Kombischleppen auf Seesaibling

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  • Kombischleppen auf Seesaibling



    Die, vor allem am Walchensee, am weitesten verbreitete Methode den Juwelen der Tiefe nachzustellen, ist das so genannte Kombischleppen.


    Der Name Kombischleppen deshalb, da es sich um eine Kombination aus dem Schleppfischen mit handelsüblichen Schlepplöffeln in Kombination mit der Präsentation eines Naturköders handelt.
    Eine vielleicht etwas ungewöhnliche, jedoch durchaus erfolgreiche Methode, um in großer Tiefe, direkt mit der Rute die Seesaiblinge zu überlisten.


    Doch nun der Reihe nach.


    Die Montage:


    Empfehlenswert ist die Verwendung von Schlepplöffeln der Marke Stucki/Thun. Kein anderer Hersteller stellt Schlepplöffel mit derart geringem Gewicht her. Abhängig von Größe und Form der Schlepplöffel, ergibt sich ein gleichmäßig, langsames Spiel (große, tropfenförmige Löffel) oder ein eher hektischeres Flattern (kleine, kantigere Löffel).




    Wichtig ist, dass es bei der Verwendung dieser Löffel lediglich um die Lockwirkung geht. Der spielende imitiert ein Fischlein, was wiederum die Aufmerksamkeit anderer Saiblinge erregt. Als äußerst positiv auf die Bissanzahl hat sich eine halbseitige rote Lackierung erwiesen.


    Nun zum Detail:


    Der eigentliche, standardmäßige Drilling des Löffels wird durch ein Vorfach beliebiger Länge (5-60cm) ersetzt. Darauf zu achten ist, dass das Vorfach direkt an den Sprengring des Löffels geknotet wird. Die Verwendung eines zwischengeschalteten Wirbels, wie es oft aus Bequemlichkeit gehandhabt wird, kann das Spiel der oft sehr leichten Löffel schon negativ beeinflussen. So mancher Angler benutzt diesen Wirbel, um bei einem evtl. Abriss oder Hakenverlust, schnell und unkompliziert das Vorfach einschließlich Köder zu wechseln. Besser wäre es, für solche Fälle eine zweite, fertige Montage bereit zu halten.


    Über die Länge dieses Vorfaches wird oft diskutiert. Ich selbst konnte keine Unterschiede feststellen.
    Aus Gründen der Handhabung tendiere ich jedoch eher zu kurzen bis mittleren Montagen um 10 bis 20 cm.
    Auch halte ich ein ca. ein Meter langes Vorfach zwischen Löffel und Hauptschnur für sinnvoll, denn auch dies garantiert mir ein optimales Laufverhalten der sehr leichten Löffel.




    Als Vorfachmaterial zwischen Löffel und Haken halte ich ein 0,20er Monofil (Fluorocarbon)für optimal, da ich gerne meine Hakenmontage selber binde.


    Als Haken empfehle ich die besonders scharfen Owner Cutting Point Einfachhaken, als beste Alternative die Profiblinker Wahnsinnshaken in der Grösse 4 oder 6.





    Wer lieber fertig gebundene Hakenvorfächer verwenden möchte, dem empfehle ich die „blauen“ Forellenhaken der Firma Owner. Ich selbst kenne keine dünndrahtigeren und gleichzeitig schärferen Haken. Diese fertig gebundenen Vorfächer müssen lediglich in der Länge gekürzt werden.
    Als Löffel verwende ich gerne die etwas größeren Stucki Schlepplöffel D in den Farben Kupfer/Silber und Messing/Silber. Die eckigere Variante mit schnellerem Laufverhalten ist der Stucki Spezial.

    Nun zur weiteren Montage und dem richtigen Umgang:


    Gefischt wird das Ganze an einer möglichst dünnen und dehnungsarmen Hauptschnur; am besten einer Geflochtenen. Bei monofiler Schnur ist ein 0,20er, bei geflochtenen Schnüren ein 0,08er Durchmesser auf alle Fälle ausreichend.


