Schweden 2011 - Zanderfischen See Skagern

  • Morgen ist es endlich soweit, es geht an den See Skagern in Schweden. Die letzten Vorbereitungen habe ich heute noch getroffen bevor morgen früh der Jorgo kommt um das Auto zu beladen um in den hohen Norden zu fahren. Alle Ruten und Rollen werden nochmal durchgecheckt damit auch alles funktioniert. Ich gehe zum dritten mal meine Koffer mit Zubehör durch, damit wir auch nichts vergessen haben. Rutenhalter und Echolotwird gut verpackt genauso wie alle lebenden Köder. Als es Dunkel wird bin ich gerade mit allen Vorbereitungen fertig geworden. Daheim werden vorm schlafen gehen noch schnell die letzten Kleidungsstücke gesucht, denn diese sollen trotz einem Angelurlaub nicht fehlen.
    Das einschlafen fällt mir wirklich schwer denn es gehen immer noch Gedanken in meinem Kopf herum, wie die Fahrt bis zur Fähre und die Anreise zum See so wird. Ob ich alles dabei habe und dass wichtigste ob wir die erhofften Fische auch fangen?!?
    Am frühen nächsten Morgen klingelt schon um halb 6 der Wecker. Der Jorgo kommt zwar erst um 10 Uhr aber an so einem Tag kann man nicht früh genug auf sein. Die letzten Minuten ziehen sich lange hin. Dann höre ich Jorgo sein Auto und sehe es zu mir in die Straße einbiegen. Nach kurzer Begrüßung bei super Wetter stehen wir vor dem ersten Problem. Mein Spezl hat sein Auto bereits Rand voll jedoch habe ich die gleiche Menge noch einmal an Angelzeug. Also. Erstmal alles raus und neu einsortieren. Nach ca. 1 Stunde haben wir alles verstaut und das Auto platzt aus allen Nähten. Los geht´s. Ins Navi eingegeben, Rostock Fährhafen. Nach ca. 10 Std mit Pausen sind wir rechtzeitig da und habe noch etwas Zeit im Hafen herumzulaufen. Um 22:30 Uhr geht’s auf die Fähre und um 23:00 Uhr geht’s los richtig Trelleborg-Schweden.


    Da wir uns keine Kabine genommen haben, schauten wir uns als erstes auf 2 verschiedenen Decks nach einer Schlafgelegenheit um. Ein schöner, gemütlicher und ruhiger Platz war schnell gefunden, sodass wir uns auf den Weg ins Restaurant machen. Während dem Essen gab es nur ein Thema. Wie, wo und wann werden wir die ersten Zander fangen? Irgendwann zog es aufs Außendeck dort sahen wir die letzten Lichter von Rostock und fuhren auf die offene See. Mit letzten Gedanken und voller Hoffnung auf schöne Fänge legten wir uns schlafen um nach Ankunft die letzten 5 Std Fahrt auf uns nehmen zu können.


    Um 6:00 Uhr kamen wir in Trelleborg an bei Sonnenschein, jedoch nicht bei den gewünschten und vorhergesagten Temperaturen. Mit wenig Schlaf und einer ungemütlichen Nacht im Rücken machten wir uns auf den Weg nach Laxa am Skagern. Die ganze Fahrt über waren wir, wie immer bei einem Schwedenbesuch, beeindruckt von der atemberaubenden Natur.
    Endlich kam unser Ziel näher. Gegen spät Nachmittag kamen wir am Ferienhaus an. Der See liegt so idyllisch vor sich zwischen riesigen Kiefernwäldern. Das Ferienhaus steht auf einer kleinen Anhöhe mit wenigen Meter Fußweg zum Steg wo unser Boot lag. Doppelt so schnell wie wir einluden, flog alles aus dem Auto raus denn der Jorgo fuhr direkt weiter nach Stockholm an Flughafen um unsere Frauen und Kinder abzuholen. In der Zwischenzeit machte ich mich daran unser gesamtes Gepäck ins Haus zu schaffen und ging zum Steg das Boot zu bestaunen.
    An dieser Stelle möchte ich noch sagen, dass der Jorgo wirklich ein super Fahrer ist, der die gesamte Strecke mit wenigen Pausen alleine und sehr sicher gemeistert hat. Danke hierfür.


