Entnahmefenster für Fische, sinnvolle Maßnahme oder sinnfreier Aktionismus ?

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  • Hallo,


    bei unseren norddeutschen Kollegen, genauer gesagt in Niedersachsen scheint ja die Einführung eines Entnahmefensters durch den Landessportfischerverband kurz bevor stehen, bzw. an einigen Gewässern schon realisiert zu sein. So ist an dem zweitgrößten See Niedersachsens, dem Dümmer ( cooler Name, by the way) die Entnahme von Hechten zwischen 45 und 85 cm und von Zandern
    zwischen 40 und 70cm gestattet. Ähnliche Regelungen kenne ich aus Schweden. Es hat sich wohl, gestützt durch fischereibiologische Erkenntnisse die Sichtweise durchgesetzt, das ein gesunder Fischbestand auf große, produktive Laichfische angewiesen ist. In Niedersachsen kam, wenn man der Presse glauben darf, die Forderung nach einer solchen Maßnahme von der angelnden Basis.


    Jetzt würde es mich doch interessieren, wie es damit bei uns in Bayern steht.
    Was denkt ihr, wäre ein solche Maßnahme an unseren Gewässern sinnvoll und überhaupt realisierbar? Wäre das nicht die Einführung von C&R durch die Hintertür und würden wir damit nicht den Hauptfeind unserer Jungfischbestände, nämlich den kapitalen Raubfisch über Gebühr schonen?


    Auf eine lebhafte Diskussion freut sich
    Lenz

    "Time is but the stream I go a-fishing in." Henry David Thoreau

  • Servus!


    Schönes Thema! Danke.
    Ich finde dies eine sinnvolle Maßnahme.
    Wissenschaftlich erwiesen ist, dass z.B. bei Hechten die Qualität und Quantität der Eier mit der Körpermasse steigt.
    Grössere Eier bedeutet meist, dass grössere und somit überlebensfähigere Jungfische zur Welt kommen.
    Was sich nachweislich positiv auf den Bestand auswirkt.


    Dazu gibt es einen schönen Artikel von Prof. Dr. Arlinghaus (Fisch & Fang 3/2012), der dieses Thema aufgreift und umgänglich beschreibt.


    Küchenfenster


    An wenigen Salmonidenflüssen gibt es ein sog. Brittelmaß, Küchenfenster, etc.!
    Durchaus seit Jahren mit schlagendem Erfolg.
    Bestände erholen sich, grössere und somit den Fressfeinden überlegenere Fische bevölkern das Gewässer und sorgen für Nachkommenschaft.


    Grüße, Andreas

  • Ich finde es auch eine sinnvolle Maßnahme.
    Adulte Fische haben in punkto Genpol und Laichmenge/qualität einfach die Nase vorne, hinzu gesellt sich dass Fische in diesen Entnahmefenstern einfach auch besser zur Verwertung in der Küche geeignet sind.


    Desweiteren wird häufig unterschätzt wie stark zB. große Hechte auf verletzte, angeschlagene, kranke und geschwächte Fische konditioniert sind, auch tote "Ware" wird aufgelesen. "Junghechte" und Konsortien sind eigentlich viel mehr auf Brut und Laich und Kleinfische eingeschossen, ausserdem pflegen ein großer Zander oder Barsch auch eher die Fischbestände und sorgt so für eine gesunde Mischpalette in Fluß und See, große Barsche sorgen beispielsweise in den eigenen Reihen für eine ausgewogene Größenmischung und verhindern so eher ein Verbutten der Bestände.


    Also für mich sehr sinnvoll, es gibt auch genügend Fachmaterial wo diese "Thesen" untermauert werden und somit zur anerkannten Realität werden.
    Wohl gibt es auch Studien dass eben genau der Laich von kapital geworden Fischen widerstandsfähiger ist und auch die gute Genetik inne hat!


    Also wohl auch für uns Angler ein Zugewinn auf ganzer Ebene. Also, Fischereiverband Bayern-go for it :idea:

    "Angeln ist die einzige Philosophie von der man satt wird"

  • Nähmlich immer dann, wenn irgendwelche selbsternannten Fachleute Maßnahmen am Fischwasser setzen. Ich möchte folgendes zu bedenken geben. Warum haben nicht Frauen mit 70 die besten und meisten Kinder? Weil die Natur es eben anders eingerichtet hat. Wenn jemand meint, dass große Fische (gleichzeitig auch alt) die größten, die meisten und die besten Eier produzieren ist das gelinde gesagt Schwachsinn. Das hat nichts mit Genetik zu tun, der Fisch hatte einfach Glück, dass er nicht vorher gefressen, gefangen wurde, oder sonst irgendwie umgekommen ist. Ein Fisch wächst ja solange er lebt. Ein besonders großer Huchen mit ca. 35 kg und 135 cm Länge, im mittleren Drautal, hatte beim Abstreifen gerade noch 1200 Eier. Zwei Jahre später ist er im Zuchtbecken (40 kg) eingegangen. Ein Huchen mit einer Länge von 80 - 100 cm hat im Normalfall 1200 Eier pro kg Körpergewicht. Das heißt, wenn ein Fisch 10 Jahre alt wird, liegt die beste Zeit für Nachkommen im Zeitfenster zwischen 3 und 7 Jahren. Wenn man ein Fischwasser wirklich schonen will, kann man dies nur mit generellen Fang -und Mengenbeschränkungen erreichen. Der Rest wird von der Natur von selbst geregelt.


    Gruß Noby

  • Also zumindest verhält es sich am Chiemsee so dass beim Laichfischen auf Hechte immer große Fische mit 85-100cm zum Laichstreifen verwendet werden.
    Ich kenne sowohl den Fischereiobmann und dessen beide Söhne die die Fischerei am Chiemsee in Zukunft führen werden.


    Die Laichqualität der Hechte ist hervorragend und deshalb werden diese erzüchteten Fische auch für viele andere Gewässer verwendet. Am Chiemsee selbst werden keine Hechte mehr eingesetzt, stattdessen wird versucht parallel einen Zanderbestand zu etablieren.


    Also ich glaube nicht dass die Herren Vorstände der Chiemseefischerei keine Ahnung haben, desweiteren glaube ich auch nicht dass es an gerade maßigen Hechten zum abstreifen gemangelt hätte.
    Es war auch nie dir Rede von Hechten mit 1,20+, irgendwann wird auch da die Qualität und Quantität abnehmen, aber Fische um die 80-100cm dürften sicherlich das Optimum an Qualität und Quantität bringen, diese Größe wäre in dem Entnahmefenster inkludiert.


    Am besten wäre dann wohl die Entnahme ab 110cm - X wieder zu öffnen.
    Die Aspekte mit Gesundheitspolizei und Bestandsregulierung im positiven Rahmen scheinen kaum beachtet zu werden?!

    "Angeln ist die einzige Philosophie von der man satt wird"