Bewirtschaftung unserer Gewässer

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  • Servus liebe Forumsgemeinde!


    Die Fischsaison hört zwar bei mir das ganze Jahr über nicht auf aber zur Zeit ists halt ein bisschen ruhiger. Somit wieder mehr Zeit im Forum neben dem Berichte lesen auch Berichte einzustellen.


    Der aktuelle Anlass ist die für mich teilweise erschreckende Entwicklung an den Gewässern und in vielen Köpfen von Bewirtschaftern, Fischern und Anglern was die Besatzpolitik und wünschenswerte Ziele betrifft.


    So zu sagen "finaler" Anlass war neben der leidigen Walchensee-Diskussion der Beitrag über die Starnberger Versammlung.


    Sicherlich betreibe ich mein Hobby extremer als viele von euch, aber genau deshalb ist es mir ein sehr großes Anliegen euch mit meiner Denkweise zu konforntieren und vielleicht beim ein oder anderen ein Umdenken zu erreichen.


    Möchte nun als erstes auf die Salmoniden bzw. speziell Saiblingsdiskussion eingehen.
    Fakt ist bei uns gibt es EINE heimische Saiblingsart - den Seesaibling. Dieser ist allgemein anerkannt in vier Standortvarianten untergliedert. Den Normalsaibling mit einer Länge von bis zu 35 cm, den Wildfangsaibling der auch auf 5 bis 6 Pfund abwachsen kann und die zwei kleinen Formen, Schwarzreuther und Tiefseesaibling.
    Wenn auch beim heimischen Flussbarsch nicht so genau ausgeführt kann man das mit diesem vergleichen.


    Wenn nun in einem Gewässer die Seesaiblinge nicht in die (vom Angler und Bewirtschafter) gewünschte Größe abwachsen dann wird überlegt. Was kann man anderes machen - besser wär die Überlegung: WARUM wächst der Fisch so ab wie er es tut.
    Es ist nun mal so dass in Gewässern wo nicht genügend Futterfisch vorkommt kein Saibling in die Wildfang-Form abwachsen wird weil er die dazu benötigte Nahrung nicht finden wird. Und mit Zooplankton und Insektenlarven sieht der Saibling halt nun mal keine Veranlassung auf die gewünschte kapitale Größe abzuwachsen. Also wird er zum Normalsaibling abwachsen.


    Jetzt die Landwirte unter euch sehens mir bitte nach "bauernschlau" auf Elsässer Saiblinge, Bulltrouts, arktische Seesaiblinge oder gar Namaycush zu setzen ist unverantwortlich.


    Im einzelnen begründet: Der Elsässer ist ja schon eine Kreuzung aus einem eingebürgerten Amerikaner - sprich dem Bachsaibling und unserem heimischen Seesaibling. Also eine aus wirtschaftlichen Interesse entstandene Kreuzung die die für die Mast günstigen Eigenschaften der Elternfischen vereint und die jeweiligen Probleme wiederum der Elternfische nahezu ausschließt.
    Die Bulltrout, ebenfalls eine nordamerikanische Saiblingsart, "schön" großwüchsig wird ebenfalls bereits in der Fischwirtschaft als interessanter Fisch gehandelt - warum? - eben großwüchsig - soll heißen die Geschlechtsreife tritt später, sprich eigentlich nach dem erreichen der eigentlichen Vermarktungsgröße ein. Das bedeutet unkomplizierte Mast, keine Einbußen durch Bildung der Geschlechtsorgane, keine Kämpfe in Teichen und somit kein Verpilzen etc..
    Arktischer Seesaibing - oftmals eine Wanderform die zwischen Süß- und Salzwasser wechseln und bei uns auch völlig fehl am Platz sind und zu guter letzt der allseits so geschätzte Namaycush - eigentlich von der Lebensart und auch dem Namen Lake Trout - eher mit unserer Seeforelle zu vergleichen - tja, vergleichen - wir haben doch die heimische Seeforelle - und sicher sind in der Schweiz auch schon kapitale Exemplare gefangen worden - nur die Masse der Fisch wird - zumindestens Berichten nach mit um die 40 cm gefangen - also - auch hier hätten wir ja schon einen heimischen Vertreter - den Seesaibling.


