Georg Baumann im Interview

  • Vielen ist Georg Baumann aus seinen zahlreichen Beiträgen in der Fisch und Fang, vorallem aus der "Rubrik: Gastangler" und durch seine filmerische Tätigkeiten bekannt.


    Grund genug, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen!



    "Interview mit Georg Baumann":



    Portrait:

      - Geboren: 06.10. 1975
      - Mitglied: "Die Gastangler"
      - Beruf: Journalist und Filmemacher



    1. Seit wann angelst du bzw./und wie bist du zum Angeln gekommen?


    Mein Vater hat mich mitgenommen, als ich 3 Jahre alt war. Mit 5 Jahren bin ich dann schon alleine losgezogen – mit Wurm auf Forellen an einem Wiesenbach hinter unserem Haus.

    2. Wie und warum bist du auf der kommerziellen Seite des Angelns gelandet? Deine Aktivitäten als Autor oder als Filmemacher betreffend.


    Mehr oder weniger durch Zufall. Nach meinem Studium war mein größter Traum, von meinem Hobby leben zu können. Also habe ich angefangen, für die Angelmagazine zu schreiben. Außerdem habe ich ein kurzes Praktikum bei der Angelsendung „Hechtsprung“ gemacht. Dort lernte ich Johannes Dietel kennen, der gerade dabei war, seine Seite http://www.barsch-alarm.de aufzubauen. Da habe ich mitgearbeitet, bis Johannes mir von einer freien Stelle bei „FISCH&FANG“ erzählte, für die er schon länger geschrieben hatte. Ich bewarb mich und wurde eingestellt. Seitdem ist meine Leidenschaft mein Beruf. So zusammengefasst, hört sich der Werdegang relativ zielstrebig an. In Wahrheit war es aber ein langer Prozess mit finanziellen Engpässen, Zweifeln und einer Riesenportion Glück.


    3. Man kann wohl sagen dass Raubfische dein Steckenpferd sind. Welche Methoden bevorzugst du?


    Wenn ich „privat“ angeln gehe – d. h. ohne einen Filmauftrag – ist fast immer der Hecht mein Zielfisch. Am liebsten stelle ich ihm werfender Weise mit Jerks oder Gummis nach. Allerdings fische ich auch unheimlich gerne mit leichtem Gerät auf Barsche. Auch das Ansitzangeln hat seinen Reiz, doch leider fehlt mir die Zeit, alle Methoden intensiv auszuüben.


    4. Welche Gewässer würdest du einem Gastangler aus Bayern im Norden empfehlen??


    Ganz klar die Mecklenburgische Seenplatte und die Bodden rund um Rügen. Beide Reviere sind unglaublich schön und mal was anderes als das ebenfalls traumhafte Bergpanorama bei Euch im Süden. Außerdem sind beide Regionen touristisch gut erschlossen, Bootsverleih, Unterkunft, etc. sind daher kein Problem. Und nicht zuletzt ist der Fischbestand in beiden Gewässern enorm und dürfte deutschlandweit wohl seinesgleichen suchen.


    5. Wie definierst/bewertest Du die Diskussion um Hardmono und Stahlvorfach und welches Material bevorzugst Du?


    Stahl, Stahl und nochmals Stahl. Habe selbst noch nie mit Hardmono gefischt, weil ich schon mehrfach Zeuge war, wie Hechte das Material im Drill durchgescheuert haben. Ich trau’ ihm daher nicht, auch wenn viele gestandene Angler drauf schwören.


    6. Für den einen die Masterfrage, für den anderen Grauzone, ein Gräuel oder sogar am Rande der Legalität. Ohne wissen zu wollen, wie du es handhabst. Wie stehst du zu Catch & Release?


    Nicht jeden maßigen Fisch abzuschlagen, ist der einzige Weg, unsere Bestände dauerhaft zu erhalten. Fanatismus hilft aber auch nicht weiter, sondern schreckt eher ab. Ich esse gerne Fisch und wäre schön blöd, wenn ich ihn beim Fischer kaufen würde. Der DHC trifft mit seiner Abkehr vom Catch & Release und der Hinwendung zur selektiven Ernte genau den Kern.


