"Die Seeforellen sterben aus" / SZ 06.02.2007

  • Servus,


    in der SZ vom 06.02.2007 gab es im Bayern-Teil einen Artikel mit obiger Überschrift.


    Nach dem Artikel wurden im Tegernsee letztes Jahr nur noch 2 laichbereite Weibchen gesichtet - "in den anderen oberbayerischen Seen keine mehr"!


    Jetzt sollen "an einer ruhigen Stelle im Tegernsee in zwei Netzgehegen 150 Laichpaare gezüchtet werden".
    Können 150 Laichpaare (wenn sie denn laichen) den Bestand in Oberbayern retten?


    Hallo? Stammt denn nicht schon ein Großteil der Seeforellen aus Besatzmaßnahmen und wird das nicht schon seit mindestens 10 Jahren betrieben?


    @Saiblingskönig: Du müstest da doch Infos haben!? Oder?


    Ich denke mir, das es mal wieder eine gut geplante PR-Aktion ist. Ich möchte dem Fischer Ostermaier, der im Artikel erwähnt wird, auch nichts unterstellen und dem Herrn Wißmath (Fischereiberater des Bezirks Oberbayern) sicher die besten Absichten zugestehen.


    Meine Frage: Wenn eine Fischart dermaßen gefährdet ist, dann müsste doch eine ganzjährige Schonzeit her und nicht nur ein Mindestmaß!?
    Weitere Frage: Hat jemand in anderen oberbayerischen Seen vielleicht noch die ein oder andere laichbereite Seeforelle gesichtet?


    Über Gesprächstoff freut sich: Frank (alias Car)

    Viele Probleme erledigen sich von selbst, wenn man sie nicht dabei stört.

  • Servus Frank!


    Kenn dir Problematik. Auch wenn der Königssee Nationalpark-Gewässer ist bekommen wir einiges davon mit.
    Obwohl hier nur ein Berufsfischer seiner Fischerei nachgeht ist auch hier nach Aussagen von Experten die Seeforelle unmittelbar vom Aussterben bedroht.
    Wesentlich dazu beigetragen hat der schlechte Zustand der vorhandenen Laichplätze. Die wenigen Laichbäche werden von Fischreihern systematisch abgegrast.
    Abgesehen davon, das ist nun nur die Meinung eines bedingten Laien, war die Besatzpolitik zur Stützung des Bestandes mehr als fragwürdig.
    Es wurden immer wieder Besatzforellen aus Wiehlenbach besetzt die teilweise über 500 g Stückgewicht hatten. Diese wurden aufwendig mit verschiedenfarbigen Silikonstreifen an den Augen makiert um ihr Verhalten zu dokumentieren. Fazit war dass etliche dieser Fische in unsere Königsseer Ache abgewandert sind.


    Laichfische die in die Königsseer Ache abwandern können aufgrund eines Stauwehrs und wenig weiter einem natürlichen Absturz nicht mehr aus eigener Kraft zurück in den See. Vor ca. 5 Jahren haben wir in dem Stück unterhalb des Stauwehres auf eine Länge von ca. 200 m bei zwei E-Abfischungen insgesamt 17 Seeforellen zwischen 75 und 95 cm gefangen - und an den Fischer zurückgegeben.


    Ich glaube wir nähern uns die Seeforelle betreffend einem traurigen Kapitel :( .
    - Schade -


    Gruß
    Christian, dersaibling

    Wünsch euch den Fisch von dem ihr träumt!

  • "carshaker" schrieb:

    Können 150 Laichpaare (wenn sie denn laichen) den Bestand in Oberbayern retten?


    Servus Frank, das wäre sicher möglich, wenn man die Elterntiere, zwegens der Genetik, untereinander austauscht.


    Zitat

    Stammt denn nicht schon ein Großteil der Seeforellen aus Besatzmaßnahmen und wird das nicht schon seit mindestens 10 Jahren betrieben?


    Das wird am Walchensee schon solange betrieben, wie ich dort fische - und das sind fast 20 Jahre ...
    Die laichbereiten Fische folgen ihrem immer noch vorhandenen Instinkt, wollen in die Obernach aufsteigen und werden dort Anfang November mit Netzen gefangen und abgestreift. Die Fische sind natürlich meistens erledigt, eine empfindliche Forelle überlebt einen Netzfang in der Regel nicht.
    Der Aufstieg selber ist, Dank menschlicher Eingriffe, nicht mehr möglich - Verbauung und viel zu niedriger Wasserstand ...
    Die erbrüteten Fische werden tlw. verkauft (Kostendeckung) und zum Teil wieder in den Walchensee eingesetzt.


    Zitat

    Meine Frage: Wenn eine Fischart dermaßen gefährdet ist, dann müsste doch eine ganzjährige Schonzeit her und nicht nur ein Mindestmaß!?


    Andreas, als Einheimischer, wird das bestätigen können - im Frühjahr findet man am Walchensee an bestimmten Stellen ganze Schwärme von jungen Seeforellen (30 cm+).
    Ich selbst habe, durch meine Köderwahl, keinen Kontakt zu diesen Rotzlöffeln - es gibt aber "Fischer", die entblöden sich nicht, lobheischend Sprüche von sich zu geben, wie: "Scheisse, heute hatte ich wieder 20 untermassige Seeforellen dran ..."
    Ich maße mir nicht an, zu beurteilen, wieviele davon "ins Körbchen" wandern und wieviele anschliessend verrecken - m.E. gehört die Hegenenfischerei am Walchensee im März verboten ...