    Also was will man nun? Vor allem unter Berücksichtigung der Risiken - Tigerforelle und Elsässer sind bereits zwei Kreuzungen wo sich ein "Ausländer" mit unseren heimischen Fischen vermischt.
    Alle von euch die aus Karpfenregionen kommen kennen die Problematik mit Blaubandbärblingen - die als produktiver Futterfische für die Zanderzucht aus Asien eingeführt wurden und sich zur nicht bekämpfbaren Plage entwickelt haben. Die Sonnenbarsche die mit Karpfenexporten aus dem früheren Jugoslawien eingeschleppt wurden. Grasskarpfen die allein bei ihrer Einführung an die 30 neuen Parasiten mit brachten, ursprünglich als "Mähmaschinen" hochgelobt wurden und man dann feststellen musste dass die Ausscheidungen der Kameraden den Einsatz von Silber- und Marmorkarpfen notwendig machten um die Biomasse (Feinalgen) aus dem Wasser zu bekommen. Dem Besatz der osteuropäischen Sumpfelritze weil die billig und zahlreich verfügbar war. Und und und (Versuche mit Steelhead, Brown Troutk, Schwarzbarsch, Katzenwels etc.) ... glaub diese Aufzählung kann man mit jedem Besatzfehler der gemacht wurde nahtlos ergänzen.


    Wir Angler, Fischer und auch die Herren Gewässerbewirtschafter und Eigentümer sollten umdenken. Wir bzw. Sie sollten sich im klaren werden was wir / sie für Gewässer haben, welches Potential und Besonderheiten vorliegen. Darauf einen ordentlichen Besatz- und Bewirtschaftungsplan aufstellen. Mit Zielen, Teilzielen und einer zeitlichen Planung die nicht nur von Saison zu Saison läuft sondern auch den Mut aufbringen in 3 oder 5 Jahreszyklen zu denken.


    Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel an den Bewirtschaftern des Ruhrverbandes nehmen - sie haben für sich festgestellt dass zwei ihrer zahlreich bewirtschafteten Talsperren "das Zeug" zu Seeforelle, Seesaibling und Renken haben - also wurde Besatzmaterial vom Walchensee, Attersee, Wolfgangsee und Hintersee organisiert, ein Besatzplan aufgestellt und der Erfolg gibt ihnen recht!

    Nachdem wir nun ein "Angler"-Forum sind - mein Apell an euch - würdigt bewußt die von euch gefangenen Fische als Bestandteil des Ökosystem an dem ihr fischen dürft!


    Wenn ihr bis hierher gelesen habt - danke für eure Aufmerksamkeit und ich freu mich auf eine rege Diskussion!


    Gruß
    Christian, dersaibling

    Wünsch euch den Fisch von dem ihr träumt!

  • Servus
    Des is mal ein Fachbericht den ein Praktiker geschrieben hat, so das ihn jeder Dumme verstehen kann.
    Zu diesem Bericht wird dir wohl jeder Angler Recht geben, da alle deine Beispiele absolut einleuchtend sind. Leider sieht die Praxis völlig anders aus, blos als Beispiel, geh mal Anfang Mai am Walchenarm des Syvä entlang und red mit de Angler. Schee groß sollns sei, am besten 50 cm oder größer, kämpfen sollns, sFleisch soll rot sein mei dann is ois super. Das Leben der Angler is dann im Lot. Eingesetzte Scheiße is des für mich, Regenbogenforellen de si ned a moi Fortpflanzen können. Gefüttert werdens mit Carotin das Fleisch sche Rot is und des soll Natur sei?
    Zur Verteidigung des Vereins muß gesagt werden daß auch Bachforellen gesetzt werden, des ist ja schon mal ein Anfang.


    Aber da müßen wir Angler uns als erstes mal SELBST an unserer Nase nehmen!


    Wir wollen doch jedes mal was fangen und am einfachsten geht des halt mit de blöden Regenbogenforellen.
    Mir ist auf jeden Fall ein normaler Barsch lieber als eine RBForelle die für mich in unseren Gewässern, so extrem es klingt, nur Müll ist.
    Wie dersaibling schon sagte, die RBForelle vertreibt sogar die Bachforelle( Heimischer Fisch) aus ihren Unterständen.
    Ich denke wir sollten an unseren Gewässern versuchen die Verantwortlichen darauf hinzuweisen, daß wir lieber "Heimische Fische" in ihrem Lebensraum fördern und unterstützen als Produktivere Gewässerfremde Arten einzubringen mit all ihren Krankheiten,Gewässerfremden Eigenschaften und Maken.


    An uns ist es mit die ersten Schritte zu machen...


