweit aufsteigen ziehen dann auch erst später los. Die Seeforelle orientiert sich angeblich nach dem Geruch des Wassers.


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    Hat die Seeforelle einen geeigneten Laichplatz gefunden, beginnen die Rogner bis zu 30cm tiefe Gruben zu schlagen in die die Eier abgelegt und gleichzeitig vom Milchner besamt werden. Danach deckt das Weibchen die Grube wieder ab. In den folgenden Tagen wiederholt sich das Schauspiel mit wechselnden Partnern solange bis alle Eier abgelegt sind. Pro Kilo Körpergewicht produziert der Rogner 1000-2000 Eier mit einem Durchmesser von 5-5,5 mm. Der geschlüpfte Nachwuchs verbringt ein bis zwei Jahre im Fluss ehe er wieder in den See seiner Eltern einzieht. Ihre Geschlechtsreife erreichen die Milchner 3-4ten Lebensjahr bei den Rognern dauert es etwas länger, da kann es schon bis ins 5te Lebensjahr dauern.


    Eine Kreuzung zwischen der Bachforelle und der Seeforelle sind sehr leicht möglich, da sie ja gleichartig sind. Die Nachkommen wachsen sehr gut ab und sind fruchtbar.


    Nahrung:
    Kleintiere aller Art (Anflug, Bodentiere und Plankton) in den ersten Jahren, später ernährt sich die Seeforelle hauptsächlich von anderen Fischen.


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    Merkmale:


    Die Seeforelle hat einen torpedoförmigen und seitlich etwas abgeflachter Körper. Der Körper von älteren Tieren entwickelt sich in Richtung Hochrückig. Wie alle Salmoniden finden wir wieder eine Fettflosse zwischen Rücken- und Schwanzflosse. Sie hat eine weite Mundspalte die bis hinter die Augen reicht. Das Pflugscharbein ist bezahnt: 4-6 Zähne auf der Platte, meist vorne einfache, hinten doppelte Zahnreihen auf dem Stiel. Ihre Grundfärbung je nach Gewässer recht verschieden. Der Rücken ist meist blaugrau oder grünlichgrau gefärbt. Die Flanken glänzen hell. Im Jugendkleid sieht sie aus wie eine Bachforelle, die roten Tupfen verliert sie mit dem älter werden. Nach der Geschlechtsreife hat sie schwarze bis schwarzbraune meist x-förmige unregelmäßige Zeichnungen auf Körper und Rückenfloße. Die Grundfärbung der Seeforelle wird dann auch dunkler. Vom Silberbarren spricht man nur wenn wir eine Schwebforelle meinen. Als sekundäres Geschlechtsorgan entwickelt das Männchen einen Laichhaken.