  • "Just" schrieb:

    Andreas, als Einheimischer, wird das bestätigen können - im Frühjahr findet man am Walchensee an bestimmten Stellen ganze Schwärme von jungen Seeforellen (30 cm+).
    Ich selbst habe, durch meine Köderwahl, keinen Kontakt zu diesen Rotzlöffeln - es gibt aber "Fischer", die entblöden sich nicht, lobheischend Sprüche von sich zu geben, wie: "Scheisse, heute hatte ich wieder 20 untermassige Seeforellen dran ..."


    Ich maße mir nicht an, zu beurteilen, wieviele davon "ins Körbchen" wandern und wieviele anschliessend verrecken - m.E. gehört die Hegenenfischerei am Walchensee im März verboten ...


    LEIDER!


    Eigentlich müsste man diese Problematik durch einen Herbstbesatz anstatt eines Frühjahrsbesatzes im Ansatz einigermassen in den Griff bekommen. Im Falle eines Frühjahrbesatzes ziehen die Schulen der SeeFos am Ufer entlang und nehmen natürlich so gut wie jeden Köder. Auch die Grösse der besetzten Fische sollte man überdenken.


    Obwohl sicherlich die Hegene das geringste Problem ist.
    Ein 16er Haken, noch im Wasser ausgehakt, stellt sicher kein grosses Problem dar.


    Das grösste Problem sind die Angler selbst. Immer wieder kann man beobachten, wie Seeforellen gestrandet werden, zum Hakenlösen auf den Schnee gelegt und dergleichen.
    Da blutet mir jedesmal das Herz.


    Ein riesen Problem sind sicherlich die Wurmangler.
    Da sich eine kleine Seeforelle so einen Happen sicherlich nicht entgehen lässt, und der "gemeine Uferangler" mit Kind und Hund auch nicht der Aufmerksamste ist, ist der Wurm samt Haken oft schon geschluckt, bevor es der Angler merkt!
    Dann wird noch ein satter Anhieb (anstatt einer Selbsthakmontage) gesetzt und die Sache ist besiegelt!


    Auch kann ich Jahr für Jahr reihenweise die Angler beobachten, die Seeforelle für Seeforelle im Kofferaum verschwinden lassen. Leider! Es ist so.....


    Am Walchensee wäre ich ganz klar für ein Verbot von Wurm und mehr Kontrollen.
    Nur durch mehr Kontrollen könnte man im Gespräch so manchen Angler auf Fehler oder Unwissen hinweisen und geistig weiterbringen; da bin ich mir sicher!
    Bei Kontrollen geht es garnicht um Strafen oder Ahndung von Vergehen. Sondern um einen guten, sinnfollen und vorallem kollegialen Weg der Weiterbildung.


    Auch ein Verbot von Drillingen bei Ködern unter 15cm könnte einiges Gutes mit sich bringen.
    Bei Blinkern und Spinnern sollte am Walchensee der Einfachhaken schon längst Pflicht sein.
    Zumindest bei der Spinnfischerei vom Ufer.
    Beim Seeforellenzupfen vom Ufer aus, gehören einfach an eine Mini-Elritze auch keine zwei Drillinge!


    Wie da manch ein Angler beim Abhaken einer kleinen Seeforelle herumfuhrwerkt, da wünschte ich mir manchmal, er würde den Fisch vorher abschlagen.


    Aber wie so oft, wird sich nichts tun (ich bitte um Verzeihung, wenn ich diesen Punkt anspreche); denn was schon immer gut und recht war, das kann auch in der heutigen Zeit nicht schlecht sein. Und daß die Fischereigenossenschaft Walchensee sich nicht gerade mit inovativen Ideen und einer zielgerichteten Umsetzung von "Neuem" hervortut, das ist leider leicht zu erkennen.

  • Hallo,


    keine Frage, die Seeforelle ist die Königin, entsprechend sollte sie behandelt werden, von den Berufsfischern, den Fischereireferenten in den Behörden und den Anglern.
    Um ehrlich zu sein- es krankt überall.


    Herr Dr. Wißmath ist Veterinär und versteht von der Materie leider viel zu wenig. Ich weiß, das klingt hart, aber wenn ich daran denke was alles möglich wäre und was wirklich geschieht- zum weinen! Und auch die Angler, bzw. gewisse Angler, tragen viel Schuld. Andreas hat es eindrucksvoll geschildert.
    Wenn einer meint er müsse 30er Seeforellen totschlagen - seine Haken sollen verrosten, seine Schnüre reißen, kurz gesagt: Verschwinde auf Nimmerwiedersehen von solchen Traumgewässern wie dem Walchensee und wende Dich Put & Take- Seen zu, da bist Du gut aufgehoben...


    Gott sei Dank laichen die Seefos am Walchensee noch von selbst ab. Es gibt einen Laichplatz in der Obernach, aber auch im See, dort wo unterirdische Quellen eintreten.
    Der See verfügt über einen sehr guten Bestand von Fischen zwischen 25 und 45 Zentimetern. Trotzdem ist eine 50er immer eine Ausnahme. Ich fange 1 bis 2 Maßige pro Saison, in 2006 war es eine 50 er und eine 60er. Aber es wurden 3 Fische zwischen 12 und 16 Pfund gefangen.
    Zwei Fänger kenne ich persönlich und habe die Fotos gesehen. Ich kenne auch die Zahl der gemeldeten maßigen Seefos in der vergangenen Saison. Ich bin nicht autorisiert, die genaue Zahl zu nennen, aber inklusive Dunkelziffer waren es sicher weit über 100 Stück.


    Grüße


    Bernd Taller