    Da ist es doch ganz gut zu wissen daß es solche Kompitenten Leut wir an CHRISTIAN gibt, a wenn ich nix mit dem Hintersee zu tun hab von mir mal ein VERGELTS GOTT


    Jetzt gehts ma wieder besser
    Gruß Jacky

  • zum thema regenbogenforellen(bzw satzfisch)ich bin der meinung heimische arten sollten schon gepflegt werden,aber was bringt die ganze pflege wenn sich die fische,nicht natürlich halten können?und bei uns sind die satzfische eh nur für den kochtopf,ob es refo oder bafo ist,sie wird gefangen und verzehrt,und ich hab eins festgestellt,wenn refos einige monate bzw.jahre in einem gewässer bleiben können,dann wird das fleisch wieder besser,also bin ich kein refo feind, es sollte immer 2 arten von besatz geben,den erhaltungsbesatz d.h das sich die art wieder ansiedeln kann und überleben kann,und wenn diese bedienungen nicht gegeben sind,einfach den kochtopf bestand,und das sollte von gewässer zu gewässer abgewogen werden,gruss aus der au
    ps:aber die vereine haben anscheinend zu viel geld,teure bafo zu besetzen

  • Tja Perikles,


    weiß ja nicht in welches Gewässer bei euch Bach- bzw. Regenbogenforellen anscheinend besetzt werden. Mir ist auch nicht bekannt wie hoch bei euch der Fraßdruck durch diverse Vögel ist bzw. schädliche Einflüsse durch Wasserbauwerke, Einleitungen oder sonstiges.
    Wär interessant dies zu erfahren.
    Geb aber eines zu bedenken - Besatz heißt nicht grundsätzlich einen Fisch zu besetzten den man am nächsten Angeltag fangreif dem Gewässer entnehmen kann. Ein gewisser Anteil am Gesamtbesatz in fangreifer Größe kann sicherlich aus Bewirtschaftungsgründen sinnvoll sein - es muss aber auch klar sein dass es sich hierbei um "totgeweihte" Fische handelt.
    Eine Forelle - egal welcher Art - mit 32 - 35 cm ist im Regelfall keine zwei Jahre alt. In dieser kurzen Zeit hat sie ihren Teich, Fließkanal oder Rundstrombecken kennen gelernt und die Futterschaufel ihres Fischzüchters. Außerdem kennt sie noch die Futterkörnung von Brutanfutter bis schätz mal 4 mm-Körnung (möglichst mit Carotin). Dieser also aus optimalen Mastbedingungen kommende Fisch soll nun plötzlich in einem natürlichen Gewässer mit all seinen Eigenheiten zurecht kommen.
    Will natürlich klarstellen dass es auch Fischzüchter gibt die mehr auf Qualität und nicht zu sehr auf rasches Wachstum setzen - aber - das Gewicht macht das Geld.
    Deshalb auch die Forderung nach längerfristigen Besatzplänen. Die Mischung machts! In einem Besatzplan müssen auch Fischarten bzw. -größen sein die vielleicht erst zwei oder drei Jahre später fangreif sind. Die sich optimal auf Grund der kleineren Besatzgröße, der kleineren benötigten Niesche im Gewässer und der leichteren Futterumstellung, ins neue Gewässer einpassen.


    Ganz abgesehen davon dass diese Fische vor überschreiten des Schonmaßes im Regelfall mindestens einmal abgelaicht haben und somit einen aktiven Beitrag im Gewässer geleistet haben.


    Ich errinnere in diesem Zusammenhang an die Hege- und Pflegeverpflichtung entsprechend dem Fischereigesetz - auch wenn dies für manch einen kitschig wirken mag.


    Gruß
    Christian, dersaibling

    Wünsch euch den Fisch von dem ihr träumt!

  • "perikles88" schrieb:

    in anderen ländern gibt es nicht so tolle fischereigesetze,aber dafür wesentlich mehr fisch,siehe z.B frankreich oder russland


    Deine Vergleiche sind bewundernswert....


    In Russland hast du 143 Mio Einwohner. Dem gegenüber stehen79.400 km² Wasser ohne das Kaspische Meer (Deutschland 8279 km²). Das hat allein eine Fläche die größer ist als Deutschland. Dort gibts 120.000 Flüsse und über 2 Mio Seen. Das schafft nicht mal der Russe diese leer zu fischen oder zu verseuchen.


    In Frankreich hast du die tote Rhone, das Verzehrverbot der Fische in weiten teilen der Seine. Im Gebiet von Marseille gibt es mitlerweile Seen in denen nichts mehr schwimmt außer Toilettenpapier. Dafür haben sie Seen mit absolutem C&R. Natürlich aufgeteilt in Hecht oder Karpfen oder Waller damit man es ja nicht zu schwer hat.


    Wenn das dein Ziel als Angler ist hast du in Frankreich wohl dein Paradies gefunden.

    A mit Huad fangt ma Fisch! Bääärig!