Zanderfischen der Superlative

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  • Vertikal? Einfach genial!


    Rostbraun eingetrübt bewegt sie sich die Weser im Rhythmus von Flut und Ebbe Richtung
    Nordsee. Die Tide bestimmt nicht nur das Ein- und Auslaufen der großen Schiffe sondern
    auch zum Großteil die Fresszeiten und die Fressplätze der Raubfische.
    Wasserstandsunterschiede von bis zu vier Meter zwischen Ebbe und Flut sind durchaus
    normal. Nur mit Gezeitentabelle und einem erfahrenem Guide kann man so einen Fluss
    in so kurzer Zeit effektiv befischen. Neben Zander, Barsch, Hecht und Wels kommen
    Rapfen, gelegentlich Meerforelle ab und zu Lachs vor. Als Methoden empfiehlt sich das
    Werfen von Kunstködern ebenso wie das Vertikalfischen vom Boot aus.


    1. Tag


    Nach einer unruhigen Nacht und einem üppigen Frühstück, treffen wir uns
    um sieben am Hafen. Armin, Benni und ich werden wie immer sehr herzlich von
    Guido begrüßt.
    Wir machen gemeinsam das Boot klar und höchst motiviert legen wir zum ersten
    Angelplatz ab.
    Um etwas leichter herauszufinden ob heute Werfen oder Vertikal besser bei
    den Fischen ankommt, fischen zwei von uns Vertikal und die anderen beiden
    werfen.
    Leicht ablaufender Strom treibt uns über die Angelplätze, wobei Guido mit dem
    E-Motor unsere Drift etwas verzögert.
    Benni hat den ersten Kontakt beim Werfen und kann einen kleinen Zander bis
    zum Boot drillen. Dort verabschiedet sich der Fisch allerdings wieder.
    Kurze Zeit später verspüre ich einen heftigen Schlag in der Rute und nach kurzer
    Gegenwehr kann ich einen guten Barsch aus dem Wasser heben. Cool, mein erster
    Vertikalfisch.



    Vertikal Barsch


    Während Benni weiter den Angelplatz abwirft bleibe ich beim Vertikalfischen.
    Schließlich möchte ich noch mehr Erfahrung mit dieser Angeltechnik machen.
    Nach einem weiteren Barsch und einem kleinen Zander wechseln wir zum nächsten
    Platz.



    Voll eingesaugt



    Benni mit Barsch


    Mehr als drei oder vier Drifts pro Stelle sind nicht nötig, da man meist in der
    ersten oder zweiten die beißfreudigen Fische bereits am Haken hat. Auch hier
    an der neuen Stelle sind die Barsch in bester Beißlaune.



    Guido mit Barsch


    Zwischendurch sind immer mal wieder kleine (45-60cm) Zander dabei. Fotos ersparen
    wir uns. Wir wollen dicke fangen :).
    Die besten Plätze sind leider auch sehr hängerträchtig. Hier zeigt sich ein
    weiterer Vorteil des Vertikalangelns. Man hat weniger Hänger, da man sich
    regelrecht vorantasten kann. Außerdem bekommt man viele Hänger gelöst, wenn
    man das Boot wieder in eine günstigere Position bringt.
    Guido setzt zu einer neuen Drift an und wir lassen unsere Köder hinab. Urplötzlich
    ist Guidos Rute krumm und mit "Ey, det is ne Bulette" beginnt der Drill.
    Ich greife zum Kescher während Benni den E-Motor bedient. Guido hat alle Hände voll
    zu tun den Fisch unter Kontrolle zu halten. Hoffentlich flüchtet er nicht in den
    üppigen Schrott der Haufenweise am Grund unter dem Boot liegt. Doch nach ein paar Fluchten
    zeigt der Zander schon weiß und ich kann ihn in den Kescher schöpfen. Was für ein
    Teil!



    Guido mit 90er


    Weitere Drifts an dem Platz bringen leider keine Fische mehr und so ziehen wir weiter.
    Da das Wasser immer noch abläuft und damit die Plätze immer rarer werden (sie werden
    immer flacher) fahren wir ein ganzes Stück flussab und klappern ein paar andere Stellen ab.
    Doch bis zum Mittag mag sich nicht so richtig etwas tun.


    An der nächsten Stelle, die wir anfahren, bildet sich bei ablaufendem Strom ein großes
    Kehrwasser. Der Grund steigt dort von der Fahrrinne von etwa 12m auf 3m an. Starke
    Strukturen sind ebenfalls auf dem Echolot erkennbar. Ideal. Wir lassen uns vom Tiefen ins
    Flache driften. Dabei versetzt Guido geschickt immer wieder das Boot so dass wir immer
    an eine andere Stelle ins Kehrwasser treiben.
    Benni sitzt im Heck des Bootes und kommt mit seinem Köder diesmal zuerst in den heißen
    Bereich. Als wir eine schöne Kante erreichen schlägt es bei Benni ein und es wird sogleich
    deutlich, dass die nächste "Bulette" gebissen hat. Der Fisch wehrt sich heftig kann aber
    dort im Kehrwasser nicht viel ausrichten. Als der Fisch an die Oberfläche kommt, können
    wirs kaum glauben. Schon wieder so ein Brocken.
    Wir legen das Maßband an: wieder exakt 90cm, unglaublich!