    Als wir alle am ersten Abend komplett waren, machten wir den Grill an und genossen von der Terasse den Blick auf den ruhigen und wunderschönen Skagern. Die ersten Pläne für den nächsten Tag waren gemacht. Es sollte früh Morgens losgehen zum Schleppen auf Zander, Spinnfischen Hecht und Zander, Texas auf schöne Barsche und Trolling auf Lachs, desweiteren wollten wir uns zu Beginn des Tages mit dem Echolot ein eindruck über die Bodenstruktur machen.


    Angeltag 1: Früh am Morgen nach einem ausgewogenen Frühstück machten wir uns mit Fahrrädern auf den Weg zu einem ca. 200 Meter entfernten Campingplatz um uns dort eine Tiefenkarte und die Erlaubnisscheine zu kaufen. Unsere Frauen machten sich mit dem Auto auf den Weg um die umliegenden Ortschaften zu erkunden. Mit Equipment bepackt marschierten wir zum Steg und beluden unser Boot. Kurzer Motorcheck. Alles in Ordnung machten wir die leinen los und drehten die ersten Runden bei ruhigem Wasser mit dem Echolot. In Ufernähe kamen die ersten Sicheln bei Wassertiefe um die 6 Meter. Wir sahen uns nur an und im nächsten Moment hatten wir beide DropShotruten in der Hand. Die ersten Barsche waren schnell im Boot. Einige durchaus schöne Exemplare kamen zum Vorschein. Mit lautem Grollen fuhren die ersten schweren Trollingboote an uns vorbei und dies war der Anlass in tieferes Wasser zu fahren um mit Downriggern und 4 DR Ruten auf Lachs zu schleppen. Vereinzelt zeigte das Echolot auf der Ködertiefe Sicheln. Sofort war klar diese Sicheln in der Tiefe können nur Saiblinge oder Lachse zeigen. Jedoch blieben an diesem Vormittag die Bisse aus. Gegen Mittag holten wir die Downrigger hoch da es immer stürmischer wurde und somit das Lachstrolling fast unmöglich wurde. Wir wollte jetzt am Ufer eine schöne Kante suchen mit ca. 10 Meter Tiefe um dort auf 9 Meter nach Zandern zu suchen. Etwas Zeit verging dann war diese Tiefe mit einer sehr ansprechenden Bodenstruktur gefunden. Die ersten schön geformten Sicheln waren nach kurzer Zeit zu sehen. Wir legten 2 Schleppruten mit Bomber Wobbler für Zander aus und 2 Ruten mit Planern und Castaic um vielleicht ein Hecht zu erwischen. 5 Kilometer verbrachten wir mit Schleppfischen und bekamen nur 1 Biss. Dieser Fisch ging leider im Drill verloren. Somit war der erste Tag auch recht schnell vorbei und wir fuhren in Hafen. Beeindruckt von der wunderbaren Kulisse des Skagern, umgeben von riesigen Wäldern ging der erste Angeltag mit gemischten Gefühlen des erlebten, beim Grillen zu Ende.


    Angeltag 2: Den ganzen Morgen und beim Grillen am Abend davor, gingen uns die Sicheln, die wir für Zander hielten nicht aus dem Kopf. Heute war das Wetter etwas schlechter. Bewölkt mit etwas Regen und mittelstarken Wind machten wir uns auf den direkten Weg zu der am Vortag gefahrenen Zanderroute. 6 Minuten vergingen und es gibt ein Schlag. Der portable Rutenhalter beginnt zu knirschen und sich langsam nach hinten zu biegen. Zeitgleich kommt der Anhieb und er hängt. Ein paar Minuten kämpfte unser Gegner bis wir ihn im Boot hatten. Der See ist sehr trüb und bräunlich gefärbt, dadurch konnten wir erst bei 2 Meter Entfernung zum Boot unseren Fang sehen. Es war der erste Zander. Wir sind beide aufgesprungen, uns in die Arme gefallen und sagten, jetzt geht´s richtig los. So sollte es auch bleiben. An diesem Tag in den ersten 2 Stunden fingen wir 2 weitere Zander. 2 Zander waren recht klein mit etwas 30 – 40 cm, der erste hatte aber ca. 65 cm.
    Der Wind wurde immer stärker und wir machten uns auf den Rückweg, denn wir wollten noch kurz im Flachwasser stoppen um weitere Barsche zu fangen. Dies klappte auch wieder recht gut. Alle Größen waren vertreten. Einige zum filetieren und kleine die wir zum Spinnfischen verwenden wollten.