    Ich verwende lieber eine Geflochtene, da aufgrund der Dehnungsarmut und den oftmals 60- 80m ausgelassener Schnur die Bisse wesentlich besser zu erkennen sind. Nichts ist ärgerlicher, als nach einem nicht erkannten Fehlbiss, ohne eigentlichen Köder, weiter zu fischen.


    Gefischt wird beim Kombischleppen größtenteils in tieferen Regionen um die 20 bis 50 m. Deshalb wirkt sich eine geflochtene Hauptschnur, trotz der meist glasklaren Gewässer, nicht als störend aus. Außerdem befindet sich, wie schon erwähnt, zwischen Hauptschnur und Schlepplöffel ein Meter monofiles Vorfach. Wer jedoch auf Nummer sicher gehen möchte, dem empfehle ich die semitransparente Fireline Crystal von Berkley. Ich selbst bevorzuge die Multicolour Geflochtene von Stroft. Diese Schnur ändert alle 10m ihre Farbe und somit kann man die Schnurlänge und somit die gefischte Tiefe besser reproduzieren.


    Als Ruten eignen sich kurze Spinnruten in der Länge 2,10m bis 2,50m, mit einem Wurfgewicht um die 20 – 50g. Längere Ruten haben sich als relativ unhandlich im Boot erwiesen. Auch wäre eine hohe Steifigkeit der Rute zur besseren Bisserkennung wünschenswert oder optimal. Wegen des oft hohen Bleigewichtes, geben weichere Ruten zu stark nach, was eine gute Bisserkennung beeinträchtigen kann. Optimal ist eine relativ steife Rute in Kombination mit reiner Spitzenaktion.

    Die Handhabung:


    Geschleppt wird, wie schon angesprochen, mit dem Blei direkt auf der Hauptschnur. D.h. es werden keinerlei Hilfsmittel, wie Downrigger oder Tiefschlepprolle verwendet, um den Köder auf Tiefe zu bringen. In der Regel reichen Gewichte zwischen 40 und 80g aus, um auf die gewünschte Tiefe zu kommen. Das Blei, meist ein Birnen- oder Kugelblei mit Wirbel, wird mittels Running-Boom, „Schneller Perle“ oder Antitangle-Röhrchen (eigentlich wie bei einer einfachen Grundmontage) auf die Hauptschnur aufgezogen.


    Wer möchte kann es, um einer etwaigen Scheuchwirkung entgegen zu wirken, mittels Gummistopper, in gewissem Abstand vor der Montage fixieren.


    Die fängige Tiefe ist Jahreszeit abhängig und von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich.
    Am Walchensee ist dies ein Bereich zwischen 40 und 60 Meter.


    Der wichtigste Grundsatz beim Kombischleppen heißt: „Go-Slow“!


    Die Schleppgeschwindigkeit sollte 1,5-2 km/h nicht überschreiten. Bei diesem Tempo erreicht man mit eher leichten Bleigewichten erstens die genannten Tiefen leicht und zweitens spielen und taumeln die leichten Stucki-Löffel bei langsamer Fahrt umso verführerischer. Wer kein GPS oder ähnliche moderne Hilfsmittel an Board hat, sollte sich an den Grundsatz halten, ein bis zwei kräftige Ruderschläge zu machen, um dann das Boot, ruhig bis zu einer Minute lang, fast bis zum Stillstand, auslaufen zu lassen.


    Die zwei größten Anfängerfehler beim Kombischleppen sind zum einen eine zu hohe Geschwindigkeit und zum anderen zu gleichmäßiges Rudern. Im Gegensatz zum normalen Schleppfischen, gilt beim Kombischleppen auf Seesaibling: „zu langsam gibt es nicht“! Oft reicht es sogar, sich vom Wind über den See schieben zu lassen.
    Bei dieser Drifttechnik ist es meist sogar von Nöten, das Boot mit Hilfe der Ruder ein wenig abzubremsen und in der Spur zu halten. Ein Driftsack tut hier sicherlich gute Dienste.