    Benni mit 90er


    Benni verliert noch einen recht guten Fisch an der Stelle sonst tut sich dort nichts mehr.
    Kurze Zeit später dreht sich der Strom in die andere Richtung und das Wasser beginnt wieder
    aufzulaufen. Schon sind plötzlich wieder ganz andere Stellen interessant. Die Fische müssen
    ebenso wie die Angler die Stellen wechseln um weiterhin erfolgreich zu sein. Dieser Stellen-
    wechsel vollzieht sich recht langsam und so sind die Beisszeiten unterbrochen von etwa zwei
    Stunden zwischen den Gezeiten.
    Gegen acht Uhr abends sind unsere "Batterien" allerdings leer. Die Konzentration länger als
    zehn Stunden aufrecht zu erhalten ist fast unmöglich. Zufrieden mit diesem super Auftakt
    kehren wir ins Hotel zurück.


    2. Tag


    Heute ließen wir uns etwas mehr Zeit und starteten erst um acht Uhr, da sich die
    Gezeiten jeden Tag um etwas mehr als eine Stunde verschieben. Also wieder bei auslaufendem
    Strom raus an die erste Stelle. Kalter Wind und gelegentlicher Nieselregen luden nicht
    gerade zum Bootsausflug ein, aber dennoch war die Stimmung wie immer ungebrochen gut.
    Der erste Angelplatz brachte außer einem Barsch und ein paar Hänger leider keinen weiteren
    Fisch. Also zu nächsten. Auch dort ging es eher zäh zur Sache. Ein Barsch und ein kleiner
    Zander waren nach einer Stunde mühsam erkämpft.



    Armin mit schönem Barsch



    Wir fuhren weiter Stromab und hangelten uns von Stelle zu Stelle. Benni gelang schließlich
    beim Werfen der Fang eines 75er Zanders.
    Gegen Mittag lockert die Wolkendecke auf und die Sonne kommt ab und an zum Vorschein. Wieder
    sind es die Barsch die uns bei Laune halten. Fische bis über 40cm sind regelmäßig dabei und
    bringen beim Vertikalfischen mit leichtem Gerät jede Menge Spaß. Die Zander sind etwas
    zurückhaltend heute.


    Am späten Nachmittag - unsere Konzentration hat schon merklich nachgelassen - schwenkt Guido das
    Boot gerade in ein Kehrwasser als es Benni buchstäblich fast vom Hocker haut. In entspannter,
    weit zurückgelehnter Sitzhaltung hatte er wohl nicht mit einem so heftigen Biss gerechnet.
    Reflexartig haut Benni an, kommt aber mit der Rute zu weit nach oben so dass sich die Schnur
    im Spitzenring verfängt. Der Zander zieht, Benni greift sich geistesgegenwärtig die Schnur und
    Guido übernimmt die Rute bis Benni die Schnur wieder klar hat.
    Petrus hat ein Einsehen, der Fisch bleibt dran und kann dann auch gelandet werden. Ein
    prächtiger 85er ist es diesmal. Fast hatte es nach einem weiteren 90er ausgesehen...



    Benni's 85er


    Der Abend bringt keine weiteren Fische und so kehren wir recht erschöpft aber zufrieden
    ins Hotel zurück. Nach dem Essen fallen wir todmüde um zehn ins Bett. Morgen geht’s diesmal
    um sechs raus.



    3. Tag


    Strahlender Sonnenschein, leichter Ostwind und zu Beginn noch einlaufender Strom, so begrüßte
    uns der dritte und letzte Tag.



    Die Crew



    Die Bedingungen scheinen wirklich gut zu sein. In der ersten Drift hat Benni einen Rapfen
    als Nachläufer. Wenig später fange ich einen 65er Zander beim Werfen. Doch trotz massiver
    Echos auf dem Lot konnten wir an dieser Stelle nichts mehr ausrichten.


    Wir fahren weiter Flußab. Ab und an können wir den einen oder anderen kleineren Zander
    herauskitzeln. Hauptsächlich Vertikal.
    Köderfarben der vergangenen eher trüben Tage fangen heute nicht. Also haben wir viel experimentiert.
    Schließlich lande ich bei einer schlicht anmutenden naturfarbenen Stintimitation.
    Mittlerweile hatte die Ebbe eingesetzt und der Fluss fließt wieder stark ab. Der Schiffsverkehr ist
    enorm. Teilweise fahren - für meine Verhältnisse - sehr große Schiffe durch.