    Angeltag 3: Bevor es losgeht mussten wir zum Campingplatz um den freundlichen, niederländischen Besitzer nach einem leeren Kanister zu fragen. Mit einem lächeln bekamen wir ihn und wir machten uns auf den Weg eine Tankstelle zu suchen. Nach etwas Fahrzeit hatten wir den Kanister voll und fuhren zurück zum Boot. Das Wetter war unverändert schlecht, trotzdem war es kein Grund nicht zum fischen zu gehen. Gesagt, getan. Nach einer kurzen Besprechung des Tagesplans machten wir uns auf den Weg. An diesem Tag fuhren wir das andere Ufer entlang um es dort auf Zander zu versuchen. Kurze Zeit verging bis sich die Bodenstruktur stark veränderte und es immer weniger Sicheln wurden. Wir fuhren um eine Landzunge um in der folgenden Bucht kurz an Land zu gehen. Der Wind nahm sehr stark zu. Wellenhöhe betrug ca. 80 cm und starken Wind im Nacken. Durch die hohen Wellen zeigte das Echolot nur Fehlermeldungen und wir zogen es hoch. Schneller als wir schauen konnten wurde es so flach das wir aufliefen und ich ins Wasser musste. Bei 9 Grad Temperatur war dies nicht so angenehm. Irgendwie schafften wir es doch wieder auf offene Wasser zu kommen, konnte jedoch nur noch mit halber Fahrt gegen den Wind fahren, da unser Boot gefährlich hoch aus dem Wasser kam. Auf direktem Wege ging es ins Ferienhaus um schnell Kleidung zu wechseln und wieder zu starten. Durch das schlechte Wetter und dem starken Wind konnten wir wieder nicht ins Freiwasser um auf Lachs zu schleppen, also ging wieder auf die gewohnte Zanderstrecke. Dass gleiche wieder. Die Köder kurz im Wasser und wir wurden für die Erlebnisse am Vormittag entschädigt. Es folgten 2 schöne und massige Zander kurz aufeinander und am Rückweg noch ein 75 cm Hecht. Kurz vor der Einfahrt in Hafen kam unser altes Spiel. Barschfischen im Flachwasser um Köder für den nächsten Tag zu fangen. Der Tag ging mit gemütlichem Grillen zu Ende, ohne zu wissen was Morgen auf uns wartet.


    Angeltag 4: Es ging wieder zum Campingplatz in der Hoffnung wir bekommen vielleicht direkt beim Besitzer neuen Kraftstoff fürs Boot. Er gab uns einen anderen Kanister mit Kraftstoff und auf ging es zum Boot. Der Jorgo fuhr bis Mittags alleine mit dem Rest Benzin im alten Kanister. In der Zwischenzeit war ich mit den Frauen in der Stadt ein bisschen Sightseeing zu machen. Als ich Mittag zum Steg kam, sah ich den Jorgo schon wieder mit einem schönen ca. 60 cm großen Zander. Voller Hoffnung ging es wieder auf die gleiche Route. Motor schnell betankt mit dem Kraftstoff aus dem neuen Kanister. Wir ließen die Köder ins Wasser und ich berichtete ein bisschen von den Eindrücken in der Stadt und wie die Suche nach einem Angelgeschäft verlief.
    Da schlug es gleich wieder ein. Ein kleiner Zander nahm sich den Bomber Wobbler. Gott sei Dank konnten wir den Haken ohne weiteres lösen und setzten den kleinen Kämpfer zurück. Auf dem Echolot kam eine beeindruckende Bodenstruktur zum Vorschein. Mit Totholz, einer steilen Kante und Felsen. Die aufsteigenden und wirklich großen Sicheln verleiteten uns zum Stoppen und Spinnfischen. Nach 30 Minuten stellten wir das Werfen erfolglos ein und schleppten weiter, bei anhaltenden, windigen und regnerischen Wetter. Dieses Wetter begleitet uns bis zum letzten Urlaubstag. Innerhalb 1 Stunde fangen wir an diesem Nachmittag 3 weitere, massige Zander beim schleppen. Alle bis jetzt gefangenen Zander haben einen schönen Drill geliefert mit starken Fluchten.
    Da der Wind immer stärker wurde und wir bereits eine Wellenhöhe von gut 1 Meter erreicht haben beschlossen wir mit einem großen Bogen umzudrehen. In dieser großen Kurve fangen wir noch in Abständen von 5 Minuten an den Planerruten 2 Hechte. Den einen mit ca. 75 cm und der andere 84 cm. Nach weiteren 10 Minuten Fahrzeit auf dem Weg zurück, passiert dass, was den ganzen Urlaub und unsere Laune auf den Nullpunkt sinken lässt. Der Motor fängt zu stottern an und geht aus. Mit defekter Maschine im Freiwasser, bei Meterwellen und Sturm. Manövrierunfähig. Sofort kamen die Angel rein. Wir kontrollierten den Benzinstand. Jedoch alles in Ordnung. Ich ging zum Bug und versuchte dort unser Boot ruhig zu halten und uns mit Paddeln, gerade im Wind zu halten. Zeitgleich kniete mein Spezl über unserem Motor und versucht den Fehler zu finden bzw. ihn zu starten.


