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  • Hallo Anglerfreunde,


    man liest oft in den verschiedensten Foren mit welchem Köder dieser oder jener Fisch gefangen worden ist.... Es wird gemutmast was diesen Köder so besonder macht. Ein Wort über den Fangplatz fällt dabei jedoch selten...


    Jedoch ist die Gewässer Topographi mindestens genauso wichtig wie der verwendete Köder und Köderführung..... finde ich :mrgreen:


    Doch nun zu meiner Frage, wie geht ihr vor wenn ihr nach Hotspots oder der Bodengegebenheit (mich persönlich interessiert vorallem das Ausmachen der Struktur im Fluss/Bach)sucht.
    Woran orientiert ihr euch?
    Habt ihr spezielle Tricks oder Tips auf Lager?


    In den meisten Büchern steht man sollte lernen das Wasser zu lesen, aber es wird fast nie erklärt wie man dieses Lesen lernt... Meistens wird eine Frage beantwortet, aber 100 neue kommen dazu.


    Ich hoffe durch eure Beiträge viele Informationen zu erhalten, die nicht nur mir das Leben am Wasser und die Fangchancen verbessern....


    In diesem Sinne


    andi

  • Hallo Andi,


    "Thyfius" schrieb:


    In den meisten Büchern steht man sollte lernen das Wasser zu lesen, aber es wird fast nie erklärt wie man dieses Lesen lernt... Meistens wird eine Frage beantwortet, aber 100 neue kommen dazu.


    Das ist leider so das jede Frage Hundert Neue aufwirft. Danke aber für diese wunderschöne und interessante Frage die Du an das Forum stellst.


    Ein Menschenleben wird nicht reichen diese Frage zu beantworten. Aber ich versuchs mal.


    Grundsätzlich ist einer der schönsten Teile des Angelns die Unberechenbarkeit der Gewässer. Sie läßt uns immer wieder neu auf Entdeckungsreise gehen.


    Ich würde jedem Angler raten, einmal einen Tag ohne Angelausrüstung los zu gehen, sich irgendwo hinzusetzen und nur zu beobachten oder langsam am Fluß- oder Seeufer entlang spazieren zu gehen ohne die Angel auszupacken. Ich weiß, das kostet Überwindung, aber es rentiert sich.


    Heute würde man sagen, jetzt bau ich mir im Kopf eine Art "Checkliste" auf die mit jedem Angeltag und im Lauf des Lebens ständig erweitert und korregiert wird. Jedoch wird sie nie vollkommen werden da wie schon oben erwähnt unser Menschenalter nicht ausreicht und das ist gut so! Stellt Euch vor es gäb nichts mehr zu entdecken. Die Fische wären überall und man braucht nur die Angel ins Wasser zu halten. Ein Alptraum für jeden Angler!


    Aber nun zu meinem Versuch Deine Frage zu beantworten. Eine der ersten und wichtigsten Fragen dürfte sein, was braucht der Fisch überhaupt?


    Und nun sind wir wieder bei der Antwort die wieder 100 Fragen aufwirft:


    Nahrung und Deckung.


    Findet der Fisch das in dem Gewässer vor dem ich gerade stehe? Wenn ja, wo? Ja aber welcher Fisch? Die Bedürfnisse der Fische sind ja unterschiedlich. Was möcht ich eigentlich fangen? Raubfisch oder Friedfisch? Welche Fische leben überhaupt in dem Gewässer?


    Schon muß (besser darf) ich wieder lesen im Gewässer, in der Natur. Zuviele Faktoren spielen hier eine Rolle und werfen wieder lauter neue Fragen auf:


      wie ist der Untergrund des Gewässers?
      wachsen Bäume, Sträucher am Ufer?
      wie ist das Wasser? Klar? Trüb? Tief oder Flach?
      wie sind die Strömungen? (wohin treibt die Nahrung?)
      sind Wurzeln, Schilf, Kraut vorhanden? (findet der Fisch Deckung?)
      wie ist das Wetter? Windig? Welche Temperatur hat das Wasser, die Luft?
      welche Jahreszeit haben wir? Welche Tageszeit?


    den Fragekatalog könnte man ewig weiterspinnen. Aber spätestens jetzt muß ich anfangen zu Denken wie ein Fisch, muß mich mit seinen Lebensgewohnheiten vertraut machen.


    In der Natur zu lesen, Zusammenhänge zu erforschen, Verständnis für die Regeln der Natur zu bekommen ist für mich noch schöner wie das Angeln selbst.

  • Hallo Andi,


    wirklich eine gute und wichtige Frage. Die Antwort von Ralf ist eigentlich so gut und weisst den Weg, dass ich mich fast nicht traue, auch noch ein paar Erfahrungen bei zusteuern. Aber ich glaub dass es zwar recht simpel klingt, trotzdem ein (einer von sicherlich vielen) Schlüssel zum Erfolg ist: nimm Dir viel Zeit zum Beobachten! Stell Dich mal auf eine Brücke über einen Bach oder Fluss und schau ins Wasser. Du wirst nach ein paar Minuten erkennen, dass immer wieder "Fenster" kommen, die einen tieferen Einblick ins Gewässer ermöglichen. Ich weiss nicht, wie man es besser beschreiben könnte, aber ich nenn es Fenster, weil plötzlich durch veränderte Strömungsverhältnisse störende Spiegelungen oder unruhige Oberflächen verschwinden. Und plötzlich kann man an Stellen Fische entdecken, an denen vorher nichts zu sehen war.


    Gruß Klaus

    und wenn Du glaubst, es beißt nie mehr
    dann kommt von irgendwo ein Fisch daher

  • Hallo


    danke für deine ausergewöhnlich lange und informative Antwort...
    Allerdings danke ich auch dir, Klaus. Ich werde bei meinem nächsten Angelausflug eure Rätschläge mit Sicherheit beherzigen!

  • Zitat

    Ich werde bei meinem nächsten Angelausflug eure Rätschläge mit Sicherheit beherzigen!


    ein weiser Entschluß, die Ausführungen von Klaus und fliafi kann nur bestätigen.
    Erfahrung gewinnt halt jeden Tag an dem man mit offenen Augen durchs Leben schreitet.