    7. Was war Dein größter Reinfall beim Angeln?


    Das war wohl ein Trip mit meinem Kollegen Markus Heine an den Tollensesee. Drei Tage Schleppen ohne Biss. Außerdem habe ich eine 50-Euro-Castaic-Forelle versenkt. Reicht eigentlich schon, aber als am 3. Tag ein anderer Angler innerhalb von wenigen Stunden gleich mehrere schöne Hechte gefangen hat, war die Demütigung perfekt.


    8. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich auch wissen, was denn Dein schönstes Angelerlebnis war!


    Sorry – ich passe. Ich habe so viele schöne Augenblicke am Wasser verbracht, dass es unmöglich ist, einen herauszupicken. Eine Anekdote aus jüngerer Vergangenheit: Vor 2 Wochen war ich mit meiner knapp 3 Jahre alten Tochter beim Lauben-Stippen. Jeder Fisch wurde mit einem kleinen Freudentanz und großem Hallo begrüßt. Als ich dann irgendwann einen Schilfhalm am Haken hatte, guckte mich meine Tochter mit großen Augen an und sagte vorwurfsvoll: „Aber Papa, ich brauch’ doch einen Fisch!“


    9. Hast Du einen „absoluten Lieblingsköder“?


    Nein.


    10. Lieblingsrute?


    Bin echt kein Geräte-Fetischist. Die Rute muss robust sein und gut in der Hand liegen. Da gibt’s heutzutage glücklicherweise eine große Auswahl.


    11. Lieblingsrolle?


    Siehe oben.


    12. Was würdest Du kurz und knapp einem „frischen/jungen“ Angler am ehesten mit auf den Weg geben?


    Oha, Ratschläge klingen immer so oberschlau und altklug. Vielleicht noch am ehesten, dass man nicht unbedingt eine 500-Euro-Rute braucht, um ein guter Angler zu sein. Und dass der Spaß das wichtigste beim Angeln ist. Schließlich ist es ja ein Hobby. Aber letztlich muss jeder seinen eigenen Weg finden.


    13. Bist Du ein guter Fischkoch?


    Bassd scho! Ein paar Rezepte hab’ ich auf dem Schirm, aber als Starkoch geh’ ich nicht gerade durch.


    14. Noch mal zurück zum eigentlichen Fischen: „Hast Du bevorzugte Jahreszeiten und nimmst Dir auch mal eine Auszeit; oder fischt Du das ganze Jahr über?“


    Besonders gut gefällt mir das Frühjahr, wenn die Vögel anfangen zu singen, die Tage länger und wärmer werden und die Fische wieder richtig gut beißen. Aber ich fische auch den Rest des Jahres. Schlappmachen gilt nicht!


    15. Was wünscht Du Dir für die anglerische Zukunft in Deutschland?


    Dass Angeln breitere Anerkennung findet. Wir sind da schon auf einem guten Weg, aber bis wir hier amerikanische Verhältnisse haben, wo ein Präsident sich beim Angeln ablichten lässt, um Wählerstimmen zu werben, ist es noch eine lange, lange Strecke. Ein großer Schritt in die richtige Richtung wäre die Abschaffung der leidigen Anglerprüfung. Die nützt nämlich keinem, außer den Angelgegnern. Glücklicherweise haben das Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo es so genannte Touristenfischereischeine gibt, erkannt. In M-V soll der Schein bald ganz unnötig sein. In Brandenburg braucht man zum Friedfisch-Angeln keine Prüfung mehr. Auch wenn mir die gemachte Unterscheidung von Fried- und Raubfisch nicht gefällt, zeigen die deutlich steigenden Mitgliederzahlen in den Angelvereinen, dass dies genau der richtige Weg ist. Denn nur wenn wir viele Menschen für unser Hobby begeistern können, wird es in der Bevölkerung den nötigen Rückhalt haben, um auch in den nächsten Jahrzehnten zu bestehen.



    www.filmfisch.de


    Im Namen des Teams "Alpines-Angeln" und all unserer User möchten wir uns recht herzlich für dieses Gespräch bedanken und wünschen Petri Heil und eine erfolgreiche Saison.