    Nach gefühlten 30 Minuten hat er den Fehler gefunden. Der Kanister und Kraftstoff vom Campingplatzbesitzer waren verdreckt mit feinem Sand. Er zog den Benzinschlauch ab und pustet rein, damit sich der Dreck vom feinen Sieb löst. Daraufhin kann der Jorgo den Motor wieder starten. Wir haben nur soviel Schub gegeben um gerade so ein bisschen vorwärts zu kommen. Dann passiert es wieder. Motor aus! Das ganze wiederholte sich fünfmal, danach entschlossen wir die nächstgelegene Bucht anzufahren bzw. anzurudern. Mit den Nerven am Ende kamen wir an den Sandstrand in der Bucht. Ein weiteres Mal ging ich baden, denn der Motor musste von hinten abmontiert werden. Beide an Land, folgten erstmal einige Tritte gegen Bäume und lautes Geschrei. Kurz abreagiert nahm sich Jorgo dem Motorproblem an und entleerte den Tank. Versuchte das Sieb zu reinigen. Zwischenzeitlich bemerkten wir an einem Baum frische Kratzspuren eines Bären. In diesem Moment waren wir wirklich am Ende. Mit einem Auge am Motor und mit dem anderen im Wald. Kilometer weit kein Haus, kein Boot am Wasser, nur Wald und vermutlich ein Bär. Mit Taschentüchern haben wir Benzin gefiltert um den Motor zu tanken. Nun war alles im Boot und ich schob uns gegen die Welle vom Ufer weg. Komplett nass bei 12 Grad Außentemperatur und Sturm hatten wir bei dieser Geschwindigkeit 2 Stunden Fahrt vor uns, sollte der Motor durchhalten. Den Rückweg wurde fast kein Wort mehr gesprochen. 30 Minuten vergingen ohne weitere Schwierigkeiten, es konnte aber niemand Wissen wie lange es noch gut geht.


    Dann fiel er wieder aus. Benzinschlauch angezogen, kurz rein geblasen und es springt wieder an. Sprich jedesmal den Sand vom Sieb hochgepustet. Mit dieser Methode schafften wir es dann doch noch irgendwie nachhause.
    An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei meinem Freund Jorgo entschuldigen, dass bei uns beiden die Nerven durchgegangen sind also wir in der Bucht waren. Es war einfach eine schwierige Situation für uns beide.
    Heute wurde nicht gegrillt sondern nur nachgedacht was da draußen eigentlich los war. Eine wirkliche Antwort haben wir bis heute nicht gefunden. Die letzten 2 Tage verbrachten wir mit unseren Familien in verschiedenen Städten und machten dort Angelgeschäfte unsicher.


    Am letzten Tag musste wieder alles im Auto verstaut werden aber diesmal mit allen neu gekauften Gegenständen. Eine lange Autofahrt stand an welche wir aber auch noch gemeistert haben. Im Rückblick auf diese Woche, mit allen positiven und negativen Erlebnissen, war es eine Angelwoche mit schönen Zanderfängen die wir nie wieder vergessen werden.