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    Ende der 80er Jahre herrschte am Bodensee richtige Alarmstimmung. Die Seeforelle galt als wichtigste Einnahmequelle (so genannter Brotfisch) der dort ansässigen Berufsfischer. Wurden 1956 noch bis zu 20 Tonnen Seeforellen gefangen waren es 1985 nur noch 1,5 Tonnen. Ein Schuldiger sollte schnell gefunden werden. Auf der Hauptwanderroute über den Rhein, wurde bei km 90 die Wanderung jäh unterbrochen. Das Rheinkraftwerk Reichenau stellte ein unüberwindbares Hindernis dar. Die Anrainerstaaten des Bodensees hielten zusammen und schnellsten wurde eine Fischtreppe gebaut. Seitdem hat sich der Bestand scheinbar wieder erholt. Meines Erachtens spielen da viel wichtigere Faktoren eine Rolle. Durch ihren Lebenszyklus und den damit verbundenen Wechsel zwischen See und Fließgewässer war die Seeforelle besonders anfällig für anthropogene Veränderungen. Die abnehmende Erreichbarkeit der Laichgebiete durch Quer- und Längsverbau der Flüsse sowie die Kolmatierung (Sedimentation von Schwebstoffen) der Laichplätze in Verbindung mit zunehmenden Verschmutzungseinflüssen haben die natürliche Reproduktion der Seeforellen drastisch eingeschränkt. Der Bodensee zählte bis Mitte der 50er Jahre zu den nahrungsarmen Voralpenseen, aber mit der beginnenden Eutrophierung, ausgelöst durch Abwässer und landwirtschaftlichen Eintrag wurde aus einem nahrungsarmen ein nährstoffreiches Gewässer. Mit dieser Gewässerveränderung, gingen die Bestände zwangsläufig zurück. Gleichzeitig gingen auch die Laichgründe in den aufgeschwemmten Kiesbänken der Einlaufbereiche der Zuflüsse weitgehend verloren, weil dort das Lückensystem , das vorher hervorragende Laichbetten abgab, durch Verschlammung seine Funktionsfähigkeit verlor.
    Ausschlaggebend ist die Wasserqualität und vor allem Grad und Umfang der Befischung durch Netzfischerei. Stimmt die Wasserqualität dann bieten die Schotterbänke der Einlaufbereiche der größeren Zuflüsse wie Alpenrhein, Bregenzer Aache, Argen usw. ausreichende natürliche Laichmöglichkeiten. Das Lückensystem des Substrates muss natürlich offen sein, und nicht durch Abwasser und Schlamm beinträchtig sein. Fazit die Lebensgrundlage muss im See für die Forellen geschaffen werden , wenn die Wasserqualität verbessert, die Eutrophierung durch Reduzierung des Nahrungstoffeintrages gebremst und der Raubbau durch Fang halbwüchsiger Forellen durch die Netzfischerei verhindert wird, erst dann wird die Seeforelle wieder vermehrt aufsteigen.
    Dann werden auch wir Angler noch lange der schwer fangbaren Seeforelle nachstellen können.


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    Aber auch wir Angler können mithelfen. Aber auch wir Angler können mithelfen. Wenn ihr bedenkt, dass manche Seeforellen schon ab Juli zum laichen ziehen, ist die Bachforelle in den Aufstiegsgewässern noch offen. Oft lässt sich schwer erkennen ob es nun eine Bachforelle oder eine Seeforelle ist die gefangen wurde. Bitte lasst alle Forellen die größer sind als 40cm ab Ende Juli bis zur Schonzeit wieder schwimmen. Eine kapitale Bachforelle ist nicht kapital wenn es sich um eine Seeforelle handelt.


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    Im Frühjahr finden wir die Seeforelle sehr ufernah, und wir können ihr mit Spinnfischen, Fliegenfischen, Naturköder an Sbirulino, oder Wasserkugel/Buldo nachstellen. Ansonsten bietet sich tiefes Schleppfischen vom Boot aus an. Hier ist zu beachten, dass die Seeforelle ein rasanter Jäger ist, weshalb die Geschwindigkeit des geführten Köders ruhig etwas schneller sein darf.


    Petri Heil


    Interessante wissenschaftliche Abhandlungen findet ihr


    Hier


    und


    Hier


    Für die Bilder bedanke ich mich bei Helmut Kolm, Pius, und Roman Wardacki.

  • Wieder ein erstklassiger Bericht Udo!!!


    Besonders der Wandel Bachforelle-Seeforelle war neu für mich.



    Aber wo ist Dein Foto vom Starnberger???? Das darf doch nicht fehlen....... :wink:

    A mit Huad fangt ma Fisch! Bääärig!

  • "holzwurmkarl" schrieb:

    Besonders der Wandel Bachforelle-Seeforelle war neu für mich.


    Was Udo beschrieben hat gilt auch für die Meerforelle, sie ist eben eine Meerwandernde Bachforelle.


    Der Name zeigt schon den gleichen Ursprung
    # Bachforelle (Salmo trutta fario)
    # Seeforelle (Salmo trutta lacustris)
    # Meerforelle (Salmo trutta trutta)
    usw.


    Aber bis zum letzen Herbst war mir das auch nicht klar