    Dicke Pötte unterwegs


    Die großen Pötte erzeugen einen enormen Sog. Gerade am Ufer oder in in flacheren Bereichen
    sorgen die Wellen sehr hohe Wellen, die man nicht unterschätzen sollte. Spundwände reflektieren
    die Bugwellen und sorgen für eine tückische Kreuzsee. Nichts für kleine Boote.
    Schwimmwesten sind obligatorisch. ‚Safety first’!


    Ablaufender Strom bei einsetzender Ebbe ist auf jeden Fall mit wesentlich stärkerer Strömung verbunden als
    auflaufender Strom bei Flut. Guido kann teilweise auch mit Vollgas am E-Motor die Drift kaum bremsen.
    Dementsprechend schwer müssen die Bleiköpfe beim Vertikalfischen gewählt werden.



    Vertikalköder


    An einem weiteren Spot in der nähe eines Kraftwerksauslaufs driften wir wieder in ein kleines Kehrwasser.
    Es stellt sich aber als äußerst flach heraus und so lassen wir uns wieder in den Hauptstrom hinaus
    treiben. Auf dem Echolot und parallel am fehlendem Grundkontakt bemerke ich wie der Boden von zwei auf
    über viereinhalb Meter abfällt. Ich lasse den Köder herunter um wieder Grundkontakt zu bekommen. Beim
    anheben dann ein kleiner kaum bemerkbarer Ruck. Ich ziehe durch und schwere Kopfschläge quittieren
    den sitzenden Haken aus der Tiefe.
    Ich bekomme den Fisch fast nach oben und kann die vermeintliche Flanke kurz sehen. "Siebziger?" sage ich
    noch bevor der Zander mit Vollgas unters Boot Richtung Hauptstrom zieht. Die Strudel der Schwanzflosse
    sind deutlich an der Oberfläche zu sehen und Guido ist ganz und gar anderer Meinung bezüglich der Fischgröße.
    Ich muss ihm zustimmen, denn ich habe mit dem leichten Gerät meine Schwierigkeiten irgendwie gegenzuhalten.
    Nur gut, dass Zander keine wirklichen Kämpfer sind. Nach etwa zwei bangen Minuten kommt der Fisch endlich hoch.
    Eine weitere "Bulette" wie Guido immer so schön sagt. Der Haken sitzt sicher und Benni keschert das schöne Tier.
    Mir fällt ein Stein vom Herzen! Ich kann es kaum fassen, dass mir auch noch der Fang eines großen gelungen
    ist.
    Das Maßband zeigt 91cm. Ein prachtvoller Fisch mit riesigem Schädel. Ich bin völlig aus dem Häuschen, kann Guidos
    Kommandos beim Fotografieren kaum folgen. Dennoch kommen ein paar gute Schnappschüsse zusammen:




    91er



    Größter Fisch der Tour!


    Die Stelle ist noch heiß. Erneut steuern wir den Spot an. Diesmal driften wir von vorne statt seitlich in den
    Platz. Kaum kommt die Kante lasse ich den Köder an der Multi langsam hinab. Mit dem Daumen bremse ich die
    Bewegung etwas ab und schon kommt der Biss. Mein Anhieb sitzt und erneut beginnt der Kampf in harter Strömung.
    Wieder kein kleiner. Hoffentlich hält die 0.10er Schnur. Ist alles noch OK? Hast du auch alles nach dem Fisch
    vorhin gut kontrolliert. Tausend Gedanken gehen einem durch den Kopf. Doch alles geht gut. Ein weiterer schöner
    Fisch gleitet in den Kescher. Diesmal ein schöner 80er.



    80er


    Ich befinde mich in Trance. Geht’s noch? Zwei schöne Zander in 10 Minuten? Wo bitte geht so was?
    Wir fahren den Platz noch mal an. Ratet mal was passiert. Ja, ich bekomme wieder einen Biss. Diesmal ist es
    ein etwa 70er Fisch. Wir messen ihn nicht, da Guido den Drill und die Landung filmt. Auch dieser Fisch
    wird natürlich wie alle anderen wieder released. Schließlich soll der Bestand so bleiben wie er ist.
    Jetzt ist der Spot aber endgültig durchgefischt. Der Köder ist auch fertig. Mit Mühe kann ich den Köder
    für den Rest des Tages zusammenflicken. Aber außer ein paar Luftpumpen geht nichts mehr.


    An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Guido Jubelt für das exzellente Guiding und für die
    professionelle, ausgesprochen lustige Begleitung und Freundschaft bedanken. Ebenso vielen Dank an Armin
    und Benni für die Kameradschaft und die Gute Stimmung. Es war ein super schöner Angeltrip, den keiner
    von uns so schnell vergessen wird!


    http://www.angelservice-jubelt.de

  • Danke - der nächste Top-Bericht!! Wer braucht da noch irgendeine Angel(fach)zeitschrift!?


    Petri zu den wirklich grandiosen Bulletten!! :Top:


    Grüße
    Stefan

    Der einsame Hirsch streift nutzlos durch die Brombeeren (Helge Schneider)