    Das ungleichmäßige Rudern, oder bei Winddrift das Abbremsen mit Hilfe der Ruder, stellt oft sogar den Schlüssel zum Erfolg dar. Ein bis zwei schnelle Ruderschläge straffen die Montage, der Löffel blitzt wie ein flüchtender Fisch auf, das erregt die Aufmerksamkeit größerer Räuber. In der Gleitphase reduziert sich die Geschwindigkeit. Somit sinkt die Montage langsam taumelnd ab.


    Nicht selten erfolgt der Biss genau in dieser Phase.


    Als Naturköder am Einfachhaken haben sich vor allem Bienenmaden bewährt.
    Wegen ihrer Größe sind sie vor allem leicht anzuködern. Oft sind zwei Stück die optimale Menge am Haken. Von normalen Maden halte ich persönlich wenig, da sie oft zu klein sind, sich schwieriger am großen Haken anködern lassen und oftmals lediglich einen Klumpen bilden, der wenig Spiel und Eigenaktion zeigt. Die in Sbirolinomanier L-förmig angeköderten Bienenmaden flattern jedoch verführerisch bei leichtem Zug. Wegen der begrenzten Haltbarkeit der Naturköder und auch, weil nicht immer und überall erhältlich, bin ich in den letzten Jahren immer mehr zu künstlichen Bienenmaden übergegangen. Diese gibt es in natürlichem Farbton, sie sind aromatisiert und nahezu ewig haltbar. Auch halten sie sicher einen ganzen Angeltag am Haken und überstehen selbst einige Bisse unbeschadet.
    Genauso funktionieren Sbirolino-Spaghetti, welche sich unkompliziert in die passende Länge schneiden lassen. Mein Favorit, als Köder, sind derzeit die kleinsten Profiblinker-Attractoren (3cm), da sie fantastisch spielen und gleichzeitig einige Bisse „aushalten“.


    z.B. am Walchensee, wo das Schleppen mit zwei Anbissstellen erlaubt ist, beschränke ich mich trotzdem oft nur auf eine Rute (mit einem Köder). Da der Saibling ein Schwarmfisch ist, kommt es bei der Verwendung von zwei Ruten nicht selten zum Doppelbiss. In solchen Fällen ist das Fischen mit einer Rute schlichtweg stressfreier. Außerdem ist nach dem Fang eines Saiblings oder nach einem Fehlbiss das Fahren einer engen Kurve, und damit zum Schwarm zurück, mit einer Rute wesentlich einfacher bzw. besser möglich.
    Was nutzt es, den Schwarm gefunden, aber ein heilloses Durcheinander in der Montage zu haben?


    Fazit: Morgens, bei Windstille und spiegelglattem See, ist das Kombischleppen wohl eine der geruhsamsten und entspannendsten Methoden, um den Juwelen der Tiefe nachzustellen. Im Sommer, wenn z.B. am Walchensee ab 11 bis 12 Uhr der Thermikwind einsetzt und der See rauer wird, die Schleppfischerei also wesentlich mühsamer, lautet mein Tipp ganz klar: Nicht nachlassen. Natürlich ist das Rudern anstrengender, die Bisserkennung schwieriger und die meisten Angler nutzen diesen Umstand, um zu pausieren. Meist werden die größeren Saiblinge jedoch genau bei diesen Bedingungen gefangen.





    Copyright 2007 by Andreas Heinrich

  • "frolic42" schrieb:

    Wow!!
    Toller Beitrag - Das Saiblingsfieber steigt :)
    Vielen Dank für die Mühe Andreas


    Ja was macht der Andreas nicht Alles ???


    Damit ihr denn auch ne Chance beim Saisonstart habt :lol: :mrgreen: :